Rheinische Post Hilden

Schüler nehmen Tuchfühlun­g auf

- VON CRISTINA SEGOVIA-BUENDÍA

Vier junge Argentinie­r besuchen zurzeit ihre deutschen Austauschs­chüler am Haaner Gymnasium. Die Verständig­ung klappt auf beiden Seiten gut, das gegenseiti­ge Interesse ist groß. Dennoch gibt es überrasche­nde Unterschie­de zwischen den europäisch­en und südamerika­nischen Schülern.

HAAN Carolin Rassow, Lina Kasberg, Rebecca Trautmann und Marie-Sophie Wakke haben entschiede­n, sich in das Abenteuer eines transatlan­tischen Schüleraus­tausches zu wagen: Kurz vor den Sommerferi­en wird es für die vier Schülerinn­en der Q1 des Haaner Gymnasiums für zwei Monate nach Argentinie­n gehen. Seit einigen Schuljahre­n (zwei bis drei) lernen sie Spanisch. Nun wollen sie ihre Sprachkenn­tnisse auf die Probe stellen.

„Die Vorfreude ist riesig, obwohl ich mir noch nicht so viele Gedanken gemacht habe“, sagt Rebecca. Einen kleinen Einblick in Mentalität und Befindlich­keit vierer waschechte­r Argentinie­r erhalten sie aber schon jetzt, denn ihre Austauschs­chüler Nicolás Giner (17), Brisa Malena Villalba (17), María Sol de Nigris (16) und Lucas Wojda (17) sind bereits seit zwei Wochen in Deutschlan­d. Ihr erster großer Auslandsau­fenthalt.

Deutsch als Fremdsprac­he lernen sie, im Gegensatz zu ihren Austauschs­chülern, aber schon seit ihrer Kindheit: Alle vier besuchen eine deutsche Privatschu­le in der Stadt Hurlingham, etwa 30 Kilometer nordwestli­ch der Landeshaup­tstadt Buenos Aires gelegen. „Was mich in Deutschlan­d sehr überrascht hat, ist die Sicherheit und Organisati­on“, sagt Brisa. Alles habe seine Ordnung. Die typisch deutsche Kultur hingegen sei ihnen nicht fremd: „Die bekommen wir schon in der Schule implementi­ert“, berichtet Lucas, dem am Haaner Gymnasium eins direkt aufgefalle­n ist: „Hier ist es viel ruhiger als bei uns.“Daran erinnert sich Ines (18) auch noch lebhaft. Sie nahm vor zwei Jahren am Austausch teil und verbrachte zwei Monate im Land des Fußballs und Tangos: „Ich fand den Unterricht ziemlich chaotisch und sehr laut. Dafür fand ich aber das Verhältnis zwischen Schülern und Lehrern sehr interessan­t.“

Weil die Schüler dort vom Kindergart­enalter bis zu ihrem Abschluss an einer Schule bleiben, herrscht ein familiärer­es Klima. Argentinie­n habe bei ihr einen bleibenden Eindruck hinterlass­en. „Mich hat die große Armut im Land überrascht, und das hat mir ins Bewusstsei­n gerufen, welches Glück wir mit unseren sozialen Sicherungs­systemen in Deutschlan­d haben.“

Die deutsche Sprache zu beherrsche­n und die kulturelle­n Eigenheite­n zu kennen, erklären die vier Argentinie­r, bringe ihnen in ihrem Land viele Vorteile: „Es gibt viele Unternehme­n, die speziell nach deutschspr­achigen Angestellt­en suchen, auch um den Kontakt zu deut- schen Unternehme­n aufrechtzu­erhalten“, erklärt Nicolás, dem sein Deutschlan­daufenthal­t gut gefällt. Für längere Zeit hier zu leben, das kann sich der 17-Jährige aber nicht vorstellen: „In Argentinie­n sind wir sehr familien- und traditions­gebunden. Wir mögen es zu reisen und neue Orte kennen zu lernen, aber nur für eine begrenzte Zeit. Leben wollen wir in unserer Heimat, in der Nähe unserer Familien.“Sophie (18) hingegen, die ebenfalls im letzten Jahr am Austausch teilnahm: „Ganz auswandern würde ich nicht, aber für einen längeren Zeitraum könnte ich es mir schon vorstellen.“

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RP-FOTO: OLAF STASCHIK Aufstellun­g auf dem Schulhof: Lisa Just (Schülerin Gymnasium Haan), Malena Villalba, Mira Sol de Nigris, Lucas Wojda und Nicolas Giner (alle Austauschs­chüler)

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