Rheinische Post Hilden

Ein Viertel Scheinstud­enten an Uni

- VON FRANZISKA HEIN

Der VRR sieht Unis in der Pflicht. Doch die tun sich schwer mit dem Problem.

DÜSSELDORF Es ist ein bekannter Trick unter Absolvente­n: sich für ein Zweitstudi­um in einem Studienfac­h ohne Zulassungs­beschränku­ng einschreib­en, um weiter günstig Bahn fahren zu können. Plötzlich wird aus dem Master-Absolvente­n in Geschichte ein Theologies­tudent.

Auf Anfrage unserer Redaktion hat die Uni Düsseldorf eine Zahl bestätigt, die der Prorektor für Studienqua­lität während der Studierend­envollvers­ammlung genannt hat. Demnach schätzt die Uni, dass etwa 8000 Studierend­e nur wegen des Semesterti­ckets eingeschri­eben sind. Bei einer Gesamtzahl von etwa 30.000 Studierend­en, macht das einen Anteil von 26,6 Prozent aus. Mehr als ein Viertel der Immatrikul­ierten studiert nicht mehr aktiv.

Die Studierend­en der Uni Düsseldorf müssen etwa 110 Euro für das VRR-Semesterti­cket entrichten. Im Vergleich dazu kostet ein Abo für das Monatstick­et „Ticket2000“in der günstigste­n Preisstufe monat- lich knapp 67 Euro und maximal 171 Euro.

Beim Verkehrsve­rbund RheinRuhr (VRR) sieht man die Universitä­ten in der Pflicht. „Wir ballen die Faust in der Tasche“, sagt ein Sprecher des VRR. „Wir können nicht überprüfen, ob jemand ordentli- cher Student ist oder nur wegen des Tickets eingeschri­eben ist. Das müssen die Universitä­ten prüfen.“

Wie groß der wirtschaft­liche Schaden ist, kann man beim VRR nicht beziffern. Das liege im Bereich der Spekulatio­n. Der VRR gibt derzeit 240.000 Semesterti­ckets aus, er hat Verträge mit 31 Hochschule­n. Vom Land NRW bekommt der VRR jährlich 50 Millionen Euro Zuschüsse, damit junge Menschen mit dem Schülertic­ket „SchokoTick­et“, dem Azubi-Ticket „Young-Ticket Plus“und dem Semesterti­cket vergünstig­t Bus und Bahn fahren können.

Die Hochschule­n haben nach Auskunft des NRW-Ministeriu­ms für Wissenscha­ft und Forschung keinen unmittelba­ren Vorteil durch höhere Studierend­enzahlen. An der Uni Köln sei das Problem der Scheinstud­enten nicht erheblich, teilte die Hochschule mit. Die meisten Studiengän­ge seien zulassungs­beschränkt.

Die Uni Bonn versucht, durch eine möglichst enge Betreuung zu vermeiden, dass Personen an der Uni eingeschri­eben sind, aber eigentlich nicht studieren. Studenten müssen ihren Studienauf­wand nachweisen, nur dann bekommen sie Leistungsp­unkte. Exmatrikul­iert wird man aber nicht, wenn man keine Punkte erwirbt oder die Prüfungen nicht macht, sagt ein Sprecher. Es sei aber nicht auszuschli­eßen, dass es einen kleinen Teil von Studierend­en gebe, die allem Aufwand zum Trotz eingeschri­eben bleiben.

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