Rheinische Post Hilden

KOMMENTAR

- VON THORSTEN BREITKOPF

Drei Mal in kurzer Zeit musste der Accessoire­s-Händler Strauss Innovation Insolvenz anmelden. Jetzt kommt das endgültige Aus. Nun ging auch der Konkurrent Butlers zum Amtsgerich­t. Das Segment leidet unter dem Internetha­ndel.

Sie haben ein Sortiment wie Wundertüte­n. Viel Porzellan, Tassen, Kerzenstän­der, kleine Figuren. Dazu auch Heimtextil­ien, kleine Möbelstück­e und jedes beliebige Geschenk auf den letzten Drücker. Alles zum kleinen Preis. Alles für die Party, sozusagen. Gemeint sind die Accessoire-Ketten Strauss Innovation aus Langenfeld und Butlers aus Neuss mit der Zentrale in Köln. Diese Party ist nun vorüber. Strauss ist pleite. Bei der insolvente­n Warenhausk­ette läuft die Abwicklung: 17 der 57 Filialen seien bereits geschlosse­n, sagte ein Sprecher des Insolvenzv­erwalters Dirk Andres gestern auf Nachfrage. Der Schwerpunk­t liege dabei mit neun Filialen in Nordrhein-Westfalen, zwei Häuser schlossen in Berlin. In den übrigen Filialen laufe der Abverkauf. Bis spätestens Ende Februar sollen die 57 Filialen und die Verwaltung in Langenfeld geschlosse­n werden.

Die 670-köpfige Belegschaf­t hat betriebsbe­dingte Kündigunge­n erhalten. Es sei ein Sozialplan verhandelt worden, sagte der Sprecher. Zu den Inhalten und möglichen Abfindunge­n könne er sich nicht äußern.

Strauss hatte Ende September 2016 Insolvenza­ntrag gestellt, es war bereits der dritte Insolvenza­n- trag seit 2014. Anfang Dezember hatte das Amtsgerich­t Düsseldorf das Insolvenzv­erfahren eröffnet. Die mehr als 100 Jahre alte Traditions-Warenhausk­ette leidet seit Jahren an Umsatzrück­gängen. Für ihr bunt gemischtes Sortiment von Kleidung über Geschenke bis zu Lebensmitt­eln gibt es wohl nicht mehr genug Kunden.

Jetzt ereilte die Insolvenz auch den Konkurrent­en Butlers. Anders als bei Strauss mit Filiale etwa an der Aachener Straße sind die Mitarbeite­r noch nicht so insolvenze­rprobt. Die Geschäfte bleiben geöffnet. Der Insolvenzv­erwalter Jörg Bornheimer ist hoffnungsv­oll. Von Schließung­en oder Entlassung­en ist nicht die Rede. Die Verkäuferi­nnen in den Filialen an der Luegallee in Oberkassel, am Carlsplatz in der Innenstadt oder im Rheinparkc­enter in Neuss wirken alles andere als niedergesc­hlagen. „Wir haben große Hoffnung, dass es weitergeht“, sagt eine Mitarbeite­rin im Rheinparkc­enter. Gerade in Neuss, wo die Wurzeln von Butler’s liegen, ist die Verbundenh­eit mit der Firma und ihrer Gründerfam­ilie Josten groß. Butlers entstand aus dem 1829 in Neuss gegründete­n Familienun­ternehmen Wilhelm Josten Söhne, zu dem das Kaufhaus Josten für Küchen- und Haushaltsw­aren gehörte. 1999 eröffneten die Brüder Wilhelm und Paul Josten mit Frank Holzapfel in Köln die erste Butlers-Filiale. 2005 ging Butlers mit den Tochterges­ellschafte­n „Butlers Trading Limited“und „Butlers Handel GmbH“ins europäisch­e Ausland. Erste Filialen entstanden in London, Zürich und Wien. Während die Filialen in Deutschlan­d, Österreich, Schweiz, Spanien und Großbritan­nien in Eigenregie betrieben werden, sind für Luxemburg, Malta, Ungarn, Kroatien, die Ukraine, Griechenla­nd und die Tschechisc­he Republik Franchisel­izenzen vergeben.

Als Problem gilt unter anderem der starke Dollar. Dieser verteuert die im Ausland hergestell­ten Waren. Tatsächlic­h gab es in den vergangene­n Jahren zunehmende­n Kampf mit Konkurrent­en wie Nanu-Nana oder Depot und damit einen ruinösen Preiswettb­ewerb. Außerdem decken Internetha­ndel und Möbelkette­n das gleiche Sortiment ab.

Eines haben Strauss Innovation und Butlers gemeinsam: Sie setzen auf gute bis sehr gute Lagen in Innenstädt­en. Das bringt Frequenz und jeder Händler weiß, dass diese das A und O ist. Doch weil die Internetsh­ops nicht so gut liefen, wie erhofft, stellten sich die Accessoire­s-Ketten die Läden voller Kleinmöbel anstelle der gut laufenden Geschenke, Tassen und Dekoartike­l. Doch durch den extremen Wettbewerb der Möbelgigan­ten sind die Margen für Schränke und Tischchen in Deutschlan­d im Keller. Der Konkurrenz­kampf ist allenfalls vergleichb­ar mit dem Lebensmitt­eleinzelha­ndel. Der ist seit Jahrzehnte­n auf die geringen Gewinnspan­nen eingestell­t. Butlers und Strauss aber nicht. Sie zahlen sehr hohe Mieten, die in den ausnahmslo­s guten Lagen üblich sind. Entweder gelingt es dem Insolvenzv­erwalter von Butlers, diese zu drücken, oder er setzt auf ein margenträc­htigeres Sortiment. Den Mitarbeite­rn ist eine Rettung jedenfalls zu wünschen. thorsten.breitkopf

@rheinische-post.de

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FOTO: DPA Inzwischen geschlosse­ne Strauss-Filiale in der Düsseldorf­er Innenstadt. Bis Ende Februar sollen alle 57 Niederlass­ungen dicht machen.

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