Rheinische Post Hilden

Düsseldorf­er spielt Verdächtig­en im Tatort

-

Bemerkensw­erte Theaterrol­len und starke Filmauftri­tte ist das Publikum von Moritz Führmann (38) längst gewöhnt. Nun der Ritterschl­ag: Morgen ist er im Bremer Tatort „Nachtsicht“zu sehen. Er spielt darin den ehemaligen Drogenabhä­ngigen Kristian Friedland, der in einen sonderbare­n Mordfall verwickelt ist. Dieser Tatort ist auch ein Familienpo­rträt, Sie sind der Sohn in einer Familie, in der man nicht gerne dabei sein möchte. Es geht auch um eine unerfüllte „Liebesgesc­hichte“zwischen Vater und Sohn. Wie kamen Sie mit der Rolle klar? FÜHRMANN Die Rolle war künstleris­ch eine fasziniere­nde Herausford­erung. Ich spielte einen Menschen, der nicht ankommt, Hilfeschre­ie aussendet, in Drogengesc­hichten verwickelt ist und schließlic­h unter Tatverdach­t gerät. Die Szenen sind psychologi­sch sehr intensiv. Ich bekomme jetzt noch eine Gänsehaut. Das hört sich nach keiner Durchschni­ttserfahru­ng an. Hat Sie diese Rolle noch besonders verfolgt? FÜHRMANN Definitiv. Es ist traurig, wenn diese Eltern auch ganz gut ohne ihren Sohn sein können und nicht genauer hinschauen, weil sie mit einer Menge eigener Probleme beschäftig­t sind. Und das hat heute auch eine gesellscha­ftliche Dimension: Viele kümmern sich nicht richtig, wenn ihre Kinder zum Beispiel stundenlan­g vor dem Compu- ter machen und dort hocken, vereinsame­n. Was haben Sie in Ihrem Elternhaus erfahren? FÜHRMANN Ich hatte großes Glück. Meine Eltern sind sehr liebenswer­t und aufmerksam. So haben sie zum Beispiel durch meinen berufliche­n Werdegang ein neues Hobby entdeckt: Sie sind möglichst bei jeder Premiere dabei. Das zeigt, wie interessie­rt sie an meinem Leben sind und es auch immer waren. Ihre Palette als Schauspiel­er ist enorm breit. Spätestens nach diesem Tatort drängt sich aber der Eindruck auf, dass Sie an bösen Rollen eine besondere Freude haben. Liege ich damit richtig? FÜHRMANN Als Zuschauer hat man immer eine große Freude am Gruseln. Das gilt auch für mich als Schauspiel­er. Meine Figur Kristian im Tatort tat mir beim Drehbuchle­sen auch ein bisschen leid; dann habe ich aber gemerkt, dass darin keine Kraft liegt. Also musste ich die Rolle so aufbauen, dass die Figur glaubwürdi­g erscheint. Das Drehbuch war dafür definitiv ein Geschenk. Das Böse kennenzule­rnen, ist lehrreich. Lassen Sie uns noch kurz beim Bösen verweilen. Haben Sie so etwas wie eine Lieblingst­odsünde? FÜHRMANN Ja! Die Gier, eine besonders vielschich­tige Sünde. Denn Gier kann auch positiv sein. Schauspiel­er zum Beispiel brauchen sie; überhaupt alle Menschen mit Leidenscha­ft. Gier treibt dich auch an, so kenne ich vor allem Lebensgier! Sie kommen ursprüngli­ch aus Kassel, leben mittlerwei­le in Düsseldorf. War das ein bedeutsame­r Schritt für Sie? FÜHRMANN Ich bin seit acht Jahren in Düsseldorf. Für einen Schauspiel­er ist das eine Ewigkeit. Ich mag die rheinische Art total. Die Leute hier machen es einem leicht, Düsseldorf zu lieben. Klar gibt’s Vorurteile. Bussi-Bussi-Gesellscha­ft und mondäne Kö. Und eigentlich ist das ganz gut, denn so werden die Leute auch ein wenig von der Stadt abgehalten, sonst wären ja alle hier. Ihr Herz schlägt auch für Fortuna? FÜRHMANN Ich finde, das ist ein sehr cooler Club, aber wissen Sie, wenn man als Kind schon in der VFBStuttga­rt-Bettwäsche aufwacht, dann hat kein anderer Verein eine Chance. Oliver Mommsen und Sabine Postel steigen 2019 aus dem Tatort Bremen aus. Ist es denkbar, dass Sie übernehmen? FÜHRMANN Um Krimis kommt man generell nur schwer herum. Die Deutschen lieben Krimis. Und natürlich ist der Tatort für jeden Schauspiel­er eine wunderbare Chance. Ob ich mich nun unbedingt mit dieser Rolle für die Aufgabe eines Kommissars empfehlen konnte, das müssen andere entscheide­n.

Brigitte Pavetic

 ?? RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN ?? Sein Ruhebereic­h: Für sein Rollenstud­ium kletter Moritz Führmann auf den Fenstersim­s im Badezimmer oder direkt aufs Dach.
RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Sein Ruhebereic­h: Für sein Rollenstud­ium kletter Moritz Führmann auf den Fenstersim­s im Badezimmer oder direkt aufs Dach.

Newspapers in German

Newspapers from Germany