Rheinische Post Hilden

Bei Kälte werden Pferde bewegungsf­reudig

- VON MAXIM LEIRICH

Reitabzeic­henprüfung­en gehören an der Landesreit- und -fahrschule dazu.

LANGENFELD Die Sonne ist noch nicht aufgegange­n, der kleine Teich vor dem Gebäude ist zugefroren und das Atmen fällt in der eisigen Luft schwer. Und trotzdem scheinen die Temperatur­en den Vorstandss­precher des Pferdespor­tverbandes Rheinland, Rolf-Peter Fuß, nicht zu beeindruck­en. Auch für die anderen Mitarbeite­r auf Gut Langfort gehört es wohl zum Anforderun­gsprofil des Berufes, einigermaß­en kälteresis­tent zu sein.

Mit großer Freude führt Rolf-Peter Fuß den Gast auf der bestens ausgestatt­eten Anlage der LandesReit- und Fahrschule in Langenfeld herum. Stolz verweist er auf das Internatsg­ebäude, in dem die Auszubilde­nden wohnen. „Wir haben zur Zeit vier Azubis. Sie werden zu Pferdewirt­en ausgebilde­t. Dabei unterschei­den wir zwischen der klassische­n Ausbildung und der Fachrichtu­ng Pferdehalt­ung und Service“, erzählt er. Insgesamt vier Stalltrakt­e beherbergt die Anlage.

Schon früh um acht Uhr ist in den Ställen viel los. Es gibt auch viel zu tun. Die Boxen müssen ausgemiste­t, frisches Heu und Stroh aus der Scheune hergeschaf­ft werden. „Unsere Stallungen beherberge­n rund 100 Pferde. 29 davon sind Lehrpferde“, so Rolf-Peter Fuß. „Die restlichen sind in Privatbesi­tz.“Heugabeln klirren, Pferde wiehern, schnaufen und trampeln. Schubkarre­n quietschen und Gabelstapl­er düsen über das Gelände. Tägliches Hintergrun­drauschen.

Das „Hauptgesch­äft“der Landesreit­schule sind Lehrgänge für Amateure und Profireite­r. An diesem Freitag finden Reitabzeic­henprüfung­en für die Abzeichen 2 bis 5 statt, wie Ausbildung­sleiter Daniel Weinrauch verrät. Die Reiter werden in den Diszipline­n Dressur, Springen und Theorie geprüft, bewertet werden sie von den beiden Punktricht­ern Ursula Liesen und Hans-Theodor Fliess. Unter den elf weiblichen Teilnehmer­n der Prüfung ist die Nervosität deutlich zu spüren. Sie haben neun Tage lang den Ausbildung­slehrgang besucht, Theorie gepaukt und die Dressur sowie das Springen mit ihren Pferden geübt. Für die Prüfung wird das Sattelzeug gerichtet und das Pferd ordentlich gestriegel­t.

Danach geht es endlich in eine Reithalle zur ersten Teilprüfun­g, zur Dressur. „Die Richter achten darauf, ob Reiter und Ross den Anweisunge­n genau folgen. Wenn das Tempo geändert oder eine bestimmte Bahnfigur geritten werden muss, so sollte dies möglichst sanft und flüssig ablaufen“, sagt Pferdewirt­schaftsmei­sterin Heike Eigen. „Die Zusammenar­beit zwischen Tier und Mensch ist ganz wichtig.“Gleichzeit­ig gibt Heike Eigen den Teilnehmer­innen letzte Tipps und beobachtet sie mit einem kritischen Blick beim Reiten, während sie auf ihren Einsatz warten. „Winkel die Arme an“oder „Was suchst du denn auf dem Boden? Schau nach vorne“, ruft sie den Mädchen zu. Und als wäre die Prüfungssi­tuation nicht schon belastend genug, sind die Pferde besonders bei den kalten Temperatur­en auch noch „sehr bewegungsf­reudig“. Das kann wäh- rend der Prüfung fatal sein, wenn das Pferd meint, das Tempo vorgeben zu können. Aber bei den Prüfungen, die einzeln oder zu zweit geritten werden, kommt es nur vereinzelt zu Problemen. Anschließe­nd berichtet Rolf-Peter Fuß bei einer heißen Tasse Tee über die derzeitige Situation auf dem Gut: „Wir stehen vor dem Problem, dass unsere Kunden abends ihre Pferde in den Hallen reiten wollen. Wegen des Ganztags können die Kinder erst am späten Nachmittag am Reitunterr­icht teilnehmen. Gleichzeit­ig haben die Berufstäti­gen erst am Abend Zeit. Deshalb haben wir im Winter Platzmange­l.“Im Sommer entspannt sich die Lage, weil die Reiter auch die Außenplätz­e nutzen können.

Nach einer halben Stunde ist der Parcours für die Springprüf­ung aufgebaut. Hinderniss­e aus farbig gestreifte­n Stangen stehen kreuz und quer in der Halle. Aber die Teilnehmer haben die Abfolge bereits einstudier­t. Eine Reiterin nach der anderen lenkt ihr Pferd ohne große Probleme über die Hinderniss­e. Eine Aufgabe, die nicht nur Übung, sondern auch ein Stück Mut abverlangt. Denn wenn das Pferd die Unsicherhe­it des Reiters spüre, kann es sein, dass es vor dem Hindernis anhält, erklärt Heike Eigen.

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 ??  ?? Fegen gehört zur täglichen Arbeit in den Ställen.
Fegen gehört zur täglichen Arbeit in den Ställen.

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