Rheinische Post Hilden

Auf der Suche nach den Ursprüngen des Sammelns

- VON MAXIMILIAN KNAUP

Die Ausstellun­g „Sammelsuri­um“im Hauptmann-Haus rückt Lieblingss­tücke von Düsseldorf­er Sammlern in den Fokus.

Was haben 700 Eierbecher, eine Handvoll verwittert­e Grabkreuze und Comtoise-Uhren aus vergangene­n Jahrhunder­ten gemeinsam? Sie alle sind Teil der Ausstellun­g „Sammelsuri­um. Von der Magie des Sammelns“, die nun im Gerhart-Hauptmann-Haus zu sehen ist. Vereint sind die Besitztüme­r von 16 Sammlern aus Düsseldorf.

Meist ist es ja so eine Sache mit dem Sammeln: beliebiger Kram über Jahre hinweg angehäuft, oft sind es ähnliche Objekte. Warum das so ist? Das weiß man nicht immer genau. Überlegung­en, warum Menschen Dinge sammeln, gibt es viele: Psychologi­sche Erklärungs­ansätze gehen von einem möglichen Ur-Trieb aus, während Soziologen von einer anthropolo­gischen Grundkonst­ante sprechen. Aus kunsthisto­rischer Sicht stellt sich die Frage, ob die Tätigkeit des Sammelns eine existenzie­lle Kulturtech­nik oder aber philanthro­pisches Hobby ist.

Will der Sammelnde der Nachwelt etwas Bleibendes hinterlass­en? Oder kultiviere­n Sammler nur einen Spleen und haben einen Hang zur Zwangsneur­ose, einem Kontrollwa­hn oder Messietum?

Beeindruck­end ist dabei vor allem Gabriele Kerkhoffs „Wunderschr­ank“, eine Installati­on, in der sie einige ihrer Fundstücke präsentier­t. Am Anfang von Wunder- schränken, sagt die Künstlerin, stand die Idee einer geheimnisv­ollen, magischen Korrespond­enz zwischen Mensch und Natur. Im 20. Jahrhunder­t arbeiteten Künstler wie Schwitters, Duchamp, Breton oder die Surrealist­en mit dem Mo- dell. „Mich haben Wunderschr­änke und Devotional­ienschrein­e schon immer fasziniert, als Kind waren es die Puppenstub­en mit ihrer eigenen Welt im Kleinforma­t“, sagt Kerkhoff. Die Gegenständ­e für die Sammlung habe sie unterwegs gefunden. Sie löst ihre Fundstücke aus ihrer alten Bedeutung und setzt sie neu zusammen. Daraus sollen beim Betrachter eigene Bilder und Assoziatio­nen entstehen.

Ein weiterer Hingucker der Ausstellun­g ist Uta Dapprichs Schweinefi­guren-Sammlung. Eine Beziehung zu echten Artgenosse­n hat sie bei ihren Besuchen im Streichelz­oo aufbauen können. Bei den „unechten“Schweinen, also ihrer Figurensam­mlung, gefallen ihr deren unterschie­dliche Erscheinun­gsformen – von der fast naturgetre­uen Darstellun­g bis zum krassen Kitsch.

Ein schöner Nebeneffek­t beim Sammeln sei, dass hin und wieder neue Exemplare dazukämen, die auf Reisen entdeckt wurden, sagt Dapprich. Auch Freunde unterstütz­en sie tatkräftig: „Sie wollen mich mit neuen Stücken beglücken“, sagt die Sammlerin und lacht. „Sie entdecken ein Schweinche­n oder etwas mit Schweine-Deko und denken da- bei an mich.“Auch Dieter Sonnensche­in hat seine Leidenscha­ft in die Schau eingebrach­t: Er präsentier­t eine beachtlich­e Anzahl von Kunstbibel­n. In Kontakt mit Bibeln kam Sonnensche­in zum ersten Mal beim Konfirmati­onsunterri­cht, wo ihm gleich drei Bibeln geschenkt wurden. Damit begann seine Passion für die Heilige Schrift. Vor 20 Jahren wurde ihm eine Bibel mit Illustrati­onen von Marc Chagall geschenkt. Das war der Auftakt zu einer heute 20 Kunstbibel­n umfassende­n Sammlung. Sein Lieblingss­tück ist eine von Friedensre­ich Hundertwas­ser gestaltete. „Er hat den Einband jeder Bibel einzeln gemacht, aber nicht signiert“, erklärt der Sammler.

Das Konzept und die Realisatio­n der Ausstellun­g stammt von der Projektgru­ppe „Wir sammeln Sammler“der Initiative „Keyworker Oberkassel­plus“, die sich schon vor einem Jahr auf die Suche nach einem Ort zur Umsetzung ihrer Idee machte. Info „Sammelsuri­um. Von der Magie des Sammelns“, Ausstellun­g vom 26. Januar bis 3. März 2017. Gerhart-HauptmannH­aus, Bismarckst­raße 90. Di. - Fr. 11-18 Uhr.

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