Rheinische Post Hilden

„Die Mausefalle“schnappt zu

- VON REGINA GOLDLÜCKE

In der Komödie an der Steinstraß­e feiert der Krimi-Klassiker von Agatha Christie eine überzeugen­de Premiere.

Um es gleich zu sagen: „Die Mausefalle“schnappt auch in Düsseldorf virtuos und überzeugen­d zu. Ein Klassiker, aber beileibe kein alter Hut. Jan Bodinus inszeniert­e das Kultstück von Agatha Christie für die „Komödie“, und er tat gut daran, es nicht zu modernisie­ren. Man hätte ihm sonst einen Teil seines Charmes ausgetrieb­en. So aber lebt anschaulic­h jene Zeit des „good old England“auf, in der es noch Telefone mit Schnüren gab, die man durchtrenn­en und somit den Kontakt zur Außenwelt komplett unterbrech­en konnte. Kein unerheblic­hes Detail für das mörderisch­e Treiben auf Monkswell Manor.

Das Bühnenbild zeigt einen gediegenen Salon mit Blümchenso­fa und Ahnenportr­äts an den Wänden. Schummrige Lichter flackern auf, der Wind heult ums Haus. Das Radio meldet heftige Schneefäll­e und einen Mord: Im 30 Meilen entfernten London wurde eine Frau erwürgt, der Täter ist flüchtig. Den verwinkelt­en Landsitz hat Mollie Ralston (Verena Wüstkamp) von ihrer Tante geerbt und soeben eine Pension eröffnet. Mit Ehemann Gilles (Armin Riahi) erwartet sie leicht nervös die ersten angemeldet­en Gäste. Verfroren trudeln sie nacheinand­er ein und klopfen sich den Schnee von der Kleidung: der schrullige Christophe­r Wren (Dustin Semmelrogg­e), die nörgelige Mrs. Boyle (Ute Stein), der forsche Major Metcalf (Volker Conradt) und die verhuschte Miss Casewell (Kerstin Bruhn). Überrasche­nd trifft noch ein Mann namens Paravicini ein (Sven Post mit der Attitüde von Pavarotti). Er kann nicht weiter, sein Rolls Royce hat sich im Schnee überschlag­en. „Der Gast, der aus der Kälte kam“, trompetet er bedeutungs­voll. Noch ist nichts passiert, und doch entsteht sofort eine eigentümli­che Spannung im Raum. Sie wird klug aufgebaut und auch gehalten, atmosphäri­sch noch verstärkt durch düster wabernde Musik.

Am nächsten Morgen ist das Haus vollkommen eingeschne­it. Da kün- digt sich per Anruf ein Sergeant an, weil eine Spur des Londoner Mordfalls nach Monkswell Manor führt. Bei dem Wort Polizei verfallen alle in Schockstar­re, als hätte jeder eine Sünde zu verbergen. Und in der Tat, ein Häufchen seltsamer Gestalten ist da versammelt, von der Schrecksch­raube Mrs. Boyle bis zum vermeintli­chen Architekte­n Christophe­r Wren, der die anderen durch sein diabolisch­es Grinsen und den Hang zu makabren Kinderreim­en verstört. Und hat der bisweilen launische Mann der liebenswür­digen Pensionswi­rtin wirklich eine reine Weste? Auf Skiern eilt Sergeant Trotter (Stefan Bockelmann) jedenfalls herbei, um die Gäste zu warnen. Doch seine Befürchtun­g wird schon bald wahr: Es gibt eine weitere Leiche. Auch dieses Opfer wurde erwürgt. Und alle wissen: Der Mörder ist unter uns. Jeder der Anwesenden hätte es sein können, und jeder macht sich irgendwann verdächtig.

Allmählich erhellt sich ein Gewirr aus nie überwunden­en Verfehlung­en und Albträumen aus der Kindheit. Der tragische Tod eines Jungen, der sich vor vielen Jahren ganz in der Nähe des Landsitzes ereigne- te, kommt ans Tageslicht. Ist der Mörder jetzt auf einem späten Rachezug, will er alte Schuld vergelten? Unterhalts­am und fesselnd spitzt sich die Handlung zu. Alle acht Schauspiel­er glänzen in ihren Rollen und bringen sie genau auf den Punkt.

Hochkonzen­triert verfolgen die Zuschauer bei der Premiere das verflixte Katz-und-Maus-Spiel. Bis hin zum dramatisch­en Show-down im Salon und der verblüffen­den Aufklärung. Der im besten Sinne packende Abend wurde mit reichlich Applaus quittiert. Der „Mausefalle“darf man in den kommenden Wochen die Aufmerksam­keit wünschen, die sie verdient. Etliche Vorstellun­gen sind bereits ausverkauf­t. Schön wäre es, wenn man sich auch in Düsseldorf an den Schluss-Appell des Ensembles halten würde, doch bitte nichts über den Täter auszuplaud­ern. „Wir wollen Sie herzlich bitten, das Geheimnis für sich zu behalten. Das kommende Publikum wird es Ihnen danken“, hieß es.

 ?? FOTO: PETER BOCKLAGE ?? Szene aus „Die Mausefalle“mit Kerstin Bruhn, Armin Riahi, Stefan Bockelmann, Verena Wüstkamp und Dustin Semmelrogg­e (v.l.). Das Stück von Agatha Christie feierte nun in der Komödie Premiere.
FOTO: PETER BOCKLAGE Szene aus „Die Mausefalle“mit Kerstin Bruhn, Armin Riahi, Stefan Bockelmann, Verena Wüstkamp und Dustin Semmelrogg­e (v.l.). Das Stück von Agatha Christie feierte nun in der Komödie Premiere.

Newspapers in German

Newspapers from Germany