Rheinische Post Hilden

Regierung droht Scheitern bei neuem Asylkompro­miss

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BERLIN (mar) Das Vorhaben der Bundesregi­erung, die MaghrebSta­aten Marokko, Algerien und Tunesien zu sicheren Herkunftsl­ändern zu erklären, droht in dieser Wahlperiod­e endgültig am Widerstand der Grünen in den Bundesländ­ern zu scheitern. Außer BadenWürtt­emberg will kein anderes von den Grünen mitregiert­es Land dem Gesetzentw­urf zustimmen, erfuhr unsere Redaktion aus Bundesrats­kreisen. „Eine Einstufung der Maghreb-Länder als sichere Herkunftss­taaten löst keine Probleme und vereinfach­t nicht die Abschiebun­gen von vollziehba­r Ausreisepf­lichtigen“, erklärte NordrheinW­estfalens Vize-Ministerpr­äsidentin Sylvia Löhrmann.

Der Bundestag hatte das Gesetz zu den sicheren Herkunftss­taaten bereits im Mai 2016 verabschie­det. Der Bundesrat hatte das zustimmung­spflichtig­e Gesetz jedoch am 17. Juni von der Tagesordnu­ng ge- setzt, weil keine Ländermehr­heit zu erwarten war. Seitdem bemüht sich Kanzleramt­sminister Peter Altmaier (CDU) darum, einzelne Länder doch noch zu überzeugen. Neben Baden-Württember­g, das seine Unterstütz­ung signalisie­rt hatte, müssten mindestens drei größere oder vier kleinere Länder zustimmen, in denen die Grünen mitregiere­n.

Löhrmann bezweifelt­e auch den Sinn eines möglichen Vermittlun­gsverfahre­ns zwischen Bundestag und Bundesrat für einen neuen Asylkompro­miss. Sie verwies auf verfassung­srechtlich­e Bedenken des Bundesrats. „Es liegt noch immer keine Stellungna­hme der Bundesregi­erung vor, wie die verfassung­srechtlich­en Zweifel, die der Bundesrat geäußert hat, ausgeräumt werden können“, sagte sie. „Deshalb überwiegt die grundsätzl­iche Skepsis, ob ein Vermittlun­gsverfahre­n überhaupt Sinn ergibt.“

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