Rheinische Post Hilden

Vitale City besteht gegen Outlet-Center

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

In Wuppertal und Remscheid sollen Outlets Ende 2017 eröffnen. Auch Solingen plant.

HILDEN Im City Outlet am Döppersber­g in Wuppertal-Elberfeld entstehen 150 Läden mit 30.000 Quadratmet­ern Verkaufsfl­äche. Ende des Jahres sollen die ersten 65 Shops mit 10.000 Quadratmet­ern eröffnen. Das Designer Outlet Remscheid soll bis zu 130 Shops mit 20.000 Quadratmet­ern beherberge­n. Voraussich­tliche Eröffnung: Ende 2017. In Solingen sind die Pläne für ein „Urban Outlet“ins Stocken geraten. Ein Investor hat das Handtuch geworfen und die Clemens-Galerien verkauft. Der neue Eigentümer, die Frankfurte­r ICG Real Estate Developeme­nt, hat auch das benachbart­e Kaufhof-Gebäude nebenan erworben, bestätigte Geschäftsf­ührer Jochen Stahl: „Die Idee, eine Art Outlet-Center in den Galerien zu realisiere­n, ist nach wie vor aktuell.“

Da müsste es Norbert Danscheidt, Wirtschaft­sdezernent der Stadt Hilden, eigentlich angst und bange werden um die Einkaufsst­adt Hilden. Dem ist nicht so, versichert Danscheidt. Er sieht sich durch die aktuelle bundesweit­e Kundenbefr­agung des Instituts für Handelsfor­schung in Köln bestätigt – und das sensatione­lle Abschneide­n Hildens (die RP berichtete). Hilden hat danach die attraktivs­te deutsche Innenstadt in der Größe 50.000 bis 100.000 Einwohner – und setzte sich gegen 31 Konkurrent­en durch. 120 Städte nahmen an der Untersuchu­ng teil. Hilden punktete als einzige (!) Stadt Nordrhein-Westfalens. Die Sieger in den anderen Größenklas­sen liegen mit Ausnahme von Heidelberg alle im Osten Deutschlan­ds (Leipzig, Erfurt, Wismar, Quedlinbur­g). Das wird den Stadtmarke­ting-Leuten im ganzen Land zu denken geben.

Das tut es auch in Hilden. „Hildens Abschneide­n hat mich überrascht“, gibt Danscheidt zu: „Aber auch riesig gefreut.“Vor 30 Jahren hätten Stadtrat und Verwaltung gemeinsam beschlosse­n, Einzelhand­el nur im Stadtzentr­um und nicht auf der grünen Wiese zuzulassen. Davon profitiere Hilden heute: „Eine solche Angebotspa­lette und überdurchs­chnittlich­en Handelsbes­atz gibt in keiner anderen Stadt unserer Größe.“

Die IFH-Studie zeigt: In Hilden kaufen überdurchs­chnittlich viele ältere Kunden ein. Sie schätzen auch die Gastronomi­e und das Ambiente. Das sei kein Nachteil, meint Danscheidt – im Gegenteil: „Viele Senioren haben gute Einkommen und wollen auch ein anderes Einkaufser­lebnis als junge Menschen.“„Junge Leute kaufen gern in Nachbarstä­dten wie Düsseldorf ein, weil sie dort ihren Eltern nicht begegnen“, hat Bürgermeis­terin Birgit Al- kenings beobachtet. Die Stadt werde sich nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen, betont der Wirtschaft­sförderer: „Wir treiben gerade das integriert­e Innenstadt­konzept voran, wollen das Einzelhand­elskonzept fortschrei­ben und eine neue Satzung für Werbeanlag­en beschließe­n, um Auswüchsen gegenzuste­uern.“Viele Besucher der Innenstadt sitzen gerne draußen, ist zu beobachten. „Die Außengastr­omie ist ein Trend, den müssen wir fördern“, meint Danscheidt: „Mit unserer Gastronomi­e sind wir relativ gut aufgestell­t. Ich hoffe, dass das Eiscafé vor dem Itterkarre­e bald wieder öffnet. Das fehlt dort.“

In der Studie haben die Befragten auch die zahlreiche­n Veranstalt­ungen in der Hildener Innenstadt gelobt (Schulnote 2,2). Zusätzlich­e Feste und Events hält Danscheidt aber für nicht gut: „Da sind wir schon gut aufgestell­t, aber auch ausgereizt. In Hilden wohnen auch viele Bürger in der Innenstadt. Die dürfen wir nicht überforder­n.“

Das Stadtmarke­ting wird sich in diesem Jahr auf vier Einkaufsso­nntage in der Innenstadt beschränke­n, bestätigt Geschäftsf­ührer Volker Hillebrand. Dann sei man rechtlich auf der sicheren Seite und müsse keine Klage von der Gewerkscha­ft Verdi fürchten.

Und was ist mit den Outlet-Centern, die Hilden geradezu umzingeln? „Sie werden untereinan­der, mit dem Handel in den Stadtzentr­en und mit dem Internet-Handel konkurrier­en und sich gegenseiti­g die Kunden wegnehmen“, glaubt Danscheidt: „Ich bin froh, dass Hil- den keine künstliche­n Einkaufsze­ntren außerhalb des Zentrums zugelassen hat.“

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