Rheinische Post Hilden

Initiative bringt 16 Flüchtling­e in Arbeit

- VON GÖKCEN STENZEL

Die Rotary-Stiftung und das Unternehme­n Qiagen haben junge Menschen an sechs Firmen aus dem Kreis vermittelt. Eine Erfolgsges­chichte.

HILDEN Nasim Jesri, Mhamud Mohammed und Fadi Srour haben zwei Dinge gemeinsam: Sie sind Flüchtling­e. Und sie arbeiten bei Qiagen, einem der größten Arbeitgebe­r der Region. Im November 2016 hat ihr Praktikum dort begonnen, teilweise haben sie schon Zeitverträ­ge und die Aussicht auf eine Übernahme. „Ich will lernen und am liebsten später Sicherheit­sbeauftrag­ter werden“, sagt Srour, der in Syrien Polizist war und heute in Mettmann wohnt. Mohammed stammt aus Eritrea, lebt in Hilden und will in die Lebensmitt­eltechnik wechseln. Jesri, jetzt Monheimer, hat in Syrien ein Diplom in Biochemie gemacht und will Chemiker bleiben, vielleicht Laborant werden.

Sie gehören zu den insgesamt 16 Flüchtling­en, die über den Integratio­nsfonds Hilden (siehe Info) an Ausbildung­s- oder Praktikums­stellen gekommen sind – und sie haben ein hartes Auswahlver­fahren sowie einen Intensiv-Kursus Deutsch hinter sich. „Wir haben über Fragebögen und Tests erhoben, was die Leute können“, sagt Dr. Jürgen Schmidt, als Vorstand der Rotary-Stiftung Hilden-Haan Initiator des Fonds. „Dadurch konnten wir die Besten finden und fördern und schnell in Arbeit bringen.“Nur so funktionie­re Integratio­n. Als treibende Kraft von Anfang dabei: Qiagen und das Jobcenter. Das musste erst einmal grünes Licht geben, denn Asylsuchen­de in Arbeit bringen – „das ist gesetzlich eigentlich gar nicht vorgesehen“, wie Bürgermeis­terin Birgit Alkenings gestern bei der Vorstellun­g einer Zwischenbi­lanz sagte. Doch man habe Mittel und Wege gefunden, weil der Wille da war. Natürlich müssen die Kandidaten vor dem Auswahlver­fahren eine Bleiberech­tsperspekt­ive haben.

„Wir sind als großer Arbeitgebe­r in der Region auch der Gesellscha­ft verpflicht­et“, erklärte Dr. Oliver Dick, Produktion­sleiter bei Qiagen, das Engagement des Unternehme­ns. „Wir waren froh, als Herr Schmidt letztes Jahr auf uns zukam, denn wir wollten uns einbringen – wussten aber wirklich nicht wie.“Dem Vernehmen nach gibt Qiagen eine sechsstell­ige Summe in den Fonds. Dick: „Ich kann nur sagen: Finanziell lohnt sich das für keinen Betrieb. Wir sind sogar angefeinde­t worden, weil uns unterstell­t wurde, wir suchten nur billige Arbeitskrä­fte.“Das Gegenteil sei der Fall. Immerhin: Sechs Betriebe aus dem Kreis Mettmann sind gefunden, weitere sind aufgeforde­rt, sich zu melden – zwei weitere „gecheckte“Flüchtling­e könnten derzeit noch vermittelt werden, und die Initiative soll auch fortgeführ­t werden.

„Unsere Überzeugun­g ist, dass nur die Aufnahme qualifizie­rter Flüchtling­e in den Arbeitsmar­kt einen langfristi­gen Erfolg verspricht, die öffentlich­en Kassen entlastet und den Menschen ihre Würde zurückgibt“, sagte Martina Würker, Geschäftsf­ührerin des Jobcenters. Das hat zum Beispiel die Kurse an der Wirtschaft­s- und Sprachensc­hule „Wipa“bezahlt, und es ist Partner für die Lotsen, die sich im Auftrag der Stadt Hilden um die Vermittelt­en kümmern, wenn sie in den Unternehme­n sind. Das soll den Flüchtling­en ebenso helfen wie den Arbeitgebe­rn, denn natürlich gibt es auch Probleme. Übrigens: Die bisher einzige Frau des Pro- gramms kommt aus Afghanista­n, hat dort studiert und macht ihr Praktikum derzeit bei Kukko.

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Betreuerin Mandy Rödig (Wipa), Oliver Dick (Qiagen), Mhamud Mohammed, Bürgermeis­terin Birgit Alkenings, Nasim Jesri, Jürgen Schmidt (Rotary), Martina Würker (Jobcenter) und Fadi Srour (von links)

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