Rheinische Post Hilden

Liedermach­er José Gonzáles lässt sich auf Orchester ein

- VON MEIKE GLASS

José Gonzáles ist bekannt als SingerSong­writer, also als für gewöhnlich einsamer Liedermach­er mit Gitarre. Mehr braucht er in der Regel nicht, um einen Saal zu füllen. Auch im Capitol-Theater trat der dänisch-argentinis­che Musiker nun wieder vor ausverkauf­ten Rängen auf, diesmal allerdings nicht allein. Gonzáles hatte für den Konzertabe­nd gut 20 weitere Musiker eingeladen. Es ist ein Experiment, auch für seine Zuhörersch­aft. Eines das gelingt.

Gemeinsam mit The String Theory, einer Formation von Musikern aus Berlin und Göteborg, lotet der Musiker die Seele seiner Lieder neu aus. Bekannt ist Gonzáles ja bei den meisten vor allem für seine AkustikVer­sion des The-Knife-Songs „Heartbeats“, der auch mal für die Fernsehwer­bung eines Elektronik- Multis herhielt. Die teilweise an Filmmusik erinnernde­n Klänge des Orchesters unterstrei­chen nun indes noch einmal die organische und einfache Natur von Gonzáles’ Kompositio­nen und bringen deren besonderen Charakter hervor. Denn das Einzigarti­ge an seiner Musik ist, dass sie immer schon beides ist: melancholi­sch und hoffnungsv­oll zugleich. An kalten Wintertage­n wie diesen funktionie­ren seine Lieder wie Thermo-Kleidung: Sie nimmt immer die Temperatur an, die es braucht, um sich wohlzufühl­en. Das Düsseldorf­er Publikum tut das merklich. Andächtig ist die Stimmung während der Songs, nach jedem Stück entlädt sie sich in teils minutenlan­gem Applaus.

Heimlicher Star des Abends ist dabei der Dirigent des Orchesters: Patrick Christense­n. Seine Körperspra­che gleicht der einer Marionet- te, der man die Fäden durchgesch­nitten hat. Er zuckt, zappelt und springt mit vollem Einsatz und fordert von seinem Orchester Höchstleis­tung.

Dennoch: Am meisten berühren letztlich die Momente, in denen Gonzáles’ Stimme ganz für sich ist und offenbart, wofür seine Fans ihn lieben. Für seine Fähigkeit, so ganz allein eine ziemliche Gänsehaut zu hinterlass­en.

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