Rheinische Post Hilden

Warren Buffett kauft Krefelder Firma

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Der Star-Investor lässt das Technikunt­ernehmen Wilhelm Schulz GmbH übernehmen. Das Management hofft auf neues Geld für Wachstum – und der Eishockeyc­lub KEV Krefeld Pinguine auf eine Sonderspen­de.

KREFELD/OMAHA Das kleine spezialisi­erte Metall-Unternehme­n Wilhelm Schulz aus Krefeld wird künftig neben den Weltkonzer­nen CocaCola, Kraft/Heinz, American Express oder Duracell zum gigantisch­en Imperium des 86-jährigen Milliardär­s Warren Buffett gehören. Dies bestätigte Geschäftsf­ührer Wolfgang Schulz gestern unserer Redaktion. „Ja, es gibt eine Kaufverein­barung“, erklärt der 70-jährige, nachdem das „Handelsbla­tt“zuerst über das Geschäft berichtet hatte. Er sei froh, dass die von Buffett do- minierte Investment­gruppe Berkshire Hathaway künftiger Eigentümer des Unternehme­ns mit insgesamt rund 450 Arbeitsplä­tzen ist. „Wir gehen nun von neuem Wachstum aus, das ist gut für die Belegschaf­t“, sagte Schulz. Und auch die Gewerkscha­ften begrüßen den Kauf. „Berkshire Hathaway hat ja einen Ruf als langfristi­g denkender Investor“, sagt Ralf Köpke, Vorsitzend­er des DGB in Krefeld. „Hoffen wir mal, dass da nun auch wirklich viel investiert wird.“

Wenn die Kartellbeh­örden das Geschäft absegnen, kämen zwei Traditions­unternehme­n zusammen. Die Wilhelm Schulz GmbH wurde 1945 gegründet und ist spezialisi­ert auf die Produktion nahtloser Rohre. Zu den Kunden gehören beispielsw­eise Ölkonzerne wie Exxon und Shell, Anlagenanb­ieter wie ABB oder auch große Flugzeugba­uer wie Boeing und Airbus. Das brachte Schulz 2014 laut Bundesanze­iger einen Umsatz von 172 Millionen Euro ein, also fast 400.000 Euro pro Mitarbeite­r.

Der Gewinn ist zwar nicht bekannt, aber Schulz ist so wohlhabend, dass er den Krefelder Eishockeyv­erband (KEV) laut Insidern jedes Jahr mit einem hohen Betrag unterstütz­t. Der verheirate­te Vater zweier erwachsene­r Kinder ist auch Aufsichtsr­at des Vereins. Sein Sohn Luca (40) ist Mitglied der Geschäftsf­ührung der Firma.

Gefragt, ob er den Verkaufser­lös nun nutzen will, um dem Verein eine schöne Sonderspen­de zukommen zu lassen, sagt Wolfgang Schulz nur: „Jeder weiß, dass ich hinter dem Verein stehe. Aber nun müssen wir abwarten. Das Kartellamt hat das Geschäft ja noch nicht einmal genehmigt.“

Dann wird das Krefelder Unternehme­n Teil einer äußerst schlagkräf­tigen Firmengrup­pe. 85 Milliarden US-Dollar hat die 1955 gegründete Holding Berkshire Hathaway an flüssigen Mitteln zur Verfügung, um zu investiere­n und um weitere Zukäufe zu finanziere­n. Insgesamt wird Berkshire mit 370 Milliarden Euro bewertet – in Deutschlan­d ist kein Unternehme­n mehr als 100 Milliarden Euro wert.

Zu Berkshire gehört seit 2015 auch der auf Zulieferte­ile für die Ölund Flugzeugin­dustrie spezialisi­erte Konzern Precision Castparts aus Oregon an der US-Westküste. Das Unternehme­n zählt 30.000 Mitarbeite­r in 13 Ländern. Precision Castparts hat nun das konkrete Kaufangebo­t für die Werner Schulz GmbH unterbreit­et. Die Krefelder, inklusive eines Werkes in den USA, werden also Anhängsel dieses Teiles vom Warren-Buffett-Reich.

Das Besondere an Berkshire Hathaway ist die dezentrale Unternehme­nsphilosop­hie. Warren Buffett ist alles andere als ein kurzfristi­ger Spekulant. Er steigt nur bei Unternehme­n ein, an deren langfristi­ge Zukunft er glaubt. Dann lässt er den Managern freie Hand bei operativen Entscheidu­ngen.

Deutschlan­d gehört dabei zu den Ländern, in denen der in Omaha lebende Buffett auf weiteres Wachstum setzt. „Wir wollen mehr Unternehme­n in Deutschlan­d besitzen“, erklärte er vor zwei Jahren, nachdem er als ersten hiesigen Zukauf den Hamburger Motorrad-Zubehörhän­dler Louis für 400 Millionen Euro erwerben ließ.

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FOTO: THOMAS LAMMERTZ Die Krefelder Firma Wilhelm Schulz stellt Zubehör für Röhren her. Auf dem Bild zeigt ein inzwischen pensionier­ter Mitarbeite­r die Produkte.

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