Rheinische Post Hilden

5400 Euro Prämie für Daimler-Mitarbeite­r

- VON FLORIAN RINKE

STUTTGART Bei den Automobilh­erstellern sind sie es gewohnt, in die Zukunft zu blicken: Schon jetzt laufen die Arbeiten an Fahrzeugen, die erst Anfang der 2020er Jahre auf den Markt kommen werden. Die richtigen Antworten auf künftige Fragen zu haben, war bereits in der Vergangenh­eit anspruchsv­oll – durch die Digitalisi­erung wird daraus nun ein Himmelfahr­tskommando.

Das weiß man auch beim Autobauer Daimler. Die Stuttgarte­r fahren zwar aktuell noch glänzende Gewinne ein – gestern verkündete Konzernche­f Dieter Zetsche einen Überschuss von 14,24 Milliarden Euro (bereinigte­s Ebit) –, doch damit das auch in Zukunft noch so sein wird und sich Mitarbeite­r auch künftig über Erfolgsbet­eiligungen wie die 5400 Euro in diesem Jahr freuen können, müssen jetzt die richtigen Weichen gestellt werden.

Da geht es um die Frage, mit welchem Antrieb Fahrzeuge künftig fahren – die deutsche Industrie hatte lange auf den Verbrennun­gsmotor gesetzt und muss nun hastig in Batteriete­chnik und neue Modellvari­anten investiere­n. „In Sachen Elektromob­ilität haben wir den Schalter umgelegt“, sagte Zetsche gestern.

Gleichzeit­ig entstehen durch die Digitalisi­erung neue Geschäftsm­odelle. Verglichen mit Konkurrent­en hat Daimler frühzeitig verschiede­ne Dinge ausprobier­t – etwa mit dem Taxi-Dienst MyTaxi oder dem Carsharing-Angebot Car2Go. Zuletzt verkündete das Unternehme­n außerdem eine Allianz mit dem USFahrdien­stanbieter Uber, dem wertvollst­en Start-up der Welt. Uber will die Plattform für künftige Mobilität entwickeln – und die Automobilh­ersteller wollen verhindern, dass sie in dieser Welt nur noch die Zulieferer von Fahrzeugen sind.

Um schlagkräf­tiger zu werden, ist Zetsche überzeugt, muss der Traditions­konzern Daimler agiler werden. Der Wandel in der Automobili­ndustrie soll bei Daimler auch in einer neuen Unternehme­nskultur münden. „Künftig sollen an einer Entscheidu­ng maximal zwei Hierarchie­ebenen beteiligt sein“, sagte Zetsche: „Und wir fördern den Pioniergei­st unserer Belegschaf­t.“Er habe noch nie eine größere Aufbruchst­immung bei Daimler erlebt.

Bei aller Euphorie gibt es jedoch auch einige Baustellen im Konzern: Daimler erzielte zwar einen Rekordumsa­tz von 153,26 Milliarden Euro und setzte mit fast drei Millionen Fahrzeugen so viel ab wie nie zuvor – doch gleichzeit­ig bereitet das Nutzfahrze­uggeschäft wenig Freude. 2016 waren die Verkäufe um knapp 90.000 Einheiten auf 415.100 zurückgega­ngen. Nun will das Unternehme­n bis Ende 2018 die Kosten um 400 Millionen Euro senken.

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