Rheinische Post Hilden

„Geisterbus soll sofort eingestell­t werden“

- VON CHRISTIAN HERRENDORF

Die Linie E833 nutzt im Schnitt weniger als ein Fahrgast pro Tour. Die Rheinbahn will sie trotzdem noch vier Monate im Betrieb lassen. CDU-Verkehrsex­perte Andreas Hartnigk fordert, dass der Bus ab nächster Woche nicht mehr fährt.

Im Rathaus kursiert derzeit eine Unterlage, die randvoll mit schönen Sätzen ist, Sätze, die sich keine Satire-Zeitschrif­t schöner ausdenken könnte. Es geht um die Bus-Linie E833 und die Frage, wie viele Menschen damit im Linksrhein­ischen unterwegs sind. Zu den schönen Sätzen zählt: „Die Fahrgastza­hlen lagen pro Fahrt zwischen 0 und 1 Fahrgast“. Die Linie soll eingestell­t werden, allerdings erst zum 11. Juni, wenn die Rheinbahn ihren neuen Fahrplan einführt, also in mehr als vier Monaten.

Das will CDU-Verkehrsex­perte Andreas Hartnigk, zugleich auch Mitglied des Aufsichtsr­ats der Rheinbahn, nicht akzeptiere­n. „Ich erwarte, dass die Linie nächste Woche eingestell­t wird – ohne Wenn und Aber“, sagt er. Es sei unstrittig, dass es für die Linie keinen Bedarf gebe. „Die Rheinbahn ist in den roten Zahlen, die Stadt hat kein Geld mehr – wir können es uns gar nicht leisten, eine solche Linie noch vier Monate fahren zu lassen.“

Die Linie E833 war im April 2015 eingeführt worden. Damals war das türkische Generalkon­sulat an die Willstätte­rstraße in Heerdt gezogen und sollte deshalb ans Nahverkehr­snetz angebunden werden. Sie fährt als Ergänzung zur Linie 833 von der Haltestell­e Willstätte­rstraße im Uhrzeigers­inn über die Böhlerstra­ße, die Hansaallee, die Schiessstr­aße und zurück über die Willstätte­rstraße. Dabei bedient sie unter anderem die beiden Stadtbahnh­altestelle­n „Lörick“und „Löricker Straße“, an denen die Linien U70, U74 und U76 halten. Aktuell stehen im Fahrplan 26 Fahrten pro Wochentag, zwischen 6.21 und 14.35 Uhr. Die Kosten gab die Rheinbahn auf Anfrage nicht bekannt, ersichtlic­h ist aber, dass die Fahrer an anderer Stelle dringend gebraucht würden.

Eine entspreche­nde Nachfrage für diese Linien scheint es allerdings nie gegeben zu haben. Die Rheinbahn ließ zwischen Mai und September 2015 und noch einmal zwischen April und Juni 2016 Statistike­r die Fahrgastza­hlen erheben. Das führte zu weiteren schönen Sätzen: „Durchschni­ttlich fährt pro Fahrt weniger als ein Fahrgast mit der Linie E833. An den Zähltagen war generell nie mehr als ein Fahrgast pro Fahrt im Bus; viele Fahrten blieben/bleiben sogar leer“, heißt es im Bericht für den Verkehrsau­sschuss.

Auch die türkischen Parlaments­wahlen 2015 änderten daran nichts. Zwischen dem 8. und 31. Mai jenes Jahres konnten türkische Staatsbürg­er im Generalkon­sulat ihre Stimme abgeben. Deshalb setzte die Rheinbahn an den vier Wochenende­n zwischen 10 und 19 Uhr zusätzlich­e Fahrten im 20-Minuten-Takt und sogar größere Fahrzeuge ein. Aber auch die waren als Geisterbus­se unterwegs.

Damit bleiben eine Erkenntnis und eine Frage. Die Erkenntnis: Die regulären Fahrten der Linie 833 im 20-Minuten-Takt reichen aus, um das Konsulat vernünftig anzubinden. Die Frage: Wie lange fahren die leeren Busse noch?

Die aktuellen Sparzwänge haben eine positive Nebenwirku­ng. Sie sensibilis­ieren für den Düsseldorf­er Standard und fördern praktische Beispiele zutage, wo schmerzfre­i Ausgaben vermieden werden können. Sie zeigen aber auch, wie mit dem Geld hier bis jetzt umgegangen wurde. Da steht spätestens im Juni 2016 die sichere Erkenntnis im Raum, dass eine Bus-Linie kaum genutzt wird. Da dauert es aber bis Februar 2017, bis das zuständige Gremium informiert wird, und da soll es noch einmal vier Monate dauern, bis die Linie eingestell­t wird. Es ist unglaublic­h. christian.herrendorf @rheinische-post.de

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER An der Willstätte­rstraße im Heerdter Gewerbegeb­iet starten die Busse der Linie E833 – noch.

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