Duisburg streitet um größtes deutsches Outlet
In Duisburg will ein Investor auf dem Gelände der Loveparade-Katastrophe ein gewaltiges Einkaufszentrum errichten. Der Stadtrat entscheidet heute über die Planungen. Doch es gibt massiven Widerstand.
DUISBURG Es geht um nichts weniger als das angeblich größte Outletcenter Deutschlands, über dessen Planungen der Rat der Stadt Duisburg heute in einer Sondersitzung zu entscheiden hat. Ausgerechnet auf dem Gelände der LoveparadeKatastrophe, bei der im Sommer 2010 infolge einer Massenpanik 21 Menschen ums Leben kamen, könnten künftig Schnäppchenjäger auf die Suche nach edler Designerware gehen. Die Geschäfte sollen in kleinen Häusern untergebracht werden, die ähnlich wie im Designer-Outlet Roermond an künstlich angelegten Plätzen und Gassen liegen. Wie die Gedenkstätte integriert wird, ist noch unklar.
Duisburgs Einzelhändler blicken mit Sorge der Planung entgegen und erinnern an den Niedergang der Oberhausener Innenstadt nach der Eröffnung des Centro. Sie erhalten Unterstützung von der Industrieund Handelskammer (IHK), der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, der FDP und von den Grünen. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, so Verdi-Gewerkschaftssekretär Martin Petig, „wird bei einer Ansiedlung eines Outletcenters eine weitere Abwanderung etablierter Einzelhandelsunternehmen aus der Duisburger Innenstadt die Folge sein“. Die Grünen wollen deshalb, dass auf dem Gelände Wohnungen und Bürogebäude entstehen und werden in der Sitzung den Antrag stellen, ein „urbanes Quartier“anstelle eines Outletcenters zu entwickeln.
Die Mehrheit im Duisburger Stadtrat haben jedoch SPD und CDU, die sich bereits für das Outletcenter ausgesprochen haben – allen voran Oberbürgermeister Sören Link (SPD). Es geht um ein zwei Kilometer von der Innenstadt entfernt liegendes ehemaliges Güterbahnhofsgelände, das dem Berliner Möbel-Mogul Kurt Krieger gehört und das er an die spanische Gruppe Neinver verkaufen will, die auch das Outlet in Zweibrücken (Rheinland- Die Duisburger Innenstadt ist rund
zwei Kilometer entfernt. Das Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs liegt direkt neben der Autobahn 59. Die Geschäfte sollen in kleinen Häusern untergebracht
werden – ähnlich dem Designer Outlet
in Roermond. Pfalz) gebaut hatte. Ursprünglich hatte er das Grundstück für ein Höffner-Möbelhaus gekauft. Weil er aber inzwischen in Neuss ein solches eröffnet hat und in Düsseldorf ein weiteres bauen wird, besteht für Duisburg kein Bedarf mehr. Stattdessen soll dort nun das Zentrum für preisreduzierte Designer-Waren entstehen, die direkt vom Hersteller kommen und zum Beispiel aus Überproduktionen oder aus Vorsaisonartikeln stammen. Das Sortiment soll von Deko-Artikeln über Leder- bis hin zu Haushaltsartikeln reichen. Vor allem aber sollen Modelabels die bis zu 175 Ladenlokale auf bis zu 30.000 Quadratmetern Fläche füllen. Die Befürworter er- Die alten Hallen des Bahn
hofs werden abgerissen. Bis zu 175 Ladenlokale sollen in dem neuen Outlet Kunden anlocken. Laut der Beschlussvorlage sind zudem rund 3000
Parkplätze geplant. Die Gedenkstätte für die Opfer der Loveparade-Katastrophe soll in die Planungen
integriert werden.