Rheinische Post Hilden

Polizei wehrt sich gegen Respektlos­igkeit im TV

- VON PETER CLEMENT

In der ARD-Quizshow „Gefragt-Gejagt“wurden Polizisten unwiderspr­ochen als „Bullen“bezeichnet. Die wehren sich jetzt.

RHEIN-BERG Die Polizeibea­mten in Leichlinge­n haben einen guten Ruf, weil sie, wie es ein Geschäftsm­ann unlängst ausdrückte, „respektvol­l mit den Leuten umgehen“.

Respekt wünschen sich die Ordnungshü­ter auch von der Gesellscha­ft. Das funktionie­rt nicht immer. Dass aber ausgerechn­et ein öffentlich-rechtliche­r Fernsehsen­der die Respektlos­igkeit gegenüber den Polizisten salonfähig machen könnte, hätte sich Peter Raubuch nie träumen lassen. Der ehemalige Sprecher der Kreispoliz­ei RheinBerg (jetzt Mitglied des Führungsst­abes) konnte es kaum glauben, als er vor ein paar Wochen die ARDQuizsho­w „Gefragt-Gejagt“einschalte­te. Dort sollte der Kandidat in der Finalrunde eine Beamten- gruppe benennen, die abwertend als „Polypen“bezeichnet wird. Der Mann antwortete: „Bullen“.

„Zunächst glaubte ich, mich verhört zu haben und nutzte deshalb zur Kontrolle die Mediathek, um mir alles noch einmal in Ruhe anzusehen“, berichtet Raubuch. Es blieb dabei: Die Antwort war „Bulle“– und eine einordnend­e Reaktion von Moderator Alexander Bommes habe es auch nicht gegeben. Bommes habe die Leistung des Kandidaten sogar als „super“bezeichnet.

Raubuch wollte das so nicht unkommenti­ert stehen lassen und wandte sich an die ARD-Zuschauerr­edaktion: „Ich gab meiner Verwunderu­ng Ausdruck, dass diese Antwort als ,richtig’ gewertet wurde und es nicht eine einzige kommentier­ende Bemerkung des Moderators gab“, sagt er.

Einige Tage später erhielt er die Antwort: „Lieber Peter Raubuch, vielen Dank für Ihr Interesse an ,Gefragt-Gejagt’“, hieß es da – und weiter: „Wir sind die Produktion­sfirma, die ,Gefragt-Gejagt’ für die ARD umsetzt. Da ,Bulle’ laut Duden auch ein umgangsspr­achlicher Begriff für Polizist ist, mussten wir diese Antwort richtig werten, ob uns das nun gefällt oder nicht. Hätten wir diese Antwort nicht richtig gegeben, hätte auch dies zu Beschwerde­n geführt.“

„Diese Reaktion lässt tief blicken“, sagt der Polizeibea­mte. Der aktuell gültige Eintrag zu „Bulle“im Duden laute nämlich „umgangsspr­achlich, oft abwertend“. Dass genau dieser Zungenschl­ag den TV- Verantwort­lichen nicht mehr wichtig sein könnte, treibt Raubuch um. Er schrieb in der Mitarbeite­rzeitung seiner Behörde daher jetzt: „So wird Respektlos­igkeit salonfähig.“

Ein ARD-Sprecher schlug gestern auf eine Anfrage unserer Redaktion zu dem Vorfall andere Töne an. In der Show gehe es zwar um Schnelligk­eit, da könne Kandidaten mal ein Patzer unterlaufe­n, sagte er: Aber der müsse natürlich eingeordne­t werden: „Wenn das nicht geschehen ist, bedauern wir das sehr.“

 ?? FOTO: PIN ?? So wirbt die ARD für ihre Quizshow „Gefragt-Gejagt“. In der Sendung kommt es auf Schnelligk­eit an. Dass die abwertende Bezeichnun­g „Bullen“dort jedoch unwiderspr­ochen blieb, ärgert die Polizei (nicht nur) im Rheinisch-Bergischen Kreis gewaltig.
FOTO: PIN So wirbt die ARD für ihre Quizshow „Gefragt-Gejagt“. In der Sendung kommt es auf Schnelligk­eit an. Dass die abwertende Bezeichnun­g „Bullen“dort jedoch unwiderspr­ochen blieb, ärgert die Polizei (nicht nur) im Rheinisch-Bergischen Kreis gewaltig.

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