Hildener rücken dem Müll zu Leibe
120 ehrenamtliche Müllsammler befreiten beim „Dreck-Weg-Tag“Plätze, Wege und Grünflächen von Abfällen.
HILDEN Angesichts dieser Gesellschaft dürfte sich wohl jeder Spaziergänger zweimal überlegt haben, ob er Bonbonpapier oder Zigarettenkippen achtlos auf den Boden fallen lässt: Denn wer am Samstagvormittag vom Parkplatz vor dem Hallenbad Hildorado über den Weg entlang des Helmholtz-Gymnasiums bis zur Ringwallanlage Holterhöfchen schlenderte, begegnete immer wieder mit Handschuhen und Greifern ausgestatteten Mitbürgern, die allerlei Unrat in ihre Müllbeutel füllten.
„Hier findet man ja wirklich alles“, sagte Jens Mogel, der unter einem Busch am Wegesrand unter anderem eine Wodka-Flasche und ein Bündel alter Zeitungen hervorholte. „Ich habe auch den Eindruck, das wird immer mehr“, urteilte der junge Mann, und seine Mitstreiterin Chantal Heller ergänzte: „Es ist schon traurig, wie viele Sachen einfach neben die Mülleimer geworfen werden.“Mogel und Heller gehörten zur 17-köpfigen Gruppe des Tanzcorps Kniebachschiffer, das sich erstmalsin Truppenstärke am „Dreck-Weg-Tag“des Hildener Stadtmarketings beteiligte.
Die Aktion, die am Samstag zum achten Mal stattfand, soll die regelmäßigen Reinigungsarbeiten des Zentralen Bauhofes durch bürgerschaftliches Engagement ergänzen. Dabei suchen die Planer stets einen Termin am Übergang zwischen Winter und Frühling, um keine brütenden Vögel zu stören. Neben Vertretern von Parteien, Vereinen und Verbänden folgten auch engagierte Privatleute dem Aufruf der Stadt – unter ihnen Friederike Delater: „Ich war vor sechs Jahren schon einmal dabei, damals mit meinem ersten Enkel“, erzählte die Hildenerin, und fuhr fort: „Er wäre auch heute gern wieder mitgekommen, hat aber ein Fußballspiel.“
Dafür konnte sie diesmal auf die tatkräftige Unterstützung ihres jüngeren Enkelsohnes Levi (5) bauen. Gemeinsam sammelten sie Papierschnipsel und Zigarettenstummel. „Davon liegen hier so viele herum, dass wir eigentlich in den nächsten zwei Stunden gar nicht fertig werden können“, sagte Delater kopfschüttelnd. Für sie hat die Aktion durchaus auch einen erzieherischen Charakter. „Wer jetzt den Müll anderer wegräumen muss, dem werden vielleicht die Augen geöffnet.“So sieht es auch Volker Hillebrand vom Hildener Stadtmarke- ting: „Die jungen Leute, die hier mitmachen, können auch ein wenig ihre Eltern und Kollegen erziehen.“Der Park Holterhöfchen, in dem sich täglich rund 4000 Schüler aufhalten, gehört immer zu den Standorten, an denen die Teilnehmer der Aktion dem Müll den Kampf ansagen. Auch aus dem Ententeich im Park fischten die ehrenamtlichen Müllsammler Plastikflaschen und Verpackungsmaterial.
Weitere Schauplätze des „DreckWeg-Tages“waren am Samstag der Park & Ride-Parkplatz am Nordring und das Gebiet Giesenheide sowie die Spazierwege rund um das Waldschwimmbad und die Umgebung des Menzelsees am Stadtrand.
An jedem der vier Treffpunkte im Stadtgebiet stand ein Fahrzeug des Zentralen Bauhofes bereit, um den eingesammelten Abfall abzutransportieren. „Insgesamt sind 120 Personen im Einsatz – 84 werden später auch noch beim gemeinsamen Imbiss auf dem Bauhof dabei sein, sie haben sich angemeldet“, berichtete Volker Hillebrand. Und die Gaumenfreuden hatten sich die Helfer am Mittag auch verdient: Etwa zwei Tonnen zusätzlicher Müll türmte sich nach erledigter Arbeit auf dem Gelände des Bauhofes.
Die Aktion „Saubere Stadt“(Info) hat sich offensichtlich nicht weit genug herumgesprochen – und wird auch kaum beworben.