Hildener will Spitzel anzeigen
Die innenpolitischen Auseinandersetzungen in der Türkei reichen bis nach Hilden und Monheim.
HILDEN/MONHEIM Die Türken stellen mit rund knapp 1000 Einwohnern die größte ausländische Landsmannschaft in Hilden. Viele weitere Einwohner haben türkische Wurzeln. Gut 5000 Hildener sind „Doppelstaatler“. Das muss man im Hinterkopf haben, um die Dimension der Ditib-Spitzel-Affäre richtig einzuschätzen. Sie hat das Zeug dazu, die Integration zu belasten und das Vertrauen der Türken in Deutschland untereinander und zwischen deutschen und türkischen Mitbürgern nachhaltig zu schädigen. Die Stadt Hilden stellt sich hinter den Verein, den sie 2011 mit ihrem Integrationspreis ausgezeichnet hat. „Ich habe dem Verein Hand-inHand jegliche mögliche Unterstützung zugesagt“, betont Dezernent Sönke Eichner: „Diese Geschichte ist rufschädigend. Deshalb habe ich Herrn Arslan auch geraten, dagegen vorzugehen. Die Stadt ist dem Verein außerordentlich dankbar, für das, was er aufgebaut hat.“Bekir Arslan hat angekündigt, Anzeige zu erstatten. Das juristische Verfahren wird vermutlich im Sande verlaufen. Der mutmaßliche Denunziant, der ehemalige Monheimer Imam K., hat Deutschland längst verlassen. Aber Bekir Arslan geht noch um etwas anderes. Und das ist vielleicht noch wichtiger. Er will Öffentlichkeit herstellen. Die Sache soll nicht unter den Teppich gekehrt werden. Genau das versucht der Islamverband Ditib.
Bekir Arslan (54) ist selbst ein Beispiel für gelungene Integration. Er kam mit vier Jahren als Kind türkischer Einwanderer nach Deutschland, machte Abitur, studierte Betriebswirtschaft und arbeitet heute als selbstständiger Unternehmensberater. Arslan hat‘s geschafft – für viele Kinder aus Zuwandererfamilien trifft das nicht zu. Sie fallen durch das Bildungsraster. „Vielen Eltern fehlte es an dem Verständnis für unser Schulsystem“, weiß Arslan: „Sie wissen nicht, welchen Beitrag sie selber leisten müs-
„Ich habe dem Verein Hand-in-Hand jegliche Unterstützung zugesagt
Sönke Eichner sen und können ihren Kindern nicht vermitteln, dass Schule Arbeit bedeutet.“Deshalb gründete der Hildener gemeinsam mit anderen Eltern den Verein „Hand in Hand“. Er organisiert unter anderem eine Hausaufgabenbetreuung. Einige Jahre fand sie in der Bücherei statt. „Das weckt die Neugier der Kinder und Jugendlichen, sich mit dem breiten Angebot der Bücherei zu beschäftigen“, lobte Bundestagsabgeordnete Michaela Noll (CDU). Heute ist Hand-in-Hand sowohl im städtischen Schulzentrum Holterhöfchen als auch im Evangelischen Schulzentrum vertreten. 2009 startete der Verein das Projekt „Groß hilft Klein – Schüler gleichen Chancen aus“. Abiturienten geben Kindern aus sozial schwachen Familien Nachhilfe. Ehrenamtlich und gratis. Diese vorbildliche Engagement zeichnete die Stiftung der DrogerieKette dm im vergangenen Jahr mit ihrem Regionalpreis „HelferHerzen“und 1000 Euro aus.