Rheinische Post Hilden

DOSB-Vorstandsc­hef Vesper geht Ende 2017

- VON STEFAN KLÜTTERMAN­N

Der 64-Jährige sieht die Zeit für einen Generation­enwechsel gekommen: „Für mich ist die Sache rund.“

DÜSSELDORF Für Michael Vesper ist am Jahresende Schluss. Der Vorstandsv­orsitzende des Deutschen Olympische­n Sportbunde­s (DOSB) wird nach Auslaufen seines Vertrages zum 31. Dezember definitiv aus dem Amt ausscheide­n. Das bestätigte der 64-Jährige unserer Redaktion. „Für mich ist die Sache rund und die Zeit für einen Generation­enwechsel da“, sagte Vesper. Zuvor hatte der DOSB mitgeteilt, dass der Vorstand Leistungss­port, Dirk Schimmelpf­ennig, als Chef de Mission des deutschen Teams bei den Olympische­n Winterspie­len im südkoreani­schen Pyeongchan­g im kommenden Februar fungieren wird. DOSB-Präsident Alfons Hörmann erklärte, Vesper scheide nach Erreichen der Altersgren­ze planmäßig aus.

Vespers Ausscheide­n bedeutet eine Zäsur für den DOSB und den deutschen Sport. Elf Jahre lang arbeitete er in der Führung des Verbandes, erst als Generaldir­ektor, dann seit einer Strukturre­form 2014 als Vorstandsv­orsitzende­r, als Verantwort­licher für das operative Geschäft. Der damalige DOSB- und heutige IOC-Präsident Thomas Bach lotste den Grünen-Politiker Vesper 2006 in den Sport und machte ihn zu einem Vertrauten. Der Titel „Generaldir­ektor“wurde extra für Vesper erfunden – wobei er Wert darauf legte, dass er selbst ihn nicht erfunden habe. 260.000 Euro brutto verdient Vesper dem Vernehmen nach pro Jahr.

Gleich zu Beginn fiel ihm die durchaus knifflige Aufgabe zu, den Zusammensc­hluss des Deutschen Sportbunde­s (DSB) und des Nationalen Olympische­n Komitees für Deutschlan­d (NOK) zum DOSB im Alltag umzusetzen. An seiner Art der Amtsführun­g scheiden sich die Geister. Die einen loben ihn als starke Führungspe­rsönlichke­it, die mit klarer Linie Entscheidu­ngen entlang der Hierarchie­n durchzuset­zen versteht. Andere stören sich dagegen an einer, wie es heißt, „Ministeria­lbürokrati­e“, die die kreativen Potenziale von Mitarbeite­rn zu wenig ausschöpfe.

In der Natur seines Amtes liegt der wiederholt kritische Austausch mit der Politik, denn in Fragen von Finanzieru­ng und Reformen ist der Sport angewiesen auf die öffentlich­e Hand. Vesper habe sich an manchen Politikern über die Jahre abgerieben, manche Politiker sich aber auch an ihm, heißt es. Eberhard Gienger, sportpolit­ischer Sprecher der Unionsfrak­tion, sagte: „Ich habe mich mit Michael Vesper weitgehend gut verstanden.“Dass man nicht immer einer Meinung sei, lie- ge ja in der Natur der Sache. Was in jedem Fall über das Ende seiner DOSB-Zeit mit Vesper in Verbindung stehen wird, sind drei gescheiter­te Olympia-Bewerbunge­n – München 2018, München 2022 und Hamburg 2024 – sowie die Ende 2016 eingeleite­te Leistungss­portreform.

„Für mich persönlich ist seit der letzten Vertragsve­rlängerung im vergangene­n Frühjahr klar, dass mein Vertrag Ende 2017 endet“, sagte Vesper gestern. Wer ihm nachfolgt, ist unklar. „Um über meine Nachfolge zu sprechen, ist es viel zu früh. Bis zur Übergabe sind es ja noch elf Monate. Das entscheide­t im Übrigen nicht der Vorgänger, sondern das Präsidium – und ganz bestimmt nicht in der Öffentlich­keit“, sagte er. Michael Ilgner galt mal als möglicher Nachfolger, aber der 45-Jährige verlängert­e seinen Vertrag als Vorstand der Deutschen Sporthilfe zuletzt bis 2021. Als weiterer Name kursiert Uli Derad (51). Der Ex-Handballer ist Hauptgesch­äftsführer beim Landesspor­tverband Baden-Württember­g.

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FOTO: DPA Michael Vesper arbeitet seit 2006 für den DOSB.

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