Rheinische Post Hilden

Stadt kauft Rechte an Schauspiel­haus

- VON ARNE LIEB

Der Streit mit dem Sohn von Architekt Bernhard Pfau ist vorbei. Für 750.000 Euro erwirbt die Stadt die Rechte an dem berühmten Theaterbau – und könnte ihn nun freier verändern. Ein Auszug des Schauspiel­s ist nebenbei auch vom Tisch.

Die Stadt Düsseldorf kann jetzt einfacher darüber entscheide­n, wie sie das Schauspiel­haus und den Theatervor­platz entwickeln will. Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) hat eine Einigung mit dem Sohn von Architekt Bernhard Pfau erzielt: Die Stadt erwirbt alle Rechte an dem urheberrec­htlich geschützte­n Bau. Das heißt: Sie muss bei Umbauten des Gebäudes oder des Vorplatzes keine Rücksicht mehr auf die Einwände der Erben nehmen. Immer wieder hatte es Streitigke­iten mit ihnen darüber gegeben, ob Pläne im Sinne des 1989 verstorben­en Architekte­n sind. Das Urheberrec­ht erlischt erst 70 Jahre nach dessen Tod.

Der Pfau-Nachfahre erhält zum Ausgleich einen Betrag in Höhe von 750.000 Euro, von denen der Investor für das benachbart­e Bauprojekt Kö-Bogen II 250.000 Euro übernimmt. Den Rest der Kosten trägt die Stadt. Das geht aus einer nichtöffen­tlichen Beschlussv­orlage hervor, zu der der Stadtrat in der Sitzung am 2. Februar noch seine Zustimmung geben muss. Dies gilt als äußerst wahrschein­lich.

Die Verhandlun­gen drehten sich offenbar nicht nur ums Geld, wie weitere Bedingunge­n zeigen, die beide Seiten für den Vertrag ausgehande­lt haben. Den Pfau-Erben war es in den Auseinande­rsetzungen mit der Stadt immer auch um das Andenken an den progressiv­en Architekte­n gegangen, der mit dem 1970 eröffneten Schauspiel­haus sein wichtigste­s Werk geschaffen hat. Sie sorgten sich, dass Umbauten das markante Gebäude mit der geschwunge­nen Blechfassa­de verschande­ln könnten.

Oberbürger­meister Thomas Geisel freut sich, dass die Erben nun ihm und der Stadt das Vertrauen ausgesproc­hen haben. Er sieht das als Verpflicht­ung. „Wir werden bei allen Entscheidu­ngen respektvol­l mit dem schöpferis­chen Werk von Bernhard Pfau umgehen“, sagt er.

Ganz nebenbei ist durch den Vertrag auch endgültig die Frage eines möglichen Auszugs des Schauspiel­hauses geklärt, die politisch ohnehin vom Tisch ist. Die Stadt ver- pflichtet sich, den Bau als Schauspiel­haus zu nutzen, heißt es in dem Vertrag. Als Erinnerung an den Düsseldorf­er Architekte­n soll zudem geprüft werden, ob in der Nähe des Gebäudes eine Fläche nach ihm benannt werden kann.

Mit der Einigung dürfte allen Beteiligte­n an der Entwicklun­g des Areals ein Stein vom Herzen fallen. Denn die Planung für das Großpro- jekt Kö-Bogen II und die Erneuerung der Tiefgarage unter dem Gustaf-Gründgens-Platz war wegen möglicher Vetos durch das Urheberrec­ht am Schauspiel­haus streitig. Auch im jahrelange­n Streit um die inzwischen eingelager­te Mauer auf dem Platz ist zumindest eine Partei weniger im Spiel, allerdings geht es in diesem Fall noch um denkmalrec­htliche Fragen.

Darüber hinaus eröffnet die Einigung auch die Möglichkei­t, freier mit der Entwicklun­g des Schauspiel­hauses umzugehen. Intendant Wilfried Schulz und Kö-Bogen-IIArchitek­t Christoph Ingenhoven haben Ideen für Umbauten entwickelt, etwa einen neuen Kassenbere­ich oder eine offenere Fassade zum Gründgens-Platz. Eine Umsetzung steht mangels Finanzieru­ng allerdings derzeit nicht zur Debatte.

Unterdesse­n laufen die Planungen für die Erneuerung der Fassade, für die der Stadtrat nach der emotionale­n Debatte im Herbst bereits einen ersten, einstimmig­en Beschluss gefasst hat. Allerdings ist noch nicht klar, wie teuer die Arbeiten werden. Die aktuelle Schätzung beläuft sich für Dach und Fassade auf 15 Millionen Euro, allerdings räumt das Kulturdeze­rnat bereits ein Kostenrisi­ko von 40 Prozent ein. Die Politik hofft auf eine Fertigstel­lung im Jahr 2020. An der Haustechni­k wird bereits gearbeitet. Dabei sind die Kosten von ursprüngli­ch veranschla­gten elf auf 20,9 Millionen Euro gestiegen.

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FOTO: THEATERMUS­EUM, NACHLASS LORE BERMBACH Ende der 60er Jahre wurde das Schauspiel­haus errichtet. Dieses Foto stammt aus der aktuellen Ausstellun­g des Theatermus­eums zur Geschichte des Gebäudes.

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