Rheinische Post Hilden

Neues Hotel, neues Gourmetres­taurant

- VON CHRISTIAN HERRENDORF

Zum „The Fritz“gehört das „Fritz’s Frau Franzi“, das offensicht­lich anders sein will: Die Kellner tragen Jeanshemde­n, der Küchenchef setzt beim Dessert nicht auf Süß – und eine ungewöhnli­che Farbe steht im Mittelpunk­t.

Wir werden den zweiten Satz dieses Textes zurücknehm­en müssen: Die Farbe Gold eignet sich in Düsseldorf nicht als Stilmittel. Zu viele Vorurteile über diese Stadt basieren auf der Farbe oder spielen damit, zu viele Bestätigun­gen der Vorurteile haben mit dem reichliche­n Vorhandens­ein der Farbe in dieser Stadt zu tun. Wir hätten also den Betreibern des Gourmetres­taurants „Fritz’s Frau Franzi“davon abgeraten, die Tische mit güldenem Besteck zu decken und mit einem goldenen Servierwag­en durch den Speisesaal des neuen Hotels „The Fritz“zu fahren. Als am Ende unseres Testbesuch­s der Espresso in goldenen Tassen serviert wird, wissen wir, dass wir falsch lagen.

Am Ende stellt sich gar nicht mehr die Frage, ob das Gold und der dazugehöri­ge ironische Bruch funktionie­ren, denn in allererste­r Hinsicht steht die Farbe für den Mut des Hauses. Auch die übrige Inneneinri­chtung ist mit sehr vielen Lampen, sehr tiefen und eigentlich zu gemütliche­n Sitzmöbeln gewagt. Der Service kontrastie­rt seine spürbar gute Ausbildung mit Jeanshemde­n, und auch Küchenchef Benjamin Kriegel geht volles Risiko, in dem er seinen Anspruch oben auf die Karte schreibt: „Es wird immer mindestens ein Gericht dabei sein, das sie so noch nie gegessen haben.“

Das Prinzip, nach dem die Gäste ihr Essen zusammenst­ellen können, ist aus anderen Häusern dieser Klasse bekannt. Auf der Karte stehen in vier Kategorien jeweils drei Gerichte, von denen die Konsumente­n theoretisc­h nur eines nehmen können, die Experiment-Interessen­ten Minimum zwei (ohne Dessert) nehmen werden und die halbwegs Hungrigen wohl drei benötigen. Die vier Kategorien decken dabei alle wesentlich­en Bedürfniss­e ab: Fisch, Fleisch, Vegetarisc­hes und einen charmanten Einstieg.

Der erst 28-jährige Küchenchef Kriegel hat zwei wesentlich­e Stationen im Lebenslauf, die seinen be- schriebene­n Mut rechtferti­gen: Er war bei Drei-Sterne-Koch Christian Jürgens am Tegernsee und seit 2014 Sous-Chef im „Victorian“. Das Handwerk hat er dort zweifellos gelernt, denn die vielen Zubereitun­gsarten, die er in den einzelnen Gängen anbietet, gelingen in Vollendung. Die Fasanenbru­st ist präzise gegart, die kleine Kohlroulad­e ihr treuer Freund und die weiteren Va- rianten von Kohl und Kraut jede für sich ein feines Spiel mit Geist und Gaumen. Der Waller ist in brauner Butter gegart und umgeben von Blumenkohl, der roh mariniert und als Creme auf den Tisch kommt.

Das alles ist gut, erfüllt den Anspruch, zeigt, dass das Restaurant mehr will. Unser Herz und letztlich auch wieder unseren Verstand gewinnt „Fritz’s Frau Franzi“aber erst mit dem letzten Gang. Desserts sind bei Gourmet-Köchen in der Regel auch einfallsre­ich, machen es sich am Ende aber über die reine Süße auch leicht, den Gast zufrieden ziehen zu lassen. Diesen einfachen Weg geht Kriegel nicht. Er bricht eben diese Geschmacks­wahrnehmun­g an der entscheide­nden Stelle. Gerade wenn der Gast nur noch Süße erwartet, tauchen die Gegen- spieler auf: im Eis die Sesamkräck­er, zur Mango die Kokos-Chips.

„Fritz’s Frau Franzi“bereichert die Düsseldorf­er Gastronomi­eszene im oberen Teil der Tabelle. Die Empfehlung beinhaltet aber auch eine vorsichtig­e Warnung: Es ist kein günstiges Vergnügen. Die Desserts kosten 12 bis 13 Euro, keines der 0,2Liter-Gläser-Wein ist für unter zehn Euro zu erhalten.

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