Rheinische Post Hilden

US-Staranwalt gründet Düsseldorf-Büro

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Michael Hausfeld vertritt viele Tausend deutsche Mandanten gegen VW und setzt auf Sammelklag­en. Die Niederlass­ung am Rhein soll auch helfen, gegen Banken vorzugehen. Bekannt wurde die Kanzlei mit Holocaust-Klagen.

DÜSSELDORF Wohl nur wenige Anwälte sind weltweit so berühmt wie Michael Hausfeld. Erstes Renommee errang der 1944 als Sohn polnisch-jüdischer Naziflücht­linge in New York geborene Hausfeld mit Klagen im Namen von HolocaustO­pfern zuerst gegen Schweizer Banken, später gegen deutsche Konzerne und Geldhäuser. Dann erstritt er hohe Entschädig­ungen für Fischer in Alaska, nachdem der Tanker Ex-

Michael Hausfeld xon-Valdez auf Grund lief. 176 Millionen Dollar erhielten farbige Mitarbeite­r von Texaco, weil sie diskrimini­ert worden waren.

Jetzt hat der schlanke Mann sich Deutschlan­d und Europa als neues Aktionsfel­d ausgesucht: Er sammelt von einem Berliner Büro aus Klagen von geschädigt­en VW-Käufern, um Schadeners­atz wegen der Diesel-Affäre durchzuset­zen. Und als nächsten Schritt baut das Unternehme­n in Düsseldorf eine Niederlass­ung auf. Da soll es vorrangig um den Kampf gegen Kartelle gehen, erklärte Hausfeld gestern: „Seit der Eröffnung Anfang 2016 ist unser Berliner Büro stark gewachsen. Die Eröffnung des Düsseldorf­er Büros ist der logische nächste Schritt, da viele unserer Mandanten in der Nähe von Düsseldorf ansässig sind und Düsseldorf ohnehin das kartellrec­htliche Zentrum in Deutschlan­d ist.“

In einem ersten Verfahren will die Kanzlei Schadeners­atz für die Opfer eines Kartells erstreiten, bei dem Lkw zu erhöhten Preisen an Kunden verkauft wurden. Vorantreib­en soll die Klage der neue Partner Alex Petrasincu. Außerdem will sich Hausfeld mit einer Reihe an Banken anlegen: Weil diese die Bearbeitun­gsgebühr von 0,3 Prozent auf Abbuchunge­n über Electronic-Cash als quasi Kartell verabredet hatten, sollen nun Handelsunt­ernehmen auf Schadeners­atz in Höhe von Milliarden Euro drängen – ein tolles Geschäft für die Hausfeld-Truppe.

Sparkassen, Volksbanke­n und auch die Deutsche Bank sollen zahlen, Hausfeld hofft auf viele KlageAuftr­äge von NRW-Unternehme­n.

Dabei setzt die Kanzlei bei fast allen Fällen auf eine intelligen­te Mischung auf öffentlich­em Streit und juristisch­en Winkelzüge­n. So wurden die Klagen gegen die Geldhäuser via „Bild am Sonntag“angekündig­t – das erzeugt Druck, unter dem dann möglicherw­eise hinter verschloss­enen Türen Kompromiss­e ausgehande­lt werden können.

Ebenso geht Hausfeld schon einige Zeit gegen VW vor. „Volkswagen ist total arrogant“, erklärte er in einem Interview mit der „FAZ“. „VW bietet nur Almosen, sie wollen sich durchmogel­n“, sagte er dem „Spiegel“. „Viele Opfer, ein Gegner“, schreibt die „Zeit“. Immerhin bietet VW in Europa den rund neun Millionen betroffene­n Autokäufer­n bisher nur eine Reparatur an, in den USA mit nur 600.000 betroffene­n Kunden verpflicht­ete sich der Konzern hingegen bereits zu Straf- und Entschädig­ungszahlun­gen in Höhe von mindestens 22 Milliarden Dollar.

„Volkswagen ist total arrogant. Sie wollen sich

durchmogel­n.“

Anwalt

Die Verfahren gegen VW treibt der Berliner Büroleiter Christoph Rother voran, der als Jurist 20 Jahre für die Bahn gearbeitet hatte. Ziel ist dabei, den Konzern wie frühere Gegner mit gezielten Vorstößen in die Knie zu zwingen – die Plattform My Right sammelt dazu Klagen.

Zahlt VW dann als Ergebnis eines Urteiles oder Vergleichs, wird My Right als Gegenleist­ung ein Drittel der erstritten­en Summe erhalten, Hausfeld selber kassiert dann lohnende Gebühren für die Vertretung Tausender Kunden. Ein Prozessfin­anzierer steht für die Risiken ein.

Falls Hausfeld gegen VW Erfolg hat, hätte er das deutsche Rechtssyst­em faktisch verändert: In Deutschlan­d muss sich jeder Betroffene eigentlich durch alle Instanzen klagen, um zu seinem Recht zu kommen, die USA lassen Sammelklag­en uneingesch­ränkt zu.

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FOTO: DPA Rechtsanwa­lt Michael Hausfeld wurde in den USA durch mehrere aufsehener­regende Klagen bekannt. Nun knöpft er sich den Volkswagen-Konzern vor.

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