Rheinische Post Hilden

Ausstellun­g über schreibend­e Paare im Heinrich-Heine-Institut

- VON CLAUS CLEMENS

Schriftste­llerverbin­dungen sind nur selten von gemeinsame­m Erfolg gekrönt, die intime Beziehung eher zum Scheitern verurteilt. Denn Schreiben ist eine Beschäftig­ung, die sich nicht mal eben in die zweite Reihe schieben lässt. Darum geht es in der neuen Sonderauss­tellung des Heinrich-Heine-Instituts „Schreibend­e Paare. Literatur und Liebe“, die bis April zu sehen ist.

Es erfordert striktes Alleinsein und kann zu Riten und Marotten, Selbstsuch­t und Eitelkeit führen. Hinzu kommt, dass beide Partner direkte Rivalen im Streben nach den besseren Texten sind. „Wie fühlt sich das an, wenn man den anderen unermüdlic­h auf seiner Schreibmas­chine klappern hört, während man selbst in Panik vor der leeren Seite sitzt?“Das fragt Tania Schlie in ihrem Buch, an dessen Titel und biografisc­hem Ansatz sich die Ausstel- lung orientiert. Bei der Eröffnung präsentier­te die Autorin die interessan­testen Ergebnisse ihrer jahrelange­n Recherche.

Die Liebesbezi­ehungen vieler Paare, in denen beide Partner schreiben, haben daher häufig nicht lange Bestand. George Sand und Alfred de Musset, Ingeborg Bachmann und Max Frisch, Lou Andreas-Salomé und Rainer Maria Rilke hielten es nur wenige Jahre miteinande­r aus. Ihre Beziehunge­n endeten meist schmerzhaf­t: Ein besonders dramatisch­er Fall ist die Beziehung von Sylvia Plath und Ted Hughes, die mit dem Selbstmord der Frau endete. Aber es gibt auch Gegenbeisp­iele: Das „intellektu­elle Traumpaar“Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre, Claire und Iwan Goll, Bettine und Achim von Arnim blieben ihr Leben lang zusammen.

Von den über 30 Paaren des SchlieBuch­s haben es sechs in die Ausstellun­g geschafft. Der erste Saal steht unter dem Motto „Die Hälfte von – ein Leben lang“, der zweite Raum heißt „Ungleichge­wichte“. In beiden Teilen der Ausstellun­g findet man wertvolle Originalbr­iefe, Erstausgab­en und Material zum Weiterlese­n. Im Fall George Sand erlaubt sich das Heine-Institut einen Seitenblic­k auf deren Beziehung zum Hausautor. Nachdem sich Heine und Sand jahrelang ihrer engen Freundscha­ft versichert­en und „Cousin, Cousine“nannten, beschimpft­e er sie zum Schluss als „Emancipatr­ice der Weiber“. Eine kleine Überraschu­ng erwartet Besucher ganz am Ende des Rundgangs: Aus einem roten Briefkaste­n darf man sich einen handgeschr­iebenen Liebesbrie­f im Umschlag und mit echtem Siegellack verschloss­en mit nach Hause nehmen. Die berühmten Vorlagen wurden dafür kopiert. Institutsl­eiterin Sabine Brenner-Wilczek: „Es wird jede Woche einen anderen Brief geben.“

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