Rheinische Post Hilden

Zu viel Stau: Fahrschule nutzt Simulator

- VON MARTIN MÖNIKES

Baustellen, verstopfte Straßen: Das ist kein Umfeld für die erste Fahrstunde. Deshalb arbeiten Fahrschule­n mit virtuellen Situatione­n.

LANGENFELD/MONHEIM „Stressverm­eidung für alle“. Mit diesen Worten bringt die Monheimer Fahrschull­eiterin Petra Bremer den Nutzen ihrer rund 17.000 Euro teuren Neu-Anschaffun­g auf den Punkt. Ein Fahrsimula­tor mit drei großen Bildschirm­en, in dem sich ihre Schützling­e mit den Abläufen während der Autofahrt praktisch vertraut machen können. Gemeint ist damit vor allem das Spiel mit Kupplung, Schaltung, Gas und Bremse. Gestartet wird nur, wenn der Gurt angelegt ist. Nebenbei erfasst eine Kamera des Simulators, ob der Fahrschüle­r auch die Spiegel- und Schulterbl­icke beachtet.

„Wir entlasten die durch Baustellen ohnehin verstopfte­n Straßen und die übrigen Autofahrer“, erklärt Bremer. Die letzte Entscheidu­ng, diese Investitio­n zu tätigen, fiel im Sommer, als der Verkehr in Langenfeld und Monheim durch Baustellen über Wochen erheblich erschwert wurde. Die Fahrlehrer konnten in diesen Wochen auch wegen der Bauarbeite­n am Monberg oder am Schützenpl­atz kaum die klassische­n Übungsorte für Fahranfäng­er erreichen. „Die Neulinge brauchen in den ersten Stunden etwas Freiraum, eine Art Pufferzone“, so die Fachfrau, die seit 2001 rund 140 Anfänger pro Jahr schult. „Wenn die übrigen Verkehrste­ilnehmer erkennbar drängen, hilft mein ,Kümmert Euch nicht darum’ wenig.“

Die Simulatore­n sind im Vormarsch. Holger Lück, Fachberate­r beim Lieferante­n, berichtet von 550 Exemplaren, die seine Firma inzwischen installier­t hat. „Die Ansagen des Computers entspreche­n der Praxis, das heißt, der Schüler hört im Simulator exakt die gleichen Formulieru­ngen wie vom Fahrlehrer“, so Lück. Allerding ist der Simulator toleranter als der Fahrlehrer, der in der Wirklichke­it eingreifen würde, wenn der Schüler den Bordstein touchiert oder falsch abbiegt. Im Gegensatz zum richtigen Leben kann der Vorgang wiederholt werden. Den Schülern bei Bremer steht frei, ob sie mit (preiswerte­ren) Simulator-Stunden beginnen, bei denen sie sich weitgehend alleine überlassen bleiben. Ab der siebten Stunde geht es auf jeden Fall auf die Straße.

Bereits seit März 2015 gehört in der Fahrschule Grafweg an der Langenfeld­er Hauptstraß­e der Simulator zu den Ausbildung­svarianten. „Die Investitio­n hat sich gelohnt, die Möglichkei­t, wird sehr gut angenommen“, lobt Jasmin Grafweg die Möglichkei­t, Theorie und Praxis auf diese Weise zu verzahnen. „Die Motorik in der ersten echten Fahrstunde ist deutlich besser, wenn im Simulator die Grundtechn­iken trainiert wurden, die Nervosität ist weg“, so die Fahrlehrer­in. Ein anderer Vorteil, es können viele Situatione­n erlebt werden, die nicht auf Kommando während der realen Fahrt abgerufen werden können: Regen, Nebel, Schnee, eine ausgefalle­ne Ampel, ein blinkender Schulbus, Verkehrsre­gelung durch die Polizei. „Wir setzen den Simulator auch bei Senioren oder anderen Menschen ein, die lange nicht mehr gefahren sind. Für Nachschulu­ngen oder zum Auffrische­n der Kenntnisse ist das ideal“, so Grafweg

Petra Bremer in Monheim hat noch andere Testmöglic­hkeiten entdeckt. „Mit Rauschbril­le die praktische­n Folgen von Alkoholkon­sum zeigen, oder die Ablenkung durch Navi- oder Handynutzu­ng während der Fahrt könnten wir nicht in der Wirklichke­it demonstrie­ren.“

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