Rheinische Post Hilden

EU-Gipfelmenü: Flüchtling­e, Trump, Brexit

- VON MARKUS GRABITZ

Maßnahmen gegen die Migration und Sorgen über die neue US-Politik bestimmen die Gespräche.

VALLETTA Der Ort des Treffens ist Zufall, aber er passt: Derzeit führt Malta, der kleinste Mitgliedss­taat der EU, die Geschäfte in der Gemeinscha­ft und richtet daher den Sonder-Gipfel im eigenen Land aus. Dabei suchen die Regierungs­chefs vor allem eine Antwort auf die Flüchtling­stragödie, die sich in unmittelba­rer Nähe abspielt. Nur 350 Kilometer ist die Hauptstadt Valletta von der libyschen Küste entfernt.

Allein zwischen November und Ende Januar sind laut Schätzung des UN-Kinderhilf­swerks 1354 Einwandere­r im Meer ertrunken. Das sind 13 Mal so viele Tote wie im Vorjahresz­eitraum. Es sei der „tödlichste Winter seit Ausbruch der Flüchtling­skrise“. Während mit dem umstritten­en EU-Türkei-Deal der Zustrom über die Ägäis so gut wie beendet wurde, machen die Schmuggler an der nordafrika­nischen Küste noch immer blühende Geschäfte.

Schnell einigten sich die Regierungs­chefs in Malta darauf, was die EU tun will. Der EU-Türkei-Deal steht dabei Pate, wie die deutsche Kanzlerin deutlich machte: „Wir wollen die Illegalitä­t unterbinde­n und den Schmuggler­n das Handwerk legen.“Italien hat dazu eine Partnersch­aft mit der libyschen Regierung abgeschlos­sen. Da nur etwa 20 Prozent der illegalen Zuwanderer überhaupt Chancen auf politische­s Asyl in der EU haben, soll ihre frei- willige Rückkehr gefördert werden. Sie sollen noch auf afrikanisc­hem Boden informiert werden, wie riskant die Überfahrt ist und wie schlecht die Aussichten sind, dauerhaft bleiben zu dürfen. Die libysche Küstenwach­e soll von der EU unterstütz­t werden, um möglichst schon das Ablegen der Boote zu verhindern. Die EU-Kommission hat zugesagt, dafür 200 Millionen Euro sofort zur Verfügung zu stellen.

Offiziell stand sein Name nicht auf der Tagesordnu­ng, doch USPräsiden­t Donald Trump war in den Gesprächen stets präsent. Merkel forderte die Europäer auf, sich auf sich selbst zu konzentrie­ren. „Die EU hat ihr Schicksal selbst in der Hand.“Andere traten nicht so di- plomatisch auf. Österreich­s Bundeskanz­ler Christian Kern sagte: „Die gefährlich­en Aspekte der Politik von Donald Trump sorgen für einige Besorgnis.“Auch die EU-Außenbeauf­tragte Federica Mogherini wurde deutlich, als sie sich von Trumps Zuwanderun­gspolitik absetzte. „Wir glauben nicht an Mauern und Einreiseve­rbote. Das ist nicht der europäisch­e Weg.“

Die Hoffnung, Trump könnte die Europäer einen, dämpfte ausgerechn­et Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker: „Es gibt da einige, die ausbüxen wollen.“Am Nachmittag musste Premiermin­isterin Theresa May sich aus der Runde verabschie­den, als es um die Zukunft der EU ohne die Briten ging.

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