Arnulf Rainers Kunst verbirgt – und deckt auf
Ab Sonntag zeigt der Kunstraum GewerbeparkSüd eine faszinierende Auswahl aus dem Werk des österreichischen Malers.
HILDEN Begeistert zeigt sich Kulturamtsleiterin Monika Doerr von dieser Werkschau eines der bedeutendsten österreichischen Künstler der Gegenwart: „Wir freuen uns, dass wir gemeinsam mit der Galerie Breckner diese extra für Hilden konzipierte Ausstellung hier präsentieren können“, sagt die Kulturamtsleiterin. Am Sonntag wird die Schau im Kunstraum des GewerbeparkSüd eröffnet.
Es ist eine Ausstellung, die den Betrachter herausfordert. Im Mittelpunkt von „Struktur der Überdeckung“stehen Arnulf Rainers Grafiken und handbemalte Fotografien. „Es sind mehr als 40 Arbeiten des Künstlers zu sehen, ein Querschnitt durch Jahrzehnte“, berichtet Kunsthistoriker Stefan Skowron, der während der Vernissage am Sonntag in die Ausstellung einführen wird. Die Ausstellung dokumentiere, „wie faszinierend und vielgestaltig Übermalungen von Bildern, Gesichtern, Körpern und Flächen sein können“, so Skowron.
Arnulf Rainer, 1929 geboren, hatte sich erst dem Surrealismus verschrieben. Auch heute noch spürt man in manchen seiner Arbeiten das Surreale. Wie im Titelbild. Arnulf Rainer, alt und weißhaarig, vor seinem viel jüngeren Porträt. Wenige schwarze Pinselspuren verzerren die Mimik bis zur Grimasse. Innerhalb der vielen farbigen Grafiken an den Wänden ziehen die übermalten Fotografien in ihren Bann. Arnulf Rainers Gesicht und Körper sind überzogen von Strichen und Schlieren, wie Spinnweben, wie Gitter. Sie umhüllen, zerstören, als wäre der Mensch in sich eingesperrt.
Gleich einer Metamorphose geht das vor sich. Altes verschwindet – bis zur neuen Identität. Starre wird zur Bewegung. Bewegung zur Starre. Man fragt sich, warum er dieses oder jenes übermalt hat.
„Ich sehe bei einem Bild immer nur die schlechten Stellen. Diese zu vertuschen, einer nach der anderen, bis ich sie nicht mehr sehe, hat mich zur Übermalung geführt“, erklärte 1987 Arnulf Rainer. In vielen seiner Werke hat er das Motiv „Tod“hineingebracht. Im Kunstraum symbolisieren das die Grafiken mit dem Kreuz. Das Auge taucht im „Tiefseekreuz“ins schwärzeste Tief am Meeresboden und hinauf in die Vision von Meeresblau. Spannend bei den satt kolorierten Grafiken – ir- gendwo schimmert eine winzige Lichtquelle unter Farbe und Liniengeflecht durch. Der Besucher sieht zweierlei – das Übermalte und die Übermalung. In manchen Bildern erahnt man unter zarten Farbgesten Ursprüngliches.
Arnulf Rainer ist nicht nur Maler und Zeichner. Im Flur des Kunstraumes zeigen Unikate ihn auch als Aktionist, Freund der Videokamera und der Performance. Magie und Dynamik verbinden sich. Die „Schlangenfrau“mutet skurril und wunderlich an. Deren expressive Akrobatik hat der Künstler mit farbiger Ölkreide in Linien und Farbwischern übermalt. Gegenüber leises Schaudern bei einem Porträt des Künstlers, überzogen mit roten explosiven Farbspuren. Nein, Arnulf Rainer scheint nicht das Harmoni- sche der Welt sichtbar machen zu wollen. Er liebt es, sie neu zu gestalten.
Die Ausstellung ist im Gewerbepark-Süd, Hofstraße 64, zu sehen. Sie wird bis zum 26. März gezeigt. Die Öffnungszeiten sind Dienstag bis Freitag 14 bis 18 Uhr. Am Samstag, Sonntag und an Feiertagen ist die Ausstellung von 11 bis 16 Uhr zu sehen. Montags geschlossen.