Preis für Alzheimer-Forschung
Alexander Büll will zur Entwicklung neuer Medikamente beitragen.
Mehr als 12.000 Düsseldorfer leiden an einer Demenzerkrankung, die meisten von ihnen an Alzheimer. Noch wurde kein wirksames Mittel gefunden, um die Krankheit zu heilen, aber die Forschung arbeitet unter Hochdruck sowohl an verbesserten Diagnoseverfahren als auch an neuen therapeutischen Ansätzen. Allein an der Düsseldorfer Uni kreisen mehr als 50 Wissenschaftler um das Thema Alzheimer. Zu ihnen zählt der Biophysiker Alexander Büll, Junior-Professor an der Uni, dessen Arbeit heute Abend von der „Alzheimer Forschung Initiative“und der Erwin-Niehaus-Stiftung prämiert wird.
Unter einem normalen Mikroskop sind diese Winzlinge kaum zu sehen. Es sind spezielle Tastmikroskope notwendig, um die Umrisse von Proteinfasern erkennen zu können. Sie könnten ein wichtiges Stück im großen Puzzle sein, könnten Aufschluss darüber geben, wie die Krankheit entsteht. Denn aus diesen Proteinfasern bestehen die Eiweißablagerungen in den Gehirnen von Alzheimer-Patienten, die sogenannten Plaques. Bisher ist das Rätsel nicht gelöst, welche Moleküle und Proteine dazu führen, dass sich die Fasern – deren Vorstufe sich auch in gesunden Gehirnen finden – verklumpen. „Beim gesunden Menschen werden verbrauchte Eiweißmoleküle im Gehirn von Enzymen zerkleinert und die Bruchstücke abtransportiert. Dieser Mechanismus ist bei Alzheimer-Patienten gestört“, erläutert Alexander Büll. Heißt: die körpereigene Müllabfuhr versagt.
Der Wissenschaftler entwickelt mit seinem Team eine experimentelle Methode, bei der Eiweißverklumpungen im Reagenzglas künstlich erzeugt werden. „Dabei sollen sich die Proteinfasern innerhalb kleiner Mikrochips aus Glas und Kunststoff in feinen Kanälen zu Plaques verklumpen.“Die Wissenschaftler hoffen, deren Wachstum und Ausbreitung beobachten zu können und gleichzeitig herauszufinden, wie verschiedene Stoffe auf die künstliche Plaques wirken. „Wir hoffen, einen Ansatz für die Entwicklung neuer Medikamente gegen die Krankheit zu finden.“
Lange Zeit glaubte die Wissenschaft, dass diese Eiweißklumpen giftig sind. „Durch aktuelle Forschungsergebnisse wissen wir nun, dass die Plaques selbst gar nicht so zerstörerisch sind, dass sie aber den Nährboden für giftige Stoffe bilden.“So könnten die Medikamente der Zukunft ganz unterschiedlich wirken. Einerseits könnten sie das körpereigene Schutzsystem stärken, damit verbrauchte Eiweißmoleküle aus dem Gehirn abtransportiert werden. Aber es wäre auch denkbar, die Plaques als Nährboden für giftige Substanzen „auszutrocknen“oder ganz aufzulösen.
Alexander Büll (35), der in Cambridge promoviert hat, leitet als Junior-Professor eine Arbeitsgruppe an der Uni. Mit dem Erwin-Niehaus-Preis (dotiert mit 40.000 Euro), erhofft er sich einen finanziellen Anschub für seine Forschung.