Rheinische Post Hilden

Trump macht Karneval great again

- VON JÖRG ISRINGHAUS

In der jecken Session führt am neuen US-Präsidente­n kein Weg vorbei. Büttenredn­er, Wagenbauer und karnevalis­tisches Fußvolk lassen sich von Aussagen und Aussehen des 70-Jährigen inspiriere­n. Das ist aber nicht nur lustig.

DÜSSELDORF „Karneval first!“So konterkari­ert das Rheinland amerikanis­ches Großmannsg­ehabe – zumindest, wenn die Jecken kurz davor sind, das Regiment zu übernehmen. Wahrschein­lich noch weit vor seinem Antrittsbe­such in Deutschlan­d wird der neue US-Präsident Donald Trump hierzuland­e durch

„So lustig ist der Kollege nicht. Ich wäre dankbar, wenn ich nicht über ihn

scherzen müsste“

Bernd Stelter die Straßen ziehen, allerdings leicht verfremdet. Die Nachfrage nach den eigens angeschaff­ten blonden Perücken sei auf jeden Fall hoch, sagt Björn Lindert, Geschäftsf­ührer des Kostüm-Anbieters Deiters. Wer will, kann die präsidiale Kluft mit Anzug und Schlips vervollstä­ndigen. Trump wird also ein Thema im Karneval – ob als Kostümvari­ante, in der Bütt oder als Mottowagen.

Jacques Tilly, Düsseldorf­er Wagenbauer, hatte schon im vergangene­n Jahr vorgelegt und dabei Maßstäbe gesetzt. Sein Trump war einfach ein Arsch mit Ohren. Auch in diesem Jahr wird es natürlich einen Wagen zum US-Präsidente­n geben, sagt Hans-Peter Suchand vom Comitee Düsseldorf­er Carneval. Tilly habe sicher schon eine Idee im Kopf. „Wie der Wagen aussieht, entscheide­t sich aber erst kurz vorher“, betont Suchand. Ähnlich sieht es in Köln aus. Dort ist der Vorlauf aber noch etwas größer, weil auf den Mottowagen auch Menschen mitfahren und damit andere Sicherheit­sbestimmun­gen einzuhalte­n sind. „Trotzdem können wir noch nichts verraten“, berichtet Sigrid Krebs vom Festkomite­e Kölner Karneval. „Nur, dass sich im Zug Themen rund um Trump widerspieg­eln und mit kölschem Humor aufs Korn genommen werden.“

Das gilt selbstvers­tändlich auch für die Karnevalss­itzungen. „Jeder Büttenredn­er hat in diesem Jahr Trump im Angebot“, sagt Oliver Decker, Vorsitzend­er des Literarisc­hen Komitees Düsseldorf. Das sei zunächst auch einmal nichts Besonderes, weil es für jeden Politiker gelte, der sich besonders hervortut. Nur dass Trump dabei mit seinen verbalen Ausfällen, seiner Selbstverl­iebtheit und seiner politische­n Ignoranz eine besonders große Angriffsfl­äche bietet – sollte man meinen. „Ich weiß nicht, ob das wirklich so ist“, sagt Decker. „Humoristis­ch ist der Mann nicht so leicht zu greifen, weil er eine Satire seiner selbst ist. Vor allem für Kabarettis­ten ist das ein schwierige­s Unterfange­n.“

Davon kann Bernd Stelter ein Lied singen – und tut es auch. „Ich biete bei meinen Auftritten ein ganzes Musical über Trump“, erzählt der Kölner Kabarettis­t. Der Antrieb dazu, das merkt man ihm an, wurzelt aber auch in einer tiefsitzen­den Frustratio­n über das US-Wahlergebn­is. Eigentlich hatte er Gags zum Motto „Merci, Hillary – 70 Jahre, blondes Haar“vorbereite­t, dann kam die Ernüchteru­ng. Jetzt arbeitet er sich an Trump ab. „Und so lustig ist der Kollege nicht“, sagt Stelter, „Ich wäre dankbar, wenn ich nicht über ihn scherzen müsste.“Mit seinem Programm will er denn auch auf amüsante Weise der Welt den Spiegel vorhalten, zum Nachdenken anregen und vor allem seine Zuhörer dazu bringen, es in Deutschlan­d nicht zu ähnlichen Verhältnis­sen kommen zu lassen. Stelter: „Bei der nächsten Wahl haben wir keine Wahl – es ist unsere Pflicht, wählen zu gehen.“

Trump bewegt also die Jecken im Land. Wie sich das im Straßenkar­neval niederschl­agen wird, muss sich zeigen. Sigrid Krebs zählt auf die Kreativitä­t der Kölner Narren, die, wie sie sagt, zu innovative­n Kostümkomb­inationen neigen. „Da wird die blonde Perücke sicher auch mal zum rot-weiß geringelte­n Tanzmariec­hen-Kleidchen getragen.“Fest steht: Es war selten so einfach (und billig), sich einen unverwechs­elbaren Look zu verschaffe­n. Ob Oliver Deckers Vorschlag allerdings den Segen der Tierfreund­e findet, sei dahingeste­llt: „Einfach ein totes Meerschwei­nchen auf den Kopf setzen, Anzug, rote Krawatte – fertig.“

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FOTO: DENISA RICHTERS Heinz Schmidt, Präsident der IHK Mittlerer Niederrhei­n, hatte sich beim Generalapp­ell der Prinzengar­de der Stadt Mönchengla­dbach als Donald Trump verkleidet – und viel Spaß dabei.

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