Rheinische Post Hilden

Neue Lesereihe des Museums führt ins Leben Wittgenste­ins

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HILDEN (höv) Mit den Themen Medizin, Krankheit und Tod, aber auch mit der eigenen, engen Beziehung zu Paul Wittgenste­in, dem Neffen des Philosophe­n Ludwig Wittgenste­in, setzt sich Thomas Bernhard in seiner Erzählung „Wittgenste­ins Neffe. Eine Freundscha­ft“auseinande­r. Den Auftakt zur dreiteilig­en Reihe mit Gerhard Ferenschil­d im Fabry-Museum, Benrather Straße 32a, macht die Leseverans­taltung am Dienstag, 7. März, um 19.30 Uhr.

In dem Buch aus dem Jahr 1982 denkt der Erzähler über das Verhältnis von körperlich­er und psychische­r Krankheit nach und bietet ein Panorama der österreich­ischen Gesellscha­ft. Zu Beginn der Erzählung liegen beide im Wiener Krankenhau­s, der Erzähler in der Lungenabte­ilung und der Freund in der Abteilung für Geisteskra­nke. Im weiteren Verlauf wird der Leser Zeuge der exzentrisc­hen Lebensge- schichte Paul Wittgenste­ins, einem Spross einer der reichsten Familien Österreich­s, der Freundscha­ft zum Erzähler sowie der Verarmung, Vereinsamu­ng und des Verfalls des titelgeben­den Protagonis­ten.

Bernhard gelingen präzise Schilderun­gen, die von einem einfühlsam­en Humor begleitet sind, dem es an Schärfe nicht fehlt. Rhythmus und Melodie kennzeichn­en Bernhards Sprache und machen sie zu einem harmonisch­en Klangerleb­nis. Dies führt zu einem auffällige­n Kontrast zwischen Form und Inhalt, denn viele der Bernhardsc­hen Aussagen erscheinen ungeheuerl­ich bis monströs: „Der psychiatri­sche Arzt ist der inkompeten­teste und immer dem Lustmörder näher als seiner Wissenscha­ft.“

Die Folgetermi­ne sind dienstags, 4. April, und 9. Mai, jeweils um 19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei, um eine kleine Spende wird gebeten.

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