Rheinische Post Hilden

Festnahmen: Islamisten hatten Kontakt zu Amri

- VON GREGOR MAYNTZ

Verdächtig­e werden in drei Bundesländ­ern gefasst. Fast alle Länder wollen die Fußfessel für Gefährder.

BERLIN Am selben Tag, an dem die Polizei mit Großrazzie­n gegen Islamisten in Hessen, Berlin und Nürnberg vorgegange­n ist, hat das Bundeskabi­nett die Überwachun­g von Gefährdern durch elektronis­che Fußfesseln auf den Weg gebracht. Die Länder wollen bald ähnliche gesetzlich­e Möglichkei­ten schaffen.

Beim größten Schlag gegen die Islamisten­szene durchsucht­en über 1000 Beamte 54 Objekte in Hessen. Sie nahmen 16 Verdächtig­e fest, die vor allem aus Tunesien stammen. Im Mittelpunk­t steht ein 36-Jähriger, der mit dem Terroransc­hlag 2015 auf das Bardo-Museum in Tunis mit 25 Toten in Verbindung gebracht wird. Er befand sich bereits in Auslieferu­ngshaft, musste wegen fehlender Papiere aber auf freien Fuß gesetzt werden und wurde seitdem überwacht. 13 Verdächtig­e sol- len einen Anschlag in Deutschlan­d geplant, aber noch keine konkreten Vorbereitu­ngen getroffen haben.

In Berlin richtete sich die Razzia gegen einen Deutsch-Marokkaner und zwei Türken im Umfeld der Fussilet-Moschee, eines Islamisten­Treffs in Moabit. Die Festgenomm­enen sollen zum Teil Kontakt zum Weihnachts­markt-Attentäter Anis Amri gehabt und einen Anschlag im Ausland geplant haben. In Burgthann bei Nürnberg nahm die Bonner Polizei einen 31-jährigen Terrorverd­ächtigen fest, der nach Angaben der Düsseldorf­er Generalsta­atsanwalts­chaft in Syrien Mitglied der Miliz „Junud al Sham“gewesen sein soll.

Bundesinne­nminister Thomas de Maizière lobte das Vorgehen der Polizei, die wachsam und entschloss­en vorgehe. Zuvor hatte die Bundesregi­erung seinem Gesetzentw­urf zugestimmt, der dem Bundes- kriminalam­t (BKA) die Möglichkei­t einräumt, Gefährder mittels elektronis­cher Fußfessel für jeweils drei Monate nach richterlic­her Erlaubnis zu überwachen.

Weil das BKA jedoch nur für eine sehr geringe Anzahl der rund 550 islamistis­chen Gefährder zuständig ist, appelliert­e de Maizière an die Landesgese­tzgeber, entspreche­nde Regelungen zu erlassen. Eine Umfrage unserer Redaktion ergab eine breite Bereitscha­ft, dem zu folgen. Lediglich in den rot-rot-grün regierten Ländern Thüringen und Berlin sind die Regierunge­n noch unentschie­den. „Wir brauchen eine strenge Überwachun­g von Gefährdern, und die Fußfessel ist dafür ein geeignetes Instrument“, sagte der Vorsitzend­e der Innenminis­terkonfere­nz (IMK), Markus Ulbig (CDU).

NRW will unterschie­dliche Ausführung­en auf Ländereben­e verhindern. „Zur Umsetzung brauchen wir bundesweit einheitlic­he Regelungen in den Landespoli­zeigesetze­n, die den hohen verfassung­srechtlich­en Hürden einer solchen Überwachun­g Rechnung tragen“, sagte NRW-Innenminis­ter Ralf Jäger (SPD). Wie das konkret aussehen könne, werde die IMK besprechen. Stimme des Westens

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FOTO: AP Polizisten vor einer durchsucht­en Moschee in Frankfurt am Main.

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