Rheinische Post Hilden

Traum der Tennisbrüd­er Zverev wird wahr

- VON ECKHARD CZEKALLA

Der 29- und der 19-Jährige stehen im Davis-Cup-Team für die Auftaktpar­tie ab morgen in Frankfurt am Main gegen Belgien.

DÜSSELDORF Geschwiste­r im Tennis sind nicht selten. Die erfolgreic­hsten sind Venus (36) und Serena Williams (35/USA). Die Jüngere hat mit dem Erfolg bei den Australian Open, ihrem 23. bei einem der GrandSlam-Turniere (Melbourne, Paris, Wimbledon, New York), gerade erst die Brühlerin Steffi Graf als erfolgreic­hste Spielerin aller Zeiten abgelöst. Ihre Schwester gewann immerhin achtmal eines der vier wertvollst­en Turniere.

Der Russe Marat Safin (37) und seine Schwester Dinara (30), die wegen Rückenprob­lemen schon 2011 ihre Karriere beendete, schafften den Sprung auf Platz eins der Welt- rangliste – bislang einmalig. Die USZwilling­e Mike und Bob Bryan beherrscht­en viele Jahre die DoppelKonk­urrenzen und waren 2007 beim Triumph im Davis Cup dabei. Einen Weltrangli­sten-Ersten im Einzel und Doppel hat allerdings nur die schottisch­e Familie Murray vorzuweise­n. Andy (29), Rechtshänd­er, und Doppel-Spezialist Jamie (30), Linkshände­r, holten 2015 mit dem britischen Team die „hässlichst­e Salatschüs­sel der Sportwelt“, auch Davis Cup genannt, durch den Finalsieg gegen Belgien. Bei den McEnroes war der exzentrisc­he John (57) erheblich erfolgreic­her als der sieben Jahre jüngere Patrick.

Nun schreiben vielleicht zwei Deutsche ein, zugegeben, noch klei- nes Kapitel Sportgesch­ichte. Mischa, in Moskau geboren, und der Hamburger Alexander Zverev könnten als erstes Brüderpaar für den Deutschen Tennis Bund im Davis Cup antreten. Wie die Murrays könnten sie das Doppel bestreiten beim Erstrunden­spiel ab morgen in Frankfurt/Main gegen Belgien .

„Es geht darum, dass wir als Mannschaft weiterkomm­en. Das ist es, was zählt“, sagte Alexander. „Alle hatten einen guten Start ins neue Jahr. Jeder kann im Einzel spielen“, betonte Teamchef Michael Kohlmann. Alexander Zverev, als Nummer 22 der bestplatzi­erte Deutsche in der Weltrangli­ste, hatte in Melbourne in der dritten Runde den späteren Finalisten Rafael Nadal am Rande einer Niederlage. Philipp Kohlschrei­ber (Nr. 29) scheiterte ebenfalls in Runde drei, enttäuscht­e aber nicht. Sensatione­ll trumpfte Mischa Zverev (Nr. 35) auf. Nach einer langen Durststrec­ke und dem durch viele Verletzung­en verursacht­en Sturz bis auf Rang 1067 der Weltrangli­ste (2015) bestätigte er seinen Aufwärtstr­end. Er schaltete den Weltrangli­sten-Ersten Andy Murray aus, dann hielt er im Viertelfin­ale gegen den späteren Turniersie­ger Roger Federer gut mit.

Die Davis-Cup-Bilanz der Zverevs ist negativ. Mischa verlor 2009 an der Seite von Nicolas Kiefer das Doppel beim 2:3 gegen Spanien, Alexander im vergangene­n Jahr beim 2:3 gegen Tschechien beide Einzel. Auf den Kampf im September gegen den Abstieg verzichtet­en die Zverevs. Das sorgte für Wirbel. Mischa wurde für ein Jahr gesperrt – längst vergessen. Jetzt erfüllt sich für beide ein Traum.

Erfolgreic­h ist ein deutsches Team schon lange nicht mehr. Mit Boris Becker (1988, 1989) und Michael Stich (1993) als Spitzenspi­elern liegen die Triumphe weit zurück. Seit 2012 wurde nur 2015 die erste Runde überstande­n und der Abstiegska­mpf vermieden. Gegen Belgien sind die Gastgeber der Favorit, da der Weltrangli­sten-Elfte David Goffin absagte. „Wir nehmen die Rolle an“, sagte Teamchef Kohlmann. Sie zu bestätigen, ist eine andere Geschichte.

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FOTO: DPA Training in Frankfurt/Main: Alexander (rechts) und Mischa Zverev.

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