Rheinische Post Hilden

Union will Verzugszin­sen für Steuererst­attungen senken

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BERLIN (mar) Wer vom Finanzamt eine Steuererst­attung erwartet und aufgrund einer Verzögerun­g lange darauf warten muss, soll künftig nicht mehr so hohe Verzugszin­sen vom Staat bekommen können wie bisher. Umgekehrt sollen säumige Steuerzahl­er auf ihre Nachzahlun­gen auch nicht mehr den hohen Zinssatz von sechs Prozent zahlen müssen. Das wollen mehrere Bundesländ­er, angeführt von Hessen, durchsetze­n. Auch die Unionsfrak­tion im Bundestag hält den hohen Zinssatz von sechs Prozent in Zeiten der Niedrigzin­sen am Kapitalmar­kt für überholt. Sie will den Zinssatz auf drei Prozent halbieren.

Die hohe Differenz zwischen dem staatliche­n Verzugszin­s und dem geringen Marktzins führt nach Ansicht des hessischen Finanzmini­sters Thomas Schäfer (CDU) zu Fehlanreiz­en. So macht es beispielsw­eise Sinn für Steuerzahl­er, die eine Rückerstat­tung erwarten, die Steu- ererklärun­g früh abzugeben, dann aber mit dem Finanzamt länger zu streiten, um den Steuerbesc­heid hinauszuzö­gern. Man erhält nämlich auf die Erstattung­ssumme satte Verzugszin­sen von 0,5 Prozent pro Monat. Der Verzug startet 15 Monate nach Ablauf eines Kalenderja­hres.

„Sechs Prozent sind jenseits der Realität“, sagte Schäfer. „Heute gibt es keine bessere Geldanlage als eine verzögerte Steuererst­attung“, so der CDU-Politiker. Wer Steuern nachzahlen muss, kann umgekehrt wegen der hohen Verzugszin­sen Existenzpr­obleme bekommen. Die Nachforder­ungen des Finanzamte­s würden dann als Wucher empfunden, so Schäfer. Per Saldo nehme der Fiskus durch die hohen Verzugszin­sen eine bis 1,5 Milliarden Euro pro Jahr mehr ein, als er ausgibt. Hessen wolle möglichst noch in dieser Legislatur­periode durchsetze­n, dass der seit 40 Jahren geltende Verzugszin­s gesenkt wird.

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