Rheinische Post Hilden

Ein Hauch von My Fair Lady

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Es hat etwas Herzerfris­chendes, wie Jeanette Biedermann, René Heinersdor­ff und Hugo Egon Balder miteinande­r umgehen. Sie sind seit Jahren enge Freunde und haben bereits in Heinersdor­ffs Erfolgskom­ödie „Aufguss“über 400 gemeinsame Vorstellun­gen bewältigt. Und sie können herrlich darüber frotzeln, wer denn nun in seinem Leben die meisten Preise von allen eingeheims­t hat. Jeanette sieht sich als Siegerin – wegen der vielen „Otto“-Trophäen der Zeitschrif­t „Bravo“für den einstigen TeenieStar. Jetzt kommt es für ein neues Stück, das heute im „Theater an der Kö“Premiere feiert, zu einem besonderen Seitenwech­sel von Hugo Egon Balder. Er ist der Regisseur von „Rita will es wissen“, die beiden anderen stehen für „allein zu zweit“auf der Bühne. Jeanette Biedermann spielt ihre Rolle nicht zum ersten Mal. In Stuttgart wurde sie damit zum Publikumsl­iebling: Heinersdor­ff hatte für die „Komödie im Marquardt“eine modernisie­rte Fassung von Willy Russells Vorlage geschriebe­n und dort auch inszeniert. Die Aufführung wurde zur beliebtest­en der Spielzeit 2014/15 gewählt. Als Partner für die Neuauflage in Düsseldorf wünschte sich die Schauspiel­erin René Heinersdor­ff, der seinem Kumpel Balder die Regie überließ. „Ich habe mich da ganz zurückgeno­mmen“, beteuert er. „Hugo ist ein sehr unaufgereg­ter Regisseur. Er sagt manchmal nur zwei Sätze und verändert damit ganz viel.“Balder wiederum schätzt bei der gemeinsame­n Arbeit „die gleiche Humorfrequ­enz“und auch, dass keine Zeit mit überflüssi­gen Diskussion­en verplemper­t wird. Die Handlung von „Rita will es wissen“in Stich- worten: Berliner Göre zieht in ein Reihenhaus nach Ratingen. Wieso ausgerechn­et Ratingen? „Der Ort passt haargenau zu der Atmosphäre des Stücks. So stelle ich mir das jedenfalls vor“, antwortet Heinersdor­ff. Die aufgeweckt­e Friseuse Rita hungert nach Bildung und Sprache. Deshalb belegt sie einen Kurs beim kopflastig­en Literaturd­ozenten Frank. Die Begegnung krempelt beider Leben um. Sie lernt von ihm, dass sie die Wahl hat, ihre eigenen Entscheidu­ngen zu treffen. Er aber profitiert auch vom unverstell­ten Blick der nur scheinbar naiven jungen Frau, die ihn mitunter allerdings auch ganz schön nervt mit ihren bohrenden Fragen. Das Stück sei eine Art „My Fair Lady für den Boulevard“, sagt René Heinersdor­ff. So ganz schmeckt Jeanette Biedermann der Vergleich nicht. „Wir sind doch viel cooler, verrückter und bunter.“Zwischendu­rch berlinert sie kräftig, auch das war eine willkommen­e Voraussetz­ung für diese Rolle. Sie beherrscht nicht nur den Berliner Dialekt, sie kann auch glaubhaft machen, wie sie ihn im Stück allmählich ablegt. Für Düsseldorf tauschte sie ihre Heimat gern wieder ein. Nicht von ungefähr läuft „Rita will es wissen“zur Karnevalsz­eit. Vor zwei Jahren durfte die Schauspiel­erin eine Strecke auf einem Rosenmonta­gs-Wagen mitfahren. „Das war so krass, wie ich mit Kamellen geschmisse­n habe“, schwärmt sie. „Später habe ich von meiner Wohnung in der Altstadt den Zug noch weiter verfolgt. Eine Giraffe kasperte mit Peter Pan herum, ein besoffenes Rotkäppche­n torkelte vorbei. Als Krönung pinkelte eine Gurke in den Buchsbaum. Das alles kannst du in Berlin nie erleben.“

Regina Goldlücke

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER „Rita will es wissen“mit Jeannette Biedermann und René Heinersdor­ff im Theater an der Kö.

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