Rheinische Post Hilden

Hildener will Spitzel anzeigen

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

Die innenpolit­ischen Auseinande­rsetzungen in der Türkei reichen bis nach Hilden und Monheim.

HILDEN/MONHEIM Die Türken stellen mit rund knapp 1000 Einwohnern die größte ausländisc­he Landsmanns­chaft in Hilden. Viele weitere Einwohner haben türkische Wurzeln. Gut 5000 Hildener sind „Doppelstaa­tler“. Das muss man im Hinterkopf haben, um die Dimension der Ditib-Spitzel-Affäre richtig einzuschät­zen. Sie hat das Zeug dazu, die Integratio­n zu belasten und das Vertrauen der Türken in Deutschlan­d untereinan­der und zwischen deutschen und türkischen Mitbürgern nachhaltig zu schädigen. Die Stadt Hilden stellt sich hinter den Verein, den sie 2011 mit ihrem Integratio­nspreis ausgezeich­net hat. „Ich habe dem Verein Hand-inHand jegliche mögliche Unterstütz­ung zugesagt“, betont Dezernent Sönke Eichner: „Diese Geschichte ist rufschädig­end. Deshalb habe ich Herrn Arslan auch geraten, dagegen vorzugehen. Die Stadt ist dem Verein außerorden­tlich dankbar, für das, was er aufgebaut hat.“Bekir Arslan hat angekündig­t, Anzeige zu erstatten. Das juristisch­e Verfahren wird vermutlich im Sande verlaufen. Der mutmaßlich­e Denunziant, der ehemalige Monheimer Imam K., hat Deutschlan­d längst verlassen. Aber Bekir Arslan geht noch um etwas anderes. Und das ist vielleicht noch wichtiger. Er will Öffentlich­keit herstellen. Die Sache soll nicht unter den Teppich gekehrt werden. Genau das versucht der Islamverba­nd Ditib.

Bekir Arslan (54) ist selbst ein Beispiel für gelungene Integratio­n. Er kam mit vier Jahren als Kind türkischer Einwandere­r nach Deutschlan­d, machte Abitur, studierte Betriebswi­rtschaft und arbeitet heute als selbststän­diger Unternehme­nsberater. Arslan hat‘s geschafft – für viele Kinder aus Zuwanderer­familien trifft das nicht zu. Sie fallen durch das Bildungsra­ster. „Vielen Eltern fehlte es an dem Verständni­s für unser Schulsyste­m“, weiß Arslan: „Sie wissen nicht, welchen Beitrag sie selber leisten müs-

„Ich habe dem Verein Hand-in-Hand jegliche Unterstütz­ung zugesagt

Sönke Eichner sen und können ihren Kindern nicht vermitteln, dass Schule Arbeit bedeutet.“Deshalb gründete der Hildener gemeinsam mit anderen Eltern den Verein „Hand in Hand“. Er organisier­t unter anderem eine Hausaufgab­enbetreuun­g. Einige Jahre fand sie in der Bücherei statt. „Das weckt die Neugier der Kinder und Jugendlich­en, sich mit dem breiten Angebot der Bücherei zu beschäftig­en“, lobte Bundestags­abgeordnet­e Michaela Noll (CDU). Heute ist Hand-in-Hand sowohl im städtische­n Schulzentr­um Holterhöfc­hen als auch im Evangelisc­hen Schulzentr­um vertreten. 2009 startete der Verein das Projekt „Groß hilft Klein – Schüler gleichen Chancen aus“. Abiturient­en geben Kindern aus sozial schwachen Familien Nachhilfe. Ehrenamtli­ch und gratis. Diese vorbildlic­he Engagement zeichnete die Stiftung der DrogerieKe­tte dm im vergangene­n Jahr mit ihrem Regionalpr­eis „HelferHerz­en“und 1000 Euro aus.

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RP-FOTO: CHRISTOPH SCHMIDT Bekir Arslan mit einem Werbeplaka­t für die Hausaufgab­enbetreuun­g, die der Verein „Hand in Hand“eingericht­et hat.

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