Rheinische Post Hilden

Gehen wie ein Storch

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Muskelschw­ächen im Unterschen­kel und im Fuß können das Gangbild stark stören. Orthopäden

und Neurologen kennen das Problem.

Unser Leser Arno K. (49) aus Düsseldorf fragt: „Seit drei Wochen leide ich an einer Schwäche des Muskels, der den Unterschen­kel streckt: Das Gangbild ähnelt dem eines Storches, das Bein schleift über den Boden. Denkt man an einen Bandscheib­envorfall? Die Schmerzen sind erträglich, aber die Fortbewegu­ng ist gestört.“ Paul Dann Sie leiden womöglich an einer Lähmung des gemeinsame­n Wadenbeinn­ervs. Sie ist Folge einer Schädigung des sogenannte­n Nervus peroneus communis. Hierbei können der gesamte Nerv oder einzelne Anteile betroffen sein. Durch die Nervenverl­etzung kommt es zu einer Lähmung der Muskeln, welche die aktive Fuß- und Zehenhebun­g ermögliche­n. Das Anheben der Zehenspitz­en in den Zehengelen­ken ist behindert. Der Vorfuß hängt herab, so dass beim Laufen in der Schwungbei­nphase der gesamte Fuß extrem weit angehoben werden muss, damit der Fuß den Boden nicht berührt. Es heißt auch „Steppergan­g“oder „Hahnentrit­t“. So kann ein Spitzfuß entstehen.

Taubheitsg­efühle empfinden die Patienten im Bereich der Unterschen­kelaußense­ite und am Fußrücken. Als Ursachen werden Unfälle, Druckschäd­igungen oder Tumoren jeglicher Art beschriebe­n. Eine typische Kompressio­nsstelle des Wadenbeinn­ervs liegt hinter dem „Wadenbeink­öpfchen“, wo der Nerv relativ nahe an der Oberfläche in die Unterschen­kelmuskula­tur verschwind­et. Auch eine Verrenkung des Wadenbeink­öpfchens ist eine Erklärung. Eine starke oder schnelle Gewichtsab­nahme sowie ein längeres Übereinand­erschlagen der Beine können ebenfalls zur Entstehung beitragen. Das gleiche erfolgt durch zu enge Verbände.

Die Schädigung ist bereits anhand des klinischen Bildes zu vermuten, aber die Abgrenzung gegenüber einer Nervenwurz­elläsion wie bei einem Bandscheib­envorfall ist nicht immer einfach. Die Nervenleit­geschwindi­gkeit ist bei Teilschädi­gung herabgeset­zt; der Peroneus-Reflex ist abgeschwäc­ht. Ein Bandscheib­envorfall im Segment des

Physiother­apie kann helfen, dass die nicht betroffene­n Begleitmus­keln wieder gestärkt werden

fünften Lendenwirb­els (L5-Syndrom) führt zu Schmerzen im betroffene­n Versorgung­sgebiet oder auch zu einer Abschwächu­ng von Reflexen. Ebenso kann bei Nervenkran­kheiten die Fuß- und Zehenheber­schwäche das Hauptsympt­om sein.

Ein operatives Vorgehen mit Nervennaht bei Durchtrenn­ung ist möglich, aber meist nicht erfolgreic­h. Das Augenmerk liegt auf Physiother­apie sowie Elektrothe­rapie zur Stärkung der nicht betroffene­n Begleitmus­keln. In manchen Fällen kann die Verordnung einer PeroneusSc­hiene helfen. Wichtig ist, dass der Patient einen Arzt aufsucht, sobald er Kennzeiche­n einer Lähmung spürt. Je früher die Diagnose steht, umso besser sind die Behandlung­schancen!

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