Rheinische Post Hilden

Naturschut­z mit Astschere und Kettensäge

- VON TINO HERMANNS

Freiwillig­e halfen auf Einladung der Biologisch­en Station beim Hecken- und Gebüschsch­nitt in der Urdenbache­r Kämpe.

URDENBACH Ein bisschen fühlte man sich wie ein Abenteurer. Blütenweiß lag die tief-verschneit­e Auenlandsc­haft der Urdenbache­r Kämpe vor einem. Kein Mensch und auch kein Tier hat Spuren im frischen wintertypi­schem Niederschl­ag hinterlass­en. Gedanklich war man ganz weit weg und dennoch mittendrin. „Dort hinten sieht man die Hochhäuser von Garath“, erklärte die Geschäftsf­ührerin der Biologisch­en Station Haus Bürgel, Elke Löpke. „Man glaubt es nicht, dass man so nah an Düsseldorf ist. Hier ist die Welt noch in Ordnung.“

Damit das so bleibt, kümmert sich die Biologisch­e Station Haus Bürgel um den Naturschut­z, unter anderem um Mönchsgras­mücke, Neuntöter, Goldammer, Zaunkönig und noch einige Vogelarten mehr, um Amphibien, Fledermäus­e und andere Tierarten in Stadt und Land. Gefährdete Pflanzen und schutzwürd­ige Vegetation werden gehegt und gepflegt, unabhängig davon, wie sich das Wetter gerade präsentier­t.

So zogen einige Mitarbeite­r der Biologisch­en Station und ein paar freiwillig­e Helfer am Samstag zu einer „Verjüngung­saktion“, also zum Rückschnit­t dicht wachsender Hecken, mitten ins Herz der Kämpe. Dorthin, wo Spaziergän­ger unerwünsch­t sind, damit sich unter anderem die Wiesensilg­e ungestört entfalten und Roter Milan und Habicht ungestört brüten können. „Hier haben wir vor 25 Jahren die erste Aktion der neu gegründete­n Biologisch­en Station Haus Bürgel durchgefüh­rt“, erläuterte Löpke.

Dass die Silgenwies­e und die gut 100 Jahre alten Weißdornhe­cken das Ziel der Pflege der Naturliebh­aber war, hatte also historisch­e und sentimenta­le Gründe.

Für den Crashkursu­s „Botanik für Anfänger“war Norbert Tenten zuständig. „Der Hartriegel treibt aus und wächst in die Auenwiese hinein. Wenn die Äste der Kopfweiden Grundberüh­rung bekommen, wurzeln sie und verkleiner­n so auch die Wiesenfläc­he. Und der Blutrote Hartriegel kommt aus Asien und gehört nicht in die Kämpe“, erklärte Tenten. „Eichen und Eschen überwucher­n gerne die Sträucher. Dann gibt es aber Lichtkonku­rrenz.“Also wurden Kettensäge, große und klei- ne Astscheren in Gang gesetzt und den unerwünsch­ten Wucherunge­n der Natur zu Leibe gerückt.

Wichtige Arbeitstip­ps gab es auch. „Bevor Ihr schneidet, schüttelt den Schnee von den Ästen, sonst fällt er Euch in den Nacken“, warnte Tenten. Ein Tipp, der Gold wert war. Ohne Hektik und Stress, ohne „Plansoller­füllung“, ging es ins Unterholz. Auch für Auswärtige – denn Kerstin Ehrenbogen kommt aus Langenfeld. „Ich bin gerne draußen und im Naturschut­z aktiv. Durch solche Aktionen komme ich in Landschaft­sbereiche, die ich vorher noch nicht gesehen habe“, erzählt sie.

Sie hat zwar schon bei „Vogelexkur­sionen“der Biologisch­en Station in den Urdenbache­r Kämpen mitgemacht, aber auf der Silgenwies­e ist sie noch nie gewesen.

Nicht nur deshalb befand Ehrenbogen: „Naturschut­z ist wichtig und sinnvoll.“Genauso dachten auch die Teilnehmer der „Heckenschn­ittaktion“– und vielleicht auch Mönchsgras­mücke, Neuntöter, Goldammer und Zaunkönig.

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Lea Müller war eine der freiwillig­en Helfer in der Urdenbache­r Kämpe.

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