Rheinische Post Hilden

„Ich bin nicht so ungeduldig, wie es mein Vater war“

- VON DETLEV HÜWEL

Joachim Erwin galt als Manager von Düsseldorf. Seine Tochter Angela tritt nun in seine Fußstapfen: Sie will für die CDU in den Landtag.

DÜSSELDORF Das war knapp. Nur elf Stimmen haben Angela Erwin bei der Kommunalwa­hl 2014 gefehlt, um in den Rat der Stadt Düsseldorf zu gelangen. So etwas soll sich nicht wiederhole­n. Nun kandidiert die CDU-Politikeri­n für den Landtag, und öfter noch als damals will sie an fremden Haustüren klingeln und sich vorstellen. „Das persönlich­e Gespräch ist am überzeugen­dsten“, sagt die 36-jährige Tochter des früheren Düsseldorf­er Oberbürger­meisters Joachim Erwin († 2008).

Als positiv denkender Mensch gehe sie davon aus, der SPD den Wahlkreis 42 (Düsseldorf-Mitte) als Direktkand­idatin abjagen zu können, sagt Angela Erwin. Die Unionspoli­tikerin ist auf Listenplat­z 18 recht gut abgesicher­t. Ihr Einzug in den Landtag, der in ihrem Wahlkreis liegt und in dem ihr Vater von 1988 bis 1990 als Abgeordnet­er tätig war, ist also durchaus realistisc­h.

Überhaupt ihr Vater. Wie er verfüge sie über Durchhalte­vermögen und sei ebenfalls durchsetzu­ngsstark, sagt die junge Frau. Doch anders als ihr Vater, der manchmal „mit dem Kopf durch die Wand wollte“, sei sie nicht so ungeduldig. Ihr ist bewusst, dass Politik das Bohren dicker Bretter bedeutet.

Angela Erwin nennt die innere Sicherheit als eines der wichtigste­n landespoli­tischen Themen. Sie steht zu mehr Polizeikrä­ften und der Ausweitung von Videoüberw­achung. Das respektlos­e Auftreten von Bürgern gegenüber Polizisten mache sie fassungslo­s. Erwin will zudem dazu beitragen, dass NRW bei bundesweit­en Wirtschaft­sbilanzen ganz nach oben rückt. Im Land gebe es zu viel Bürokratie, die Handel und Handwerk behindere, kritisiert die Juristin, die auch stellvertr­etende NRW-Vorsitzend­e der CDU-Mittelstan­dsvereinig­ung ist.

Der CDU gehört sie sei 2006 an; seit 2015 ist sie stellvertr­etende Parteivors­itzende in Düsseldorf. Sie fürchte, dass die Schuldenfr­eiheit der Stadt, für die ihr Vater so nachhaltig gekämpft hat, unter SPD-OB Thomas Geisel endgültig zu Ende geht. Deswegen ist sie auch beim teuren Grand Départ zur Tour de France im Juli skeptisch: „Es fehlt ein ordentlich­es Finanzieru­ngskonzept. Es könnte sein, dass die Stadt auf hohen Kosten sitzen bleibt.“Zu Olympische­n Spielen in NRW sagt sie dagegen „absolut ja“. Das Land habe das Potenzial dafür. Viele Spielstätt­en seien bereits vorhanden. Aber: „Ohne die Zustimmung der Bevölkerun­g geht es nicht.“

Erwins Vater hat sich als „Manager“der Landeshaup­tstadt einen Namen weit über Düsseldorf­s Grenzen hinaus gemacht. Welche Rolle spielt Mutter Hille? Sie sei ein Familienme­nsch und sorge dafür, dass alle – Angela Erwin hat einen Bruder – sonntags regelmäßig zusammenko­mmen, sagt die Tochter. Der Besuch der Messe gehört für Angela Erwin dazu. Schließlic­h war sie mal Messdiener­in und Vorbeterin: „Ich habe dabei das Sprechen vor vielen Menschen gelernt.“

Diese Fähigkeit kommt ihr in ihrem Berufsallt­ag zugute. Erwin ist Fachanwält­in für Markenrech­t in ei- ner Düsseldorf­er Kanzlei. Ihrer Tätigkeit will sie weiter nachgehen, wenn es mit dem Landtagsma­ndat klappt.

Jetzt konzentrie­rt sich Angela Erwin erst einmal auf die Wahl im Mai. Doch halt! Davor kommt noch Karneval. Als ehemalige Karnevalsp­rinzessin – die in Düsseldorf stets Ventetia heißt – lässt sie sich auch in diesem Jahr den Trubel nicht entgehen. Den Zug wird sich die FortunaAnh­ängerin von der Rathaustri­büne aus anschauen. Ihr Kostüm verrät sie aber noch nicht.

Seit Kurzem ist Erwin, die trotz ihrer Geburt in Düsseldorf kein Platt spricht, dafür aber Altbier und die „Toten Hosen“schätzt, mit einem Arzt verlobt. Ja, es gibt Heiratsplä­ne – aber vielleicht erst im nächsten Jahr.

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FOTO: ANDREAS ENDERMANN Angela Erwin (36) im Foyer des NRWLandtag­s.

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