Rheinische Post Hilden

Erbitterte­r Kampf um TV-Rechte

- VON PATRICK SCHERER

Sky beherrscht den deutschen Pay-TV-Markt im Sport. Doch andere Sendergrup­pen erhöhen den Druck. Vor allem das US-amerikanis­che Medienunte­rnehmen Discovery bläst mit Eurosport zum Angriff.

DÜSSELDORF Es brodelt auf dem Markt der Sport-TV-Rechte. „Wenn ich jemanden frage, ob er Sky abonniert hat, bekomme ich oft die Antwort: ’Nein, ich interessie­re mich nicht für Fußball.’ Diese Antwort will ich in Zukunft nicht mehr hören“, sagt Carsten Schmidt, Vorstandsv­orsitzende­r von Sky Deutschlan­d. Der Pay-TV-Sender will sich breiter aufstellen, vor allem auch im Unterhaltu­ngsbereich, will weniger abhängig vom Sport werden. Es ist ein Indiz dafür, dass der Konzern den Druck anderer Sendergrup­pen spürt. Bisher beherrscht Sky den deutschen Pay-TV-Markt im Sport. Vor allem das USamerikan­ische Medienunte­rnehmen Discovery will diesen Status nun angreifen. Der Kampf hat gerade erst begonnen.

Die erste Runde zwischen beiden Unternehme­n endete im vergangene­n Frühjahr mit einem Unentschie­den. Es ging um die Verteilung der Rechte an der Fußball-Bundesliga, dem PremiumPro­dukt in Deutschlan­d schlechthi­n, wie es beide Unternehme­n ausdrücken. Von der Saison 2017/18 bis 2020/ 21 gilt der neue Vertrag. Moralisch fühlen sich sowohl Sky als auch Discovery als Sieger. Sky bleibt vorerst Marktführe­r, Discovery hat den Fuß erstmals in der Tür, erhält pro Saison Rechte an 40 Spielen der Bundesliga sowie am Supercup und an den vier Relegation­sspielen.

Den Fokus legt Discovery dabei vor allem auf das seit 2015 vollständi­g integriert­e Tochterunt­ernehmen Eurosport. Und hier fechten Sky und Discovery derzeit die zweite Runde aus. Nach zähen Verhandlun­gen einigten sich die Unternehme­n im ersten Schritt darauf, dass die Sender Euro

sport 1, Eurosport 2 und Eurosport 360 in Deutschlan­d und Österreich weiter über Sky zu empfangen sind. Eine Frage, den entscheide­nden Faktor Eurosport 2 betreffend, ist aber noch nicht geklärt. Auf diesem PayTV-Kanal sollen die Bundesliga­spiele laufen. Ob diese auch über die Sky-Receiver zu empfangen sind oder der Bildschirm schwarz bleibt, ist noch offen. Das Ende dieser Runde im Machtkampf soll in den kommenden Wochen verkündet werden.

Für Discovery geht es danach in erster Linie darum, Eurosport „grundlegen­d zu transformi­eren“, sagt Susanne Aigner-Drews. Die Discovery-Geschäftsf­ührerin spart nicht mit Kritik am Sender: „Man muss auch eingestehe­n, dass Eurosport selten für Premium-Rechte und exklusive Inhalte stand.“Für die Masse der Zuschauer sei der Sender „gesichtslo­s“. Der Plan von Discovery ist langfristi­g ausgelegt. Zuerst soll die Marke Eurosport einem kompletten Faceliftin­g unterzogen werden.

Anstelle von nur einem Kommentato­r, der mit schlechter Tonqualitä­t aus einem Zentralstu­dio weit weg vom Ort des Geschehens berichtete – wie es über Jahre praktizier­t wurde –, soll qualitativ­e Vor-Ort-Berichters­tattung nach amerikanis­chem Vorbild treten. In einem zweiten Schritt plant Discovery dann den Großangrif­f. „Discovery und Eurosport haben die Kraft, Stärke und das Durchhalte­vermögen, um weiterhin in relevante Rechte zu investiere­n“, sagt Aigner-Drews. „Die Bundesliga und die Olympische­n Spiele unterstrei­chen die Ambitionen.“Für Olympia 2018 bis 2024 hat sich Discovery 2015 die Rechte gesichert und damit eine Zäsur im deutschen Fernsehen eingeleite­t. Die öffentlich-rechtliche­n Sender gingen erstmals leer aus. Auch die Verhandlun­gen über Sub-Lizenzen scheiterte­n. ARD und ZDF könnten beim Machtkampf der großen Pay-TVRiesen als Kollateral­schaden auf der Strecke bleiben.

„Was wir jetzt erlebt haben, ist erst der Anfang. Das wird weiterge- hen“, sagt ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz. „Wir werden erleben, dass noch ganz andere internatio­nale Player auf den Markt kommen mit mehr finanziell­em Potenzial. Sie werden Rechteeink­auf und -verkauf globaler bestreiten, nationale Interessen werden dahinter verschwind­en.“ARD und ZDF seien „finanziell­e Grenzen“gesetzt, sagte Gruschwitz: „Da wird es immer schwerer werden, große Rechte zu erwerben.“

Einer dieser weiteren Player ist die bezahlpfli­chtige Streamingp­lattform DAZN. Der Internetdi­enst ist für eine monatliche Gebühr (derzeit 9,99 Euro) zu abonnieren. Die Rechte an der englischen Premier League sind bereits im Besitz, und seit dieser Woche stehen auch die Rechte am Tennis-Davis-Cup bis 2019 im Portfolio. Damit nicht genug. DAZN-Vorstand John Gleasure kündigte in Bezug auf die Übertragun­gsrechte für die Uefa Champions League von 2018 bis 2021 an: „Es ist ein wichtiges Recht. Wir werden uns auch die Champions-League-Ausschreib­ung anschauen.“Bisher hält auch hier Sky die Rechte.

Für den Fan heißt das, die Tage von Live-Sport im FreeTV dürften über kurz oder lang gezählt sein.

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