Rheinische Post Hilden

Haan hat 2017 nur zwei Einkaufsso­nntage

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

Aktionsgem­einschaft hat den 19. März und 9. Juli beantragt. Das Möbelhaus Ostermann verzichtet ganz.

HAAN In der Gartenstad­t werden in diesem Jahr die Geschäfte nur noch an zwei Sonntagen geöffnet sein: zum Brunnenfes­t am 19. März in der Fußgängerz­one Neuer Markt und Dieker Straße sowie am 9. Juli anlässlich von „Haan à la carte“zusätzlich auch noch in der Friedrichs­traße. „Beide Veranstalt­ungen haben rund 2500 Besucher“, begründet Vorstand Stefan Wassermann den Antrag der Aktionsgem­einschaft „Wir für Haan“. „Damit übersteigt die Zahl der Besucher nur für die Veranstalt­ungen die Zahl derer, die durchschni­ttlich den Einzelhand­el zum Einkaufen aufsuchen.“

Das Einrichtun­gshaus Ostermann hat in diesem Jahr keinen Antrag gestellt. In den Vorjahren hatte das Möbelhaus ein Lichterfes­t (7. Februar), ein Frühlingsf­est (13. März), ein Kartoffelf­est (9. Oktober) und ein Familien- und Musikfest (6. November) eigentlich nur deshalb veranstalt­et, um sonntags öffnen zu können.

Gegen diese weit verbreitet­e Praktik hatte die Dienstleis­tungsgewer­kschaft verdi erfolgreic­h vor dem Bundesverw­altungsger­icht geklagt. Man poche nur auf die Einhaltung geltenden Rechts, so verdi. „Wir haben alle Kommunen in NRW angeschrie­ben, gebeten zu prüfen und im Zweifel verkaufsof­fene Sonntage nicht zu genehmigen“, erläutert Günther Isemeyer, Sprecher für den verdi-Landesverb­and: „Man kann nicht Kindergebu­rtstag feiern und dafür alle Läden öffnen. Das Recht durchzuset­zen, ist nicht Aufgabe von Verdi, sondern Sache der Kommunen.“Die Gewerkscha­ft wolle den Sonntag schützen – genau wie die Kirchen.

In einem Erlass hatte das Wirtschaft­sministeri­ums NRW (vom 20. Dezember 2015) ausdrückli­ch darauf hingewiese­n: „Einen Anlass zu schaffen, um eine Rechtferti­gung für eine Sonntagsöf­fnung herzustell­en, reicht dagegen nicht aus.“

Der Martinsmar­kt am 6. November sei auf eben diese Weise entstanden, hatte Wassermann im ver- gangenen Jahr bereits offen eingeräumt: „Der Markt ist nur geschaffen worden, damit wir die Geschäfte sonntags öffnen können.“Für seinen Geschmack gebe es in zwischen viel zu viele Einkaufsso­nntage: „Das ist für die Mitarbeite­r blöd und für den Chef auch. Ich persönlich wäre nicht traurig, wenn es weniger Einkaufsso­nntag gäbe.“

Denn längst nicht mehr alle Sonntagsöf­fnungen erfüllen auch die Umsatzerwa­rtungen des Einzelhand­els. Deshalb lieber weniger verkaufsof­fene Sonntage, dafür dann aber in Verbindung mit wirklich attraktive­n Veranstalt­ungen wie etwa Haan à la carte, so Wassermann: „Ein Super-Event war das. Die Besucher waren in Kauflaune. Dann lohnt sich das auch für den Einzelhand­el.“

Verdi habe wegen der beiden beantragte­n Einkaufsso­nntage 2017 in Haan zunächst Bedenken gehabt, berichtet Rechtsamts­leiter Michael Rennert. Diese hätten durch die umfangreic­he Argumentat­ion und Dokumentat­ion der Verwaltung aber ausgeräumt werden können. Deshalb spreche nichts dagegen, dass der Stadtrat die beiden Einkaufsso­nntag am 21. Februar auch genehmigt.

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Weniger Einkaufsso­nntage bringen mehr, glaubt Stefan Wassermann. Haan à la carte habe viele Besucher angezogen – davon habe auch der Einzelhand­el profitiert.

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