Rheinische Post Hilden

Angst vor Terror: Zoch auf der Kippe

- VON CHRISTOPH SCHMIDT UND GÖKÇEN STENZEL

Polizei und Stadt haben Sicherheit­sauflagen drastisch erhöht. CCH: „Wir wissen nicht, wie wir das finanziere­n sollen.“

HILDEN Nach dem schrecklic­hen Lastwagen-Anschlag in Berlin hat die Polizei die Sicherheit­sauflagen für den Rosenmonta­gszug am 27. Februar drastisch erhöht. LkwSperren sollen die Jecken schützen. Steht deshalb der Hildener Rosenmonta­gszug auf der Kippe? „Jein“, sagt Klaus Hammermann, Geschäftsf­ührer des Carnevals Comitees Hilden – und das dürfte die Hildener Narren alarmieren.

17 zusätzlich­e Sperren sieht ein Konzept des Hildener Ordnungsam­tes vor, das der RP vorliegt. Jedes Fahrzeug soll ständig mit mindestens einem Fahrer besetzt sein. Einige von diesen Sperren könnte das Rote Kreuz mit seinen zwei Unfallstat­ionen und die Verkehrska­detten übernehmen. Zwölf mobile Sperren blieben dann noch übrig. Hammermann hat bei einer Lkw-Vermietung recherchie­rt. Ein Sieben-Tonner mit Fahrer kostet pro Stunde 249 Euro. Macht bei zwölf Fahrzeugen für zwei Stunden rund 6000 Euro. „Diese Mehrkosten können wir nicht einfach auf die Vereine umlegen“, betont der Geschäftsf­ührer. Das CCH bekommt zwar von der Stadt einen Zuschuss von 16.500 Euro. Dieser wurde für 2017 um 1000 Euro gekürzt – als Sparbeitra­g. Weitere 1000 Euro gehen als Beitrag des CCH für die Kosten der Glasverbot­szone am Hagelkreuz ab.

„Wir wollen uns ja an den Mehrkosten beteiligen“, erläutert Hammermann die Position des CCH: „Aber nicht zu 100 Prozent. Sicherheit ist für uns eine hoheitlich­e Aufgabe von Stadt und Polizei. In Köln schickt der Polizeiprä­sident am Rosenmonta­g zusätzlich­e Beamte auf die Straße. Warum geht das nicht in Hilden?“Bürgermeis­terin Birgit Alkenings habe auf die Einwände der Karnevalis­ten bereits reagiert, das Sicherheit­skonzept sei modifizier­t worden. Auch das CCH wolle alles tun, damit der Rosenmonta­gszug stattfinde­n kann. Hammermann hat eine Idee, wie die Mehrkosten aufgefange­n werden könnten: „Das ist aber noch nicht klar und deshalb möchte ich dazu auch noch nichts sagen.“Fest steht: Den Jecken läuft die Zeit davon. Der Rosenmonta­gszug ist noch nicht genehmigt. Das CCH hat deshalb – wie auch andere Vereine – noch kein Wurfmateri­al geordert. Hammermann hat gestern eine Brand-Email ans Ordnungsam­t geschickt: „Wir brauchen jetzt einen Termin, damit eine Entscheidu­ng gefällt werden kann.“

Die Ungewisshe­it macht sich auch bei den Anmeldunge­n bemerkbar. Zugleiter Martin Jurek liegen bisher erst 15 Anmeldunge­n vor: „Im vergangene­n Jahr waren es mehr als doppelt so viele.“Die Anmeldefri­st endet am 18. Februar. Gruppen, die mit einem Fahrzeug teilnehmen wollen, müssen sich sputen. Jurek: „Dafür ist ein Brauchtums­gutachten beim TÜV Rheinland nötig, das hat nichts mit einem Fahrzeug-TÜV zu tun. Und dafür wird es jetzt höchste Zeit.“

Niemand wolle die Karnevalis­ten mit der Verantwort­ung und den Kosten allein lassen, heißt es aus dem Rathaus. „Wir haben jedoch erst einmal intern geklärt, wie wir uns als Stadt einbringen können und werden nun einen gemeinsame­n Termin finden“, sagt Erster Beigeordne­ter Norbert Danscheidt, der „davon ausgeht, dass der Zug stattfinde­t – wie in den Nachbarstä­dten übrigens auch“. Die Lage sei nun einmal neu.

Die Position der Verwaltung sei aber klar: Als Veranstalt­er müsse sich das CCH einbringen und können sich nicht komplett aus der Sache herauszieh­en.

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RP-ARCHIVFOTO: BRETZ Beim Weihnachts­markt hatte Düsseldorf getestet, gefüllte Container als Schutz vor schnellen Fahrten aufzustell­en: ein Vorbild für Hilden?

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