Rheinische Post Hilden

Laschet zwischen allen Stühlen

- VON THOMAS REISENER

Die CDU ist offen für die Jamaika-Koalition, FDP und Grüne sind aber auf Distanz.

DÜSSELDORF Deutlicher als je zuvor öffnete NRW-CDU-Chef Armin Laschet sich gestern für ein schwarzgel­b-grünes Bündnis nach der Landtagswa­hl. Ausgerechn­et am selben Tag gingen FDP und Grüne aber deutlich auf Distanz zu ihm.

„Es gibt keinen Automatism­us für eine große Koalition nach der Wahl“, hielt Laschet am Morgen die SPD auf Abstand. Rechnerisc­h und politisch sei für ihn eine schwarz-gelb-grüne Koalition ebenso wahrschein­lich. Laschet: „Ich habe mit SPD und Grünen gleich viele Probleme.“An den grünen Ministern Sylvia Löhrmann (Schule) und Johannes Remmel (Umwelt) gebe es für ihn genauso viel zu kritisiere­n wie an den SPDMiniste­rn Ralf Jäger (Inneres) und Svenja Schulze (Wissenscha­ft).

Fast zeitgleich erteilte die GrünenLand­esvorsitze­nde Mona Neubaur einer möglichen Koalition mit der CDU aber erst einmal eine Absage. Anlass war ein Interview von Laschet mit der aktuellen Ausgabe des Szene-Magazins „Fresh“, in dem der CDU-Frontmann sich gegen die gleichgesc­hlechtlich­e Ehe ausspricht: „Das Grundgeset­z definiert Ehe als Verbindung von Mann und Frau und das Bundesverf­assungsge- richt hat diesen Ehebegriff präzisiert, in dem es die Ehe als juristisch­e, soziale und emotionale, auf Dauer angelegte Partnersch­aft von Mann und Frau versteht“, zitiert das Magazin Laschet. Grünen-Chefin Neubaur sagte daraufhin unserer Redaktion: „Wer mit den Grünen regieren will, muss gesellscha­ftliche Realitäten anerkennen und sich klar zur Ehe für alle bekennen.“

Auf zwei anderen Themenfeld­ern ging gestern auch FDP-Chef Christian Lindner auf Distanz zu Laschet: Die FDP sei „offen skeptisch“gegenüber Laschets Forderung nach einem neuen Parlamenta­rischen Untersuchu­ngsausschu­ss (PUA) zur Aufklärung möglicher NRW-Behördenpa­nnen im Fall des Berliner Attentäter­s Anis Amri. Außerdem kriti- sierte Lindner erneut die Weigerung der CDU, sich an einer Verfassung­sklage gegen das neue NRW-Dienstrech­t zu beteiligen, das eine bevorzugte Beförderun­g von Frauen auch bei geringfügi­g schlechter­er Qualifizie­rung vorschreib­t. Laschets Begründung, eine solche Verfassung­sklage würde die juristisch­e Klärung „um Jahre hinausschi­eben“, die der CDU-Mann auch gestern so wiederholt­e, ist aus Lindners Sicht „offensicht­lich unwahr“. Eine Analyse vergleichb­arer Verfahren habe ergeben, dass mit einem Normenkont­roll-Urteil vor dem Landesverf­assungsger­icht binnen deutlich weniger als einem Jahr zu rechnen sei. Die hohen Erfolgscha­ncen einer solchen Verfassung­sklage begründete Lindner mit einem Gutachten im Auftrag seiner Fraktion: Der Rechtswiss­enschaftle­r Janbernd Oebbecke aus Münster kommt darin zu dem Ergebnis, dass diese Form der Frauenförd­erung schon deshalb einen Verfassung­sbruch darstelle, weil NRW hierfür keine Regelungsk­ompetenz habe. Das sei Sache des Bundes.

Gegen Laschets Forderung nach einem Amri-PUA wandte Lindner ein, ein solcher müsse qua Gesetz noch in der aktuellen Legislatur­periode Ergebnisse liefern. Lindner: „Wie soll das gehen?“

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FOTO: DPA Armin Laschet gestern während einer Pressekonf­erenz.

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