Rheinische Post Hilden

FÜRST ALBERT II. „Liebe zur Natur kommt von den Eltern“

- M. BEERMANN FÜHRTE DAS INTERVIEW.

Albert II. über sein Interesse für Ökologie, die Sorgen angesichts von Donald Trump und Alltagskom­promisse in der Familie.

Der Arbeitstag von Fürst Albert II. von Monaco ist durchgetak­tet. Sein Adjutant achtet auch bei unserem Treffen in einem Düsseldorf­er Luxushotel streng darauf, dass der strikte Zeitplan eingehalte­n wird. Aber als er den Fotografen hinauskomp­limentiere­n will, winkt Albert ab. „Wir stehen hier doch nicht auf den Palaststuf­en“, lächelt er. Fürst Albert, seit vielen Jahren engagieren Sie sich für den Schutz der Umwelt. Wie ist es eigentlich dazu gekommen? ALBERT Das ist sicherlich eine Familientr­adition, ein Erbe, das mir meine Großeltern und meine Eltern übertragen haben. Ich war immer gerne in der Natur, meine Mutter interessie­rte sich sehr für Pflanzen, und wir haben ja das Mittelmeer mit all seiner Schönheit und leider auch all seinen Problemen direkt vor der Haustür. Als ich etwas älter war, hat mich sicherlich auch sehr der Besuch der großen Umweltkonf­erenz in Rio 1992 geprägt, zu der ich meinen Vater Rainier begleiten durfte. Mir ist bewusst geworden, dass wir etwas für die Rettung des Planeten tun müssen und dass auch ein so kleines Land wie Monaco dabei eine wichtige Rolle spielen kann. Nimmt man als Vater kleiner Kinder – Ihre Zwillinge Jacques und Gabriella sind zwei Jahre alt – diese Fragen dann noch etwas ernster? ALBERT Natürlich spielt das eine Rolle. Wenn ich über den Schutz der Umwelt und die Bewahrung der Schöpfung spreche, dann haben diese Worte für mich persönlich seither noch mehr Gewicht. Ihre Umweltstif­tung besteht seit gut zehn Jahren. Sind Sie stolz auf das Geleistete? ALBERT Ich bin vor allem stolz auf die Leistung des kleinen Teams von nur etwa einem Dutzend Mitarbei- tern, die gemeinsam mit vielen Freiwillig­en in dieser Zeit rund 370 Projekte in fünf Kontinente­n auf die Beine gestellt haben. Dabei geht es unter anderem um die Bewahrung der Artenvielf­alt, ganz besonders in den Ozeanen, aber auch um die Förderung erneuerbar­er Energien und die Begrenzung der Auswirkung­en des Klimawande­ls. Beunruhigt es Sie, dass der neue USPräsiden­t Donald Trump offenbar nicht an den Klimawande­l glaubt? ALBERT Ja, das gibt Anlass zur Sorge, das will ich nicht leugnen. Aber wir müssen optimistis­ch bleiben. Schließlic­h haben viele andere Länder, darunter so große wie China, sich inzwischen eindeutig zum Kampf gegen den Klimawande­l bekannt. Es hat in Paris ein entspreche­ndes Abkommen gegeben, mit Selbstverp­flichtunge­n zur Begrenzung des CO2-Ausstoßes. Davon können sich die USA nicht einfach verabschie­den. Und ich glaube auch, dass eine Mehrheit der Amerikaner das inzwischen begriffen hat. Monaco liegt direkt am Mittelmeer. Dort ertrinken jedes Jahr Tausende Migranten auf dem Weg nach Europa. Was können wir dagegen tun? ALBERT Das ist eine Tragödie, die in gewisser Weise absehbar war. Der Migrations­druck hat sich über Jahre aufgebaut, und die Verantwort­ung dafür liegt vor allem in den Heimatländ­ern der Menschen, die versu- chen, über das Meer nach Europa zu gelangen. Doch wir haben die Verantwort­ung, diesen Ländern zu helfen, um die Lebensbedi­ngungen dort so zu verbessern, dass die Menschen nicht mehr fliehen wollen. Sie sind Staatschef, Sie reisen sehr viel für Ihre Stiftung, haben unzählige Termine. Wie lässt sich das eigentlich mit dem Familienle­ben vereinbare­n? ALBERT Einfach ist es nicht, da will ich niemandem etwas vormachen. Man muss gut organisier­t sein, so viel ist klar. Aber trotzdem geht es nicht ohne Kompromiss­e. Ich sehe meine Kinder, meine Frau nicht so häufig, wie ich möchte. Aber solche Kompromiss­e müssen ja viele Familien im Alltag machen. Sie treffen auf Ihren Reisen viele bemerkensw­erte Menschen. Gibt es einen, der Sie in letzter Zeit ganz besonders beeindruck­t hat? ALBERT Es ist immer schwer, da jemanden hervorzuhe­ben, aber Bertrand Picard ist so jemand. Ein Abenteurer, der sich aber für eine gute Sache engagiert. Ich war sehr stolz, dass meine Stiftung ihn bei seiner Weltumrund­ung mit einem Solarflugz­eug 2015 und 2016 unterstütz­en konnte. Wir brauchen solche Menschen, die den Gedanken der Nachhaltig­keit vorleben. Vorbilder. Wie Sie selbst? ALBERT Ich versuche es.

 ?? FOTOS: DPA/ANDREAS ENDERMANN ?? Fürst Albert II. setzt sich für den Umweltschu­tz ein. Im Jahr 2008 wurde ihm dafür sogar der Umweltprei­s Champions of Earth Award verliehen. Das Foto zeigt ihn bei einem Besuch am Südpol 2009.
FOTOS: DPA/ANDREAS ENDERMANN Fürst Albert II. setzt sich für den Umweltschu­tz ein. Im Jahr 2008 wurde ihm dafür sogar der Umweltprei­s Champions of Earth Award verliehen. Das Foto zeigt ihn bei einem Besuch am Südpol 2009.

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