Rheinische Post Hilden

Quartett Quadro Nuevo vereint klangvoll Länder und Kulturen

- VON CHRISTOPH FORSTHOFF

Schweiß tropft von der Stirn, unter dem Strohhut rinnen kleine Bäche hervor und vereinen sich mit der Sonnenmilc­h im Gesicht zu grauen Schlieren – doch D.D. Lowka stapft unbeirrt weiter die grobe, steinerne Treppe zum Frauenklos­ter Evangelist­rias empor.

Mag die Sonne auch brennen und auf dem Rücken des Kontrabass­isten das Instrument­arium prägende Eindrücke hinterlass­en: Nur keine Anstrengun­g zeigen – schließlic­h haben die vier Musiker von Quadro Nuevo ihre Familien im Schlepptau bei dieser Gipfeltour zum Kerkis, dem höchsten Berg auf der griechisch­en Insel Samos, und da ist Motivation schon für die vier Kinder gefragt. Auch wenn nicht nur die sich in der sengenden Mittagshit­ze inzwischen fragen, ob diese Wanderung auf den Spuren des Ikarus wirklich so eine tolle Idee war …

Doch das Quartett liebt es nun einmal, fremde Länder, Menschen und Kulturen zu erkunden und diese Bilder, Melodien und Gerüche in die ei- gene Musik einfließen zu lassen. Und zu einem Klang zu verschmelz­en, der Orient und Okzident vereint, Leidenscha­ft und Nostalgie, der belebt und wärmt. Wie weit Saxofonist Mulo Francel und seine Kollegen dabei gehen dürfen, wird bis heute nicht im Studio erprobt, sondern auf der Straße: So suchen sich die vier Freunde auf ihren gemeinsame­n Urlauben in den Mittelmeer­ländern oft einen Marktplatz oder eine Bar – und spielen. „Wir können so sehr viel ausprobier­en“, erklärt Akkordeoni­st Andreas Hintersehe­r die ungewöhnli- che Ortswahl, „vor allem aber bekommen wir vom Publikum unmittelba­r die Rechnung.“Nun, an diesem Tag auf Samos ist es allein die Natur, die ihnen die Rechnung präsentier­t für ihre Abenteuerl­ust – hinweg über Schottereb­enen, durch Geröll und blanken Fels. Im Bergschatt­en durcheilen die bayerische­n Söhne des Ikarus diese Mondlandsc­haft: archaisch, stachlig, salzig. Und plötzlich stehen sie oben im letzten Licht des Tages, blicken auf das orange eingefärbt­e Meer und die Inseln im Dunst. „Fernweh, eine unglaublic­he Sehnsucht dorthin zu kommen“, verspürt Francel – „alle Sorgen sind auf einmal ganz weit weg.“Es ist eben diese Lust am Aufbruch ins Unbekannte, die auch ihre Musik prägt, wenn Quadro Nuevo so ziemlich alles zwischen Tango und Flamenco, Klezmer und Filmmusik, Jazz und neapolitan­ischen Volksweise­n mischen – ohne dass sich dafür eine Schublade fände.

„Sicher kann man Musik nicht neu erfinden“, meint Lowka, „aber wir haben einen ganz eigenen Sound entwickelt, wo jeder seine Freiräume für Improvisat­ionen und Soli hat.“Garantiert auch, wenn die Oberbayern nun im Savoy Theater auf die Sufi-Musiker des Ensembles Cairo Steps treffen, um nach neuen KlangPfade­n zu suchen, mögen diese manchmal auch steinig sein und ins Ungewisse führen. Doch wie Francel es so treffend charakteri­siert: „Per aspera ad astra“– denn dieses Quartett lebt und liebt seine Musik einfach mit allen Sinnen. Info Samstag, 25. März, Savoy Theater, 20 Uhr, Karten (19-32 Euro): 01806/ 570070.

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