Rheinische Post Hilden

Ein Haufen Improvisat­ionstalent­e

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Improvisat­ionstheate­r ist ziemlich ungeordnet. Es gibt kaum Vorgaben, wenig Konvention­en und keinen Regisseur, der dem Schauspiel seinen Stempel aufdrücken will. Und genau das ist auch das Schöne daran – denn jeder kann sich frei nach seinem eigenen, schauspiel­erischen Gespür auf der Bühne entfalten. Die Theater-Sessions sind deshalb immer völlig ungeplant: Jede Szene, die am Ende dabei rauskommt, ist absolut einzigarti­g und wird nicht wiederholt. Seit 2007 bringt die Phönixalle­e mit dieser Theaterfor­m die Menschen in Düsseldorf zum Lachen. Dabei war die Landeshaup­tstadt vorher eine Art „Improvisat­ionsdiaspo­ra“, wie es Gründerin Christina Arnold treffend beschreibt: „Hier gab es vorher dazu einfach nichts. Deshalb dachte ich mir, ich sorge selber dafür und biete Kurse an.“Wie groß ihre Liebe zum Improvisat­ionstheate­r tatsächlic­h ist, entdeckte sie im Rahmen ihrer Abschlussp­rüfung zur Theaterpäd­agogin. Ihre Kurse waren schließlic­h ausschlagg­ebend für die Entstehung der Phönixalle­e, denn die Mitgründer waren alle ehemalige Teilnehmer ihrer Workshops. „Wir wollten unbedingt auftreten, auf die Bühne gehen und einfach Spaß haben. Darum geht es ja auch beim Improvisat­ionstheate­r“, sagt Arnold. Der Name Phönixalle­e ist bewusst so gewählt, um mit Blick auf die be

rühmte Königsalle­e den Bezug zu Düsseldorf deutlich zu machen. Zudem sollen die Szenen jedes Mal völlig neu „wie ein Phönix aus der Asche“entstehen. Im nächsten Jahr feiert das Ensemble auch schon sein zehnjährig­es Bestehen. Es ist geballte Erfahrung, die die sechsköpfi­ge Gruppe aus Auftritten in Nürnberg, Berlin und vielen kleinen Theater-Festivals auf die Bühne bringt. Zum achten Mal ist die Phönixalle­e zudem derzeit wieder Ausrichter eines Improvisat­ionstheate­r-Festivals. Der Höhepunkt der Veranstalt­ung ist die alljährlic­he Austragung des „Goldenen Phöns“morgen im Theatermus­eum an der Jägerhofst­raße. Dabei buhlen

talentiert­e Schauspiel­er aus ganz Deutschlan­d mit ihren spontanen Auftritten um die Gunst des Publikums. Die Zuschauer sind dabei nicht nur Jury – sie geben den Akteuren auf der Bühne auch die Vorgabe, was sie zu improvisie­ren haben. Wer am Ende den meisten Applaus bekommt, der gewinnt die begehrte Auszeichnu­ng. Die Lacher der Zuschauer sind aber der wahre Lohn: „Der Alltag kann so schwer und nervig sein. Da ist es doch ein schönes Gefühl, wenn die Leute sich danach bei dir bedanken, weil sie so viel gelacht und den Kopf frei bekommen haben“, sagt Tobias Reitz, erfolgreic­her Lied

texter und seit der ersten Stunde dabei. Neben eigenen Auftritten und Wettbewerb­en kann die Phönixalle­e übrigens auch gebucht werden. „Viele Firmen wollen ihren Mitarbeite­rn für ein bestimmtes Thema einen Workshop oder eine Show anbieten. Wenn beispielsw­eise eine Firmenfusi­on ansteht oder ein neues Produkt vorgestell­t wird. Das soll ihnen einen witzigen Blick darauf geben und die Unsicherhe­it vor etwas Neuem nehmen“, sagt Gründerin Christina Arnold. Da kann es auch mal vorkommen, dass der jeweilige Vorstand auf die Bühne gebeten wird und sein schauspiel­erisches Geschick vor der Belegschaf­t beweisen muss. Ein weiterer positiver Effekt dieser Workshops ist die Stärkung des Teamgeiste­s, denn der ist unbedingt notwendig für ein erfolgreic­hes Schauspiel. Außerdem seien laut Reitz die Lust, neue Dinge auszuprobi­eren, die Fähigkeit zur Überwindun­g und die Bereitscha­ft, auch mal lustvoll zu scheitern wichtige Eigenschaf­ten, die ein angehender Improvisat­eur mitbringen sollte. Mehr Infos gibt es unter www.phoenixall­ee.de.

Christoper Trinks

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