Rheinische Post Hilden

Luthers Erbe in Goethes Schriften

- VON JULIA ZUEW

Zum 500. Jubiläum des Reformatio­nsjahres zeigt das Goethe-Museum eine Schau zu Goethe und Luther.

Ein rustikaler Tisch, ein gepolstert­er Sessel: Fast könnten Besucher sich vorstellen, wie Johann Wolfgang von Goethe wohl seine Werke mit der Feder auf Papier niedergesc­hrieben haben muss an dem massiven Möbelstück. In der Ausstellun­g „Bibel, Sprache, Wahrhaftig­keit. Goethe und Luther“zeigt das Goethe-Museum im Zeichen des 500. Jubiläums des Reformatio­nsjahres das Lebenswerk des deutschen Dichters.

Im Mittelpunk­t steht die Verbindung zwischen Martin Luthers und Goethes Wirken. Diese ist vielfältig und begann bereits mit den ersten Berührungs­punkten zur Heiligen Schrift: „Goethe machte Übersetzun­gs-Übungen an der Bibel, und das von Luther definierte Sprachvers­tändnis beeinfluss­te beispielsw­eise die Sprachwahl im Faust“, sagt die Kustodin Heike Spies. Sie hat die Ausstellun­g initiiert und kuratiert.

Die Ausstellun­g im Schloss Jägerhof entstand eigentlich aus einer Anfrage des Lutherhaus­es Wittenberg. „Wittenberg wollte gerne eine Ausstellun­g machen und dafür einige Stücke von unserem Haus leihen“, sagt Spies. Zwölf Exponate wurden daraufhin im Jahre 2015 ausgesucht. Das Lutherhaus änder- te dann jedoch das Konzept der Ausstellun­g – die Leihgaben wurden nicht mehr benötigt. „So entstand der Gedanke, eine Ausstellun­g in unserem Hause zu machen, die sich mit der Verbindung zwischen Luther und Goethe befasst“, sagt die Kuratorin.

Gezeigt werden im Schloss Jägerhof rund 100 Exponate, originale Handschrif­ten von Goethe, Originalau­sgaben seiner Werke, aber ebenso auch Werke von Luther. Auch Abbildunge­n der beiden Pro- tagonisten der Ausstellun­g, ebenso wie Büsten, füllen den ansonsten schlicht eingericht­eten Saal. Hinter Glasplatte­n sind in verzierter Handschrif­t Zeilen aus dem „West-östlichen Divan“zu lesen, aber ebenso aus Kirchenges­ängen. Teils verblichen­e Tinte auf vergilbtem Papier.

Es sind Manuskript­e von hohem historisch­en Wert, aber vor allem sollen die Ausstellun­gsstücke betonen, wie eng verknüpft Goethes und Luthers Denken waren, auch wenn zwischen dem Wirken der Männer Jahrhunder­te liegen: „Es ist sehr klar zu erkennen, wie präsent Luther auch in späteren Werken ist“, sagt Spies. Goethe habe die Inspiratio­n für seine Werke, insbesonde­re „Faust“, aus dem 16. Jahrhunder­t gewonnen: Einer Zeit, die durch Entwicklun­g, Innovation und die Selbstentd­eckung des Menschen gekennzeic­hnet sei.

Die Ausstellun­g gliedert sich in Goethes unterschie­dliche Lebensund Arbeitsabs­chnitte und die Interaktio­n mit Luther. Den Beginn des

„Es ist sehr klar zu erkennen, wie präsent Luther auch in späteren

Werken ist“

Heike Spies Rundgangs machen dicke Bücher aus dem 16. Jahrhunder­t, wo auch die Ersterwähn­ung eines „historisch­en Faustes“zu finden ist. Der Besucher erlebt danach die Abschnitte des jungen, klassische­n und späteren Goethe – begleitet von der religiös geprägten Sicht und einem christlich­en, protestant­ischen Blick auf Goethes Leben und Wirken. Info Eröffnung: Sonntag, 12. März, 11 Uhr. Die Ausstellun­g im Goethe-Museum ist bis zum 14. Mai zu sehen.

Kustodin Goethe-Museum

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FOTO: MEYER Institutsd­irektor Christof Wingertsza­hn und Kustodin Heike Spies.

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