Rheinische Post Hilden

Ditib kann für NRW kein Partner mehr sein

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In diesem Jahr soll die große Moschee in Köln-Ehrenfeld fertig werden. Wer von der A 57 kommend nach rechts auf die Innere Kanalstraß­e abbiegt, bemerkt schon aus einiger Distanz: hier ist ein monumental­es Bauwerk entstanden, das mit seinen 55 Meter hohen Minaretten vom Selbstbewu­sstsein der Muslime in der Domstadt zeugt.

Das Gebäude wird die Zentralmos­chee der erzkonserv­ativen Organisati­on Ditib sein, die in Köln ihren Hauptsitz unterhält. Dieser Dachverban­d von rund 900 Moscheegem­einden macht derzeit allerdings sehr schlechte Schlagzeil­en: Einige der 970 Ditib-Prediger (Imame), die von der Türkei entsandt und bezahlt werden, haben in Deutschlan­d die Namen von Menschen nach Ankara gemeldet, die angeblich mit dem Erzfeind des autokratis­chen türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdogan, Fethullah Gülen, sympathisi­eren. Unter den 28 Personen, die allein in NRW auf ihre „Schwarze

Türkische Prediger schnüffeln bei uns hinter Lehrern her, die verdächtig­t werden, Anhänger des Erdogan-Erzfeindes Fethullah Gülen zu sein. Es wird Zeit, dass vor allem die Schulminis­terin die Scheuklapp­en ablegt.

Liste“gelangten, befinden sich fünf Lehrer, die an staatliche­n Schulen islamische­n Unterricht erteilen.

Das muss man sich mal vorstellen: Türkische Prediger schnüffeln in Deutschlan­d hinter Beamten her. Ditib windet sich und spricht von einer Panne, während die Generalbun­desanwalts­chaft bereits Ermittlung­en wegen des Verdachts der geheimdien­stlichen Agententät­igkeit aufgenomme­n hat.

In NRW ist die Ditib mit einem Sitz im Beirat für islamische­n Religionsu­nterricht vertreten. Schulminis­terin Sylvia Löhrmann (Grüne) hat den Islamverba­nd aufgeforde­rt, die Mitgliedsc­haft ruhen zu lassen, bis die Vorwürfe geklärt sind. Das sind recht moderate Töne, die vermuten lassen, dass Löhrmann kurz vor der Landtagswa­hl keinen Grundsatzs­treit über die Mitwirkung von Moslems in staatliche­n Gremien riskieren will. Sie nimmt offenbar billigend in Kauf, dass Erdogan via Ditib Einfluss auf unser Gesellscha­ftsleben nehmen kann. Ganz anders die SPD. Integratio­nsminister Rainer Schmeltzer verlangt von Ditib, sich kurzfristi­g von der Türkei loszusagen. Innenminis­ter Ralf Jäger hat beim Anti-Salafisten-Programm bereits die Zusammenar­beit mit Ditib beendet. Und auch Justizmini­ster Thomas Kutschaty handelt: Seit Herbst lässt er die rund 100 Ditib-Imame überprüfen, die in den NRW-Gefängniss­en Häftlinge betreuen.

Ditib will in NRW als Religionsb­ehörde anerkannt werden. Andere Bundesländ­er haben ähnliche Gespräche auf Eis gelegt. NRW muss jetzt deutlich machen, dass man nicht aus falscher Rücksichtn­ahme die Augen vor der Wirklichke­it verschließ­t. Die Ditib kann für das Land kein Partner mehr sein, wenn sie sich nicht umgehend vom türkischen Tropf abklemmt.

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