Rheinische Post Hilden

Das Ende der Bonus-Exzesse

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Die Nachricht schlug in der Finanzwelt ein wie eine Bombe: Die Deutsche Bank kappt die Boni ihrer führenden Angestellt­en um 90 Prozent. Damit beendet die größte Bank Deutschlan­ds einen Irrweg, der seit Dekaden die Kapitalmär­kte in Atem hält. Denn die Milliarden­zahlungen an die vermeintli­chen Zauberer der Wall Street und Londoner City sowie ihrer Ableger in Europa oder Fernost haben die Werte an der Börse, die eigentlich rationale Zukunftser­wartungen widerspieg­eln sollten, in nie gekanntem Ausmaß verzerrt.

In der ökonomisch­en Theorie haben Anreize, auf Englisch Incentives, eine wichtige Funktion. Sie bringen den Menschen dazu, für ein Ziel hart zu arbeiten und dafür eine Belohnung zu kassieren. So funktionie­rt das menschlich­e Antriebssy­stem nun einmal.

Aber die Setzung der richtigen Anreize ist schwierig. Das mussten Banken und Industrieu­nternehmen

Lange Zeit galten Boni als Geheimwaff­e für effiziente­s Handeln der Manager. Sie haben aber der Welt die größte Finanzkris­e beschert. Jetzt denken Banken und Konzerne um.

in jüngerer Zeit bitter erfahren. Ausgangspu­nkt ist die Principal-AgentTheor­ie. Danach kann der Prinzipal, also der Aktionär oder Eigentümer, nur unzureiche­nd überwachen, wie gut die führenden oder auch einfachen Angestellt­en arbeiten. Misst er ihre Leistungen an den Ergebnisse­n, kann er diese Informatio­nsdefizite vermindern. Er gibt ein Ziel vor und belohnt den Zielerreic­hungsgrad.

Soweit die Theorie. In der Realität sind jedoch viele Ergebnisse viel zu kurzfristi­g angesetzt, vor allem wenn es um den Börsenkurs oder Finanzgewi­nne geht. Noch schlimmer wird es, wenn sich die Kurse von ihren fundamenta­len Werten entfernen. Da schaffen Boni Anreize, waghalsige Wetten einzugehen, ohne beim möglichen Kursverfal­l bestraft zu werden. Und je weniger Firmeneign­er beurteilen können, ob kurzfristi­ge Ergebnisse auch langfristi­g wirken, desto problemati­scher sind Boni. Dann ist es besser, ein Fixgehalt zu zahlen und bei Erfolg den Mitarbeite­r zu befördern – mit Aussicht auf höheres Gehalt. Das hört sich altmodisch an, hat aber unsere Wirtschaft groß gemacht.

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