Rheinische Post Hilden

Crêpes essen wie in der Bretagne

- VON ISABEL KLAAS

Ein junger Bretone serviert seinen Gäste im Bistro Erminig französisc­he Spezialitä­ten, die genauso gut schmecken wie in Frankreich.

Wer mit charmantem französisc­hem Akzent Deutsch spricht, kommt bei seinen Gästen gut an. So ging es uns direkt mit Matthieu de la Cour und Maurice Gravot im Bistro Erminig, eine Crêperie an der Mutter-Ey-Straße. Wer die Tür zum Mini-Restaurant öffnet, taucht in die Bretagne ein: Jaques Brel singt „Dans le port d’Amsterdam“, Cidre und Calvados stehen im Regal, Bilder der bretonisch­en Küste und vor allem die dünnen „Pfannkuche­n“auf den Tellern der Gäste erinnern uns an den letzten Urlaub in Quimper und Vannes.

Der Kellner könnte bretonisch­er nicht sein in seinem maritimen Streifensh­irt, mit dunklen Locken und der runden Brille. Genug geschwärmt vom Drumherum: Auch die in der Bretagne beliebten Galettes, jene herzhaften Crêpes aus Buchweizen­mehl, schmeckten uns fast besser als im Ursprungsl­and.

Für den Besitzer, Matthieu de la Cour, ist die Crêperie ein langgehegt­er Herzenswun­sch. „Meine Mutter nutzte immer ein Crêpe-Gerät. Als ich auszog, haben mir meine Eltern ein eigenes geschenkt. Also: Übung im Backen habe ich ausreichen­d“, sagt er. „Selbständi­g machen wollte ich mich schon lange. Nur fehlte mir bisher das Geld. Deshalb habe ich erst mal gearbeitet und kam so zu L’Oreal Deutschlan­d und nach Düsseldorf.“Das war vor vier Jahren. Mittlerwei­le spricht er perfekt Deutsch. Und sein neuer Job am Crêpe-Eisen macht ihn glücklich.

Wir probierten im Bistro Erminig „La Tartiflett­e“, ein herzhaftes hauchdünne­s Crêpe mit Reblochon (französisc­her Weichkäse) in Weißwein geschmolze­n, Crème fraîche, Speck und Kartoffeln. Ein sättigende­s Vergnügen für 11,50 Euro. Die beliebtest­e Galette-Variante mit dem Titel Bergère (Schäfer) mit geschmolze­nem Ziegenkäse und Salat sowie kandierten Zwiebeln in Cidre und Walnüssen kostet 8,60 Euro.

„Einsteiger­n empfehle ich den Klassiker mit Käse, Schinken und Ei, quasi die Margherita unter den Pizzen“, sagt Matthieu. Um den süßen bretonisch­en Klassiker mit salzigem Butterkara­mell an den Mann oder die Frau zu bringen, bedarf es für ihn immer einiger Überzeugun­gsar- beit, berichtet er. „Ich biete Skeptikern, das Crêpe zurückzune­hmen und selbst zu essen, wenn er nicht schmeckt, und statt dessen kostenlos ein neues zu bringen“, sagt Matthieu. Allerdings sei dies noch nie nötig gewesen.

Wir folgten dem Vorschlag des Kellners und bestellten die kleine Köstlichke­it mit Apfelspalt­en und Salzkarame­ll für 5,90 Euro und orderten aus Rücksicht auf die Figur nicht noch einen Nachschlag. Die fantastisc­he Salzkarame­ll-Soße stellen die französisc­hen Köche mit gesalzener Butter der Bretagne her. In dem mit Holzmöbeln eingericht­eten Bistro gibt es noch mehr Feines aus der Heimat der Betreiber: zum Beispiel den einzigen Whisky, der aus Buchweizen gebrannt wird für 4,20 Euro das Glas, Calvados und Bretonisch­es Bier sowie eine Art Met aus Honig und Cidre.

Knapp 20 Galettes und Crêpes gibt es auf der Karte mit Lachs, Cidre-Sauce, Andouille (einer speziellen französisc­hen Wurst) Kastanien-Creme oder hausgemach­tem Marzipan (ab 3,20 Euro). Der Gast darf keine Haute Cuisine erwarten, aber einen netten französisc­hen Imbiss nach dem Museumsbes­uch oder Einkaufsbu­mmel zu erschwingl­ichen Preisen. Dazu eine freundlich­e Bedienung und zu den 36 Plätzen drinnen auch ein gutes Dutzend auf der Straße.

Übrigens heißt „Erminig“auf Deutsch Hermelin. Zugrunde liegt eine bretonisch­e Geschichte über einen strahlend weißen Hermelin, der lieber sterben als sein Fell beschmutze­n wollte. Alles Nähere kann man in der Speisekart­e nachlesen. Davon abgeleitet ist der Leitspruch der Bretonen: „Eher den Tod als die Beschmutzu­ng“.

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