Erbitterter Kampf um TV-Rechte
Sky beherrscht den deutschen Pay-TV-Markt im Sport. Doch andere Sendergruppen erhöhen den Druck. Vor allem das US-amerikanische Medienunternehmen Discovery bläst mit Eurosport zum Angriff.
DÜSSELDORF Es brodelt auf dem Markt der Sport-TV-Rechte. „Wenn ich jemanden frage, ob er Sky abonniert hat, bekomme ich oft die Antwort: ’Nein, ich interessiere mich nicht für Fußball.’ Diese Antwort will ich in Zukunft nicht mehr hören“, sagt Carsten Schmidt, Vorstandsvorsitzender von Sky Deutschland. Der Pay-TV-Sender will sich breiter aufstellen, vor allem auch im Unterhaltungsbereich, will weniger abhängig vom Sport werden. Es ist ein Indiz dafür, dass der Konzern den Druck anderer Sendergruppen spürt. Bisher beherrscht Sky den deutschen Pay-TV-Markt im Sport. Vor allem das USamerikanische Medienunternehmen Discovery will diesen Status nun angreifen. Der Kampf hat gerade erst begonnen.
Die erste Runde zwischen beiden Unternehmen endete im vergangenen Frühjahr mit einem Unentschieden. Es ging um die Verteilung der Rechte an der Fußball-Bundesliga, dem PremiumProdukt in Deutschland schlechthin, wie es beide Unternehmen ausdrücken. Von der Saison 2017/18 bis 2020/ 21 gilt der neue Vertrag. Moralisch fühlen sich sowohl Sky als auch Discovery als Sieger. Sky bleibt vorerst Marktführer, Discovery hat den Fuß erstmals in der Tür, erhält pro Saison Rechte an 40 Spielen der Bundesliga sowie am Supercup und an den vier Relegationsspielen.
Den Fokus legt Discovery dabei vor allem auf das seit 2015 vollständig integrierte Tochterunternehmen Eurosport. Und hier fechten Sky und Discovery derzeit die zweite Runde aus. Nach zähen Verhandlungen einigten sich die Unternehmen im ersten Schritt darauf, dass die Sender Euro
sport 1, Eurosport 2 und Eurosport 360 in Deutschland und Österreich weiter über Sky zu empfangen sind. Eine Frage, den entscheidenden Faktor Eurosport 2 betreffend, ist aber noch nicht geklärt. Auf diesem PayTV-Kanal sollen die Bundesligaspiele laufen. Ob diese auch über die Sky-Receiver zu empfangen sind oder der Bildschirm schwarz bleibt, ist noch offen. Das Ende dieser Runde im Machtkampf soll in den kommenden Wochen verkündet werden.
Für Discovery geht es danach in erster Linie darum, Eurosport „grundlegend zu transformieren“, sagt Susanne Aigner-Drews. Die Discovery-Geschäftsführerin spart nicht mit Kritik am Sender: „Man muss auch eingestehen, dass Eurosport selten für Premium-Rechte und exklusive Inhalte stand.“Für die Masse der Zuschauer sei der Sender „gesichtslos“. Der Plan von Discovery ist langfristig ausgelegt. Zuerst soll die Marke Eurosport einem kompletten Facelifting unterzogen werden.
Anstelle von nur einem Kommentator, der mit schlechter Tonqualität aus einem Zentralstudio weit weg vom Ort des Geschehens berichtete – wie es über Jahre praktiziert wurde –, soll qualitative Vor-Ort-Berichterstattung nach amerikanischem Vorbild treten. In einem zweiten Schritt plant Discovery dann den Großangriff. „Discovery und Eurosport haben die Kraft, Stärke und das Durchhaltevermögen, um weiterhin in relevante Rechte zu investieren“, sagt Aigner-Drews. „Die Bundesliga und die Olympischen Spiele unterstreichen die Ambitionen.“Für Olympia 2018 bis 2024 hat sich Discovery 2015 die Rechte gesichert und damit eine Zäsur im deutschen Fernsehen eingeleitet. Die öffentlich-rechtlichen Sender gingen erstmals leer aus. Auch die Verhandlungen über Sub-Lizenzen scheiterten. ARD und ZDF könnten beim Machtkampf der großen Pay-TVRiesen als Kollateralschaden auf der Strecke bleiben.
„Was wir jetzt erlebt haben, ist erst der Anfang. Das wird weiterge- hen“, sagt ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz. „Wir werden erleben, dass noch ganz andere internationale Player auf den Markt kommen mit mehr finanziellem Potenzial. Sie werden Rechteeinkauf und -verkauf globaler bestreiten, nationale Interessen werden dahinter verschwinden.“ARD und ZDF seien „finanzielle Grenzen“gesetzt, sagte Gruschwitz: „Da wird es immer schwerer werden, große Rechte zu erwerben.“
Einer dieser weiteren Player ist die bezahlpflichtige Streamingplattform DAZN. Der Internetdienst ist für eine monatliche Gebühr (derzeit 9,99 Euro) zu abonnieren. Die Rechte an der englischen Premier League sind bereits im Besitz, und seit dieser Woche stehen auch die Rechte am Tennis-Davis-Cup bis 2019 im Portfolio. Damit nicht genug. DAZN-Vorstand John Gleasure kündigte in Bezug auf die Übertragungsrechte für die Uefa Champions League von 2018 bis 2021 an: „Es ist ein wichtiges Recht. Wir werden uns auch die Champions-League-Ausschreibung anschauen.“Bisher hält auch hier Sky die Rechte.
Für den Fan heißt das, die Tage von Live-Sport im FreeTV dürften über kurz oder lang gezählt sein.