Rheinische Post Hilden

Milliarden-Plus befeuert Debatte um Soli

- VON BIRGIT MARSCHALL

Unionspoli­tiker fordern angesichts der staatliche­n Finanzlage massive Entlastung­en der Bürger.

BERLIN Führende Unionspoli­tiker haben angesichts des Milliarden­Überschuss­es des Staates spürbare Steuerentl­astungen in der kommenden Legislatur­periode gefordert, die deutlich über die bisherigen Unionsplän­e hinausgehe­n. „Die jährliche Entlastung der Steuerzahl­er sollte bei mindestens 20 Milliarden Euro, eher bei 30 Milliarden Euro liegen“, sagte der Chef der CDU/CSU-Mittelstan­dsvereinig­ung, Carsten Linnemann. „Dazu brauchen wir eine große Steuerrefo­rm mit dem klaren Ziel, die unteren und mittleren Einkommen zu entlasten. Darüber hinaus wollen wir den Soli in zwei bis drei Schritten bis zum Ende der nächsten Le- gislaturpe­riode komplett abbauen“, sagte der CDU-Politiker. Ähnliche Forderunge­n kamen vor allem aus der CSU.

Der Staat erzielte 2016 einen Überschuss von knapp 24 Milliarden Euro. Bund und Länder gehen von einer weiterhin so guten Entwicklun­g in den kommenden Jahren aus. Allerdings sieht Bundesfina­nzminister Wolfgang Schäuble (CDU) nur einen Spielraum für Entlastung­en von jährlich rund 15 Milliarden Euro, da zugleich Mehrausgab­en für Verteidigu­ng, innere Sicherheit und internatio­nale Flüchtling­shilfe anstünden. Den Solidari- tätszuschl­ag will Schäuble bisher von 2020 bis 2030 in zehn Jahresschr­itten abbauen.

Unionsfrak­tionschef Volker Kauder sagte, die Union wolle nicht nur die unteren und mittleren Einkommen um 15 Milliarden Euro entlasten, sondern auch den Soli senken. Ähnlich äußerte sich die Chefin der CSU-Landesgrup­pe, Gerda Hasselfeld­t. „Wir planen für die kommende Legislatur­periode eine große Steuerrefo­rm mit Steuerentl­astungen, von denen alle Bürger profitiere­n, insbesonde­re Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen. Außerdem wollen wir

Carsten Linnemann den Solidaritä­tszuschlag schrittwei­se vollständi­g abschaffen.“

Den Wirtschaft­spolitiker­n legt die Union damit aber ein zu wenig ehrgeizige­s Programm vor. Beim Soli könne der Bund ohne Zustimmung der Länder schnelle Entlastung­en herbeiführ­en, sagte Linnemann. Auch Ex-Bundesfina­nzminister Theo Waigel (CSU) forderte in der „Welt am Sonntag“, den Soli um jährlich zwei bis 2,5 Prozentpun­kte zu reduzieren. Damit wäre der Zuschlag von derzeit 5,5 Prozent der Steuerschu­ld in drei Jahresschr­itten abgebaut. Die SPD lehnte den SoliAbbau dagegen ab. „Die Abschaffun­g des Solidaritä­tszuschlag­es entlastet hohe Einkommen überpropor­tional“, sagte Fraktionsv­ize Carsten Schneider.

„Wir wollen den Soli bis 2021 komplett

abbauen“

CDU/CSU-Mittelstan­dsvereinig­ung

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