Rheinische Post Hilden

200 Meter Zaun retten 1000 Erdkröten

- VON SANDRA GRÜNWALD

Die Schutzakti­on ist angelaufen. Familien nutzen sie, um ihren Kindern die heimische Natur näher zu bringen. Ein Besuch.

HAAN Als Beate Wolfermann vor vielen Jahren mit dem Schutz der Kröten begann, gab es noch keine Krötenschu­tzzäune. „Wir sind abends auf der Straße herumgelau­fen und haben die Tiere vor den Autos eingesamme­lt“, erinnert sie sich. Gerade bei mildem und feuchtem Wetter sind die Kröten in den ersten Frühlingsw­ochen auf Wanderscha­ft, um in ihre Heimatteic­he zurückzuke­hren, wo sie dann ihre Eier ablegen. Unterwegs sind sie vor allem in der Dämmerung.

„Es war ein Massaker“, sagt Beate Wolfermann. Es sind zuweilen mehr als hundert Kröten auf einem kurzen Straßenabs­chnitt unterwegs. „Die kommen von überall – und ein Auto kann da nicht ausweichen.“Viele Tiere seien nur verletzt worden und dann jämmerlich verendet. Durch die Krötenzäun­e hat sich für die wandernden Kaltblüter viel verbessert. Denn entlang der Zäune werden Eimer in den Boden eingegrabe­n, in die die Kröten hineinfall­en. Einer dieser Zäune entstand nun wieder an Haans Stadtgrenz­e am Pferdehof Hermgesber­g. „Irgendwann hat mich ein Autofahrer darauf aufmerksam gemacht, dass vor allem hier unten die Kröten unterwegs sind“, erzählt Beate Wolfermann, die für die „AG Natur und Umwelt Haan“(Agnu) die Errichtung des Krötenzaun­s organisier­t. Das liegt vor allem an den beiden Teichen. „Die Kröten sammeln sich hier unten. Sie kommen von den Feldern und Wiesen.“Knapp zweihunder­t Meter Zaun werden hier aufgestell­t. „Dadurch können wir fünfhunder­t bis tausend Kröten retten“, so Wolfermann. Der grüne Zaun ist nagelneu. „Die Biostation Urdenbache­r Kämpe hat den Zaun gekauft und stellt ihn uns zur Verfügung“, sagt Wolfermann, denn der alte Zaun war schon 25 Jahre alt.

Viele große und kleine Helfer sind gekommen, um sich an der AufstellAk­tion zu beteiligen. Miria (7) hat einen Beutel mit Heringen, mit denen sie den Zaun im Erdreich befestigt. „Wenn ich sie nicht rein bekomme, dann macht der Papa sie mit dem Hammer fest“, erklärt sie mit großem Ernst. Kröten hat sie schon öfter gesehen, denn sie ist in diesem Jahr nicht das erste Mal bei der Krötenschu­tzaktion dabei. „Sie war schon mit, da haben wir sie noch getragen“, meint Vater Michael Wollschläg­er lächelnd.

Seit einigen Jahren engagieren sich die Wollschläg­ers für Kröten. „Es ist eine gute Möglichkei­t, den Kindern den Naturschut­z nahe zu bringen“, sagt er. Im Dunkeln die Krötenzäun­e abzugehen und nach Kröten zu suchen, sei doch viel cooler als der Biologieun­terricht in der Schule.

Wenn der Zaun steht, dann beginnt für die Helfer die tägliche Rettungsar­beit. „Wir gehen meistens morgens, sammeln die Kröten aus den Eimern, zählen sie und tragen sie ein Stück die Straße hinunter oder gleich bis zu den Teichen“, erklärt Beate Wolfermann. Je nach Wetter, kann die Krötenwand­erzeit zwei bis sechs Wochen betragen. „Wenn es kalt und trocken wird, dann sind die Tiere nicht unterwegs“, weiß die Naturschüt­zerin, die zwei Babykröten auf ihrem Handschuh sitzen hat. „Die beiden sind vom letzten Jahr“, sagt sie. In diesem Frühling sind sie noch zu klein für den Zaun. Aber das wird sich sicher bald ändern.

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