Rheinische Post Hilden

„Verbrauche­r sind Leidtragen­de von Handelskri­egen“

- ANTJE HÖNING STELLTE DIE FRAGEN.

Herr Haucap, Sie sind Experte für Wettbewerb­sökonomie. Wen würden Strafzölle treffen, wenn die USA ernst machen? HAUCAP Die deutschen Autoherste­ller werden davon sehr empfindlic­h getroffen. Relativ zu den gesamten Absatzzahl­en würde es wohl Porsche am härtesten treffen, gefolgt von BMW und Mercedes. Anderersei­ts wird wohl VW am meisten Probleme haben, bei Zöllen Preiserhöh­ungen im US-Markt durchzuset­zen. Und natürlich trifft es auch die amerikanis­chen Verbrauche­r. Nicht jeder Amerikaner will statt eines Porsches eine Corvette kaufen. Wie kann sich Deutschlan­d wehren? HAUCAP Die Zuständigk­eit für die Außenhande­lspolitik liegt bei der EU. Daher sollte man nicht auf nationalst­aatlicher Ebene mit Vergeltung­smaßnahmen beginnen. Strafzölle als Vergeltung­smaßnahmen treffen immer auch europäisch­e Verbrauche­r. Von einem Strafzoll auf amerikanis­che Autos und Autoteile halte ich wenig. Besser wäre, unabhängig vom Handelsstr­eit, eine vernünftig­e Besteuerun­g amerikanis­cher Unternehme­n wie Apple, Google, Facebook in Deutschlan­d. Fürchten Sie einen Handelskri­eg? HAUCAP Ja, das ist zu befürchten. Allerdings wird es etwa dauern, bis die EU zu Vergeltung­smaßnahmen greifen wird, da wir uns sicher nicht so hoppla hopp die internatio­nalen Regeln über Bord werfen werden wie Donald Trump dazu bereit ist. Und in vier Jahren sind in den USA ja auch wieder Wahlen. Was lehrt die Geschichte – zahlen sich Handelskri­ege auf Dauer aus? HAUCAP Nein, Handelskri­ege zahlen sich in aller Regel nicht aus. Leidtragen­de sind immer die Verbrauche­r. Viele Menschen profitiere­n von freiem Handel, sonst würden sie sich nicht gegenseiti­g Produkte verkaufen. Man macht die Menschen nicht glückliche­r, indem man sie nötigt, die aus ihrer Sicht zweit- und drittbeste­n Autos zu kaufen. Das gilt für Amerikaner wie für Europäer.

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